Britische Aktien lassen Anleger träumen

Viele Papiere aus Grossbritannien bringen eine stolze Dividendenrendite – aber auch ein Währungsrisiko.

Shell ist ein Garant für hohe Dividenden, zudem ist die Aktie noch moderat bewertet. Foto: Chris Ratcliffe (Getty Images)

Ich habe die Absicht, für die Umsetzung einer Dividendenstrategie auf britische Aktien zu setzen. Diese zeichnen sich durch eine hohe Dividende aus und verzichten auf den Quellensteuerabzug. Was ist Ihre fachkundige Meinung dazu? A.S.

Viele Aktien aus Grossbritannien zeichnen sich in der Tat durch eine ansprechende Dividende aus. Etliche Titel bringen eine Dividendenrendite von vier, fünf oder mehr Prozent.

Britische Dividendenklassiker sind die Energieriesen BP mit einer Dividendenrendite von voraussichtlich 6,4 Prozent und Royal Dutch Shell mit 6,3 Prozent. Diese Papiere haben zusätzlich den Pluspunkt, dass Sie trotz allgemeiner Börsenhausse wegen der Debatte um den Klimawandel nicht teuer bewertet sind. Gerade Ölaktien sind bei einigen Anlegern denn auch unbeliebt.

Wegen ihrer Dividendenrendite interessant sind aus meiner Sicht auch der Pharmakonzern GlaxoSmithKline und die Bank Barclays, die wohl zwischen vier und fünf Prozent bringen. Noch mehr werfen voraussichtlich der Personaldienstleister und Adecco-Konkurrent Hays, der Telecomriese Vodafone und der Rohstoffkonzern Glencore ab. Die an der Londoner Börse kotierte Glencore mit Sitz im Kanton Zug steht aber auch regelmässig im Zentrum öffentlicher Kritik.

Generell muss die genaue Höhe sowie die Dividendenzahlung jeweils bei allen Gesellschaften von der Aktionärsversammlung noch gutgeheissen werden. Davor sind es immer nur Erwartungen des Marktes.

Wenn Sie, wie von Ihnen beabsichtigt, auf britische Dividendenperlen setzen, sind Sie neben dem eigentlichen Anlagerisiko einem Währungsrisiko ausgesetzt. Das britische Pfund hat in letzter Zeit einiges aufgeholt. Ob der Trend anhält, ist keineswegs sicher.

Deutlich geringer geworden sind die Risiken wegen des Brexit, des Austritts von Grossbritannien aus der EU. Dennoch sollten Sie auch diese Risiken nicht unterschätzen, da noch unklar ist, ob und in welcher Form Grossbritannien nach dem Austritt ein neues Abkommen mit dem wichtigen Handelspartner EU schliessen kann.

Dazu kommt das spezifische Unternehmensrisiko. Eine hohe Dividende ist zwar aus Anlegersicht erfreulich, aber keine Garantie, dass es der Firma gut geht und diese künftig erfolgreich agieren wird. Hohe Dividenden sind nie garantiert und können auch gekürzt oder ganz gestrichen werden, wenn ein Unternehmen schlechte Zahlen schreibt.

Vor allem kann es jederzeit zu einem Kursrückgang kommen. Darum ist es wichtig, dass Sie nicht alleine nur auf britische Aktien setzen und auch im Segment der britischen Titel breit diversifizieren und nicht nur wenige Einzeltitel halten, da Sie sonst ein erhebliches Klumpenrisiko tragen.

Deshalb rate ich Ihnen, als Alternative ein Investment in einen Anlagefonds mit britischen Aktien oder in einen Exchange Traded Fund (ETF) zu prüfen, der an einen UK-Index gekoppelt ist. Dafür geeignet sind ETF, die mit dem FTSE-100-Index verbunden sind wie zum Beispiel der iShares Core FTSE 100 UCITS ETF oder UBS ETF (LU) FTSE 100 UCITS ETF (GBP) A.

Falls Sie auch kleinere und mittelgrosse Titel berücksichtigen möchten, kämen Instrumente infrage, die an den breiten FTSE-All-Share-Index gekoppelt sind wie etwa der SPDR FTSE UK All Share UCITS ETF.

Trotz attraktiver Dividenden würde ich britische Aktien nicht zu stark gewichten, sondern in einem breit diversifizierten Portfolio lediglich als Abrundung einsetzen.

18 Kommentare zu «Britische Aktien lassen Anleger träumen»

  • Markus Ackermann sagt:

    Pensionskassen stöhnen über den Umwandlungssatz, der angeblich nicht mehr finanzierbar sei.
    … Dabei hatten sie über 40 Jahre Zeit, das Kapital anzulegen und eine ausreichende Rendite zu erreichen. Innert 40 Jahren müssen fast alle Anlagerenditen fast aller Anlageklassen mehr als den Umwandlungssatz auf dem eingesetzten Kapital erbringen
    … nur der schon der SPI hat sich in dieser Zeit von 1’000 auf >13’000 ver-13-facht. Obligationen haben noch besser rentiert
    .
    Und nun kommt eine Anfrage zu BP und Shell
    … die schon im 1. (!!) Anlagejahr den Umwandlungssatz als Dividende generieren
    M.a.W.: Würde damit eine Rente finanziert, würde das Anlagekapital schon ab 1. Dividende nicht mehr angegriffen und könnte bei Tod des Renters an die Erben gehen
    … nicht an die PK.

    • Peter Rohner sagt:

      So einfach ist es leider nicht. Dividenden-Renditen sind sowieso nur eine Momentaufnahme, die ändern sich laufend (z.B. durch Kurssteigerungen oder Gewinnrückgänge).

      Bedauerlich ist, dass die PKs wegen der Anlagerichtlinien so wenig Aktienanteil im Portfolio haben. PKs sind nicht langfristig auf Sicherheit ausgelegt, sondern kurzfristig, d.h. sie dürfen in jedem Jahr nur minimale Verluste einfahren, was dazu führt, dass sie nur einen kleinen Aktienanteil haben (grosser Aktienanteil würde mittelfristig zu viel besseren Anlageergebnissen führen).

      Man müsste also die Politik dazu bringen, die Anlagerichtlinien der PKs umzuschreiben. Da aber die Angst der Aktien-Volatilität vorherrscht, wird das kaum gelingen.

      • Markus Ackermann sagt:

        Nun Herr Rohner:
        1. In den letzten 40 Jahren rentierten Obligationen-Anlagen BESSER als Aktienanlagen (wie zB der SPI).
        Grund dafür war der Verfall der Zinsen.
        Das ist kein Widerspruch: Tiefere Zinsen reduzieren die Rendite von Neu-Anlagen
        … aber erhöhen den Kapitalwert von Alt-Anlagen, deren höhere Zinsen bis zum Verfall der Obligation ja fix sind.
        Dito gilt dies für Liegenschaften:
        Wer vor 40 Jahren eine Liegenschaft mit Krediten kaufte, dessen Rendite auf dem eingesetzten Kapital ist heute sehr viel höher als damals, weil die Mietzinsen (trotz Bindung an die Hypo-Zins-Kosten) per Saldo immer stiegen & die Amortisation die Zinskosten senkte. Meist braucht die PK gar keine Hypotheken.
        Nicht zu reden von der Erhöhung der Landpreise & der Entwertung der FIAT-Währungen.

      • Markus Ackermann sagt:

        Mit der Volatilität haben Sie recht, Herr Rohner.
        Nehmen wir das zitierte Bsp. Shell:
        Da war der Kurs schon £13, später £26 und aktuell ~£20. Das sind massive Schwankungen. BP war noch schlimmer (Öl-Katastrophe).
        Aber seit 1945 ist die Dividende von Shell nie ausgefallen & die Reserven für künftige Dividenden sind sehr hoch.
        Denn das Problem von BP, Shell etc. ist: Man kann den Ölpreis (& den Erdgas-Preis) nicht voraussagen & dieser Preis bestimmt den Cash Flow
        …. & damit auch den Free Cash Flow (nach den Investitionen), der für Dividenden & Kapitalrückzahlungen verfügbar wäre.
        Darum die hohen Reserven für künftige Dividenden in der Holding.
        NB:
        Shell ist eine der grössten Firmen der Welt & macht alleine schon ~10% des FTSE aus, also Spielers Alternative (weniger Div.)

      • Zufferey Marcel sagt:

        @Peter Rohner: Der Anteil der Dividendenausschüttungen an der Performance vom SPI Total Return Index hat in den letzten 10 Jahren gut 60% ausgemacht.

      • Peter Rohner sagt:

        @Ackermann
        Die Studie von Pictet sagt aber, dass die Aktien deutlich vor den Obligationen liegen:
        https://www.group.pictet/de/medien/die-performance-von-aktien-und-obligationen-der-schweiz

      • Peter Rohner sagt:

        @Zufferey Marcel
        Ja, glaube ich gern. Die Dividenden sind natürlich wichtig (aber nicht garantiert). Sie sind Bestandteil der Gesamtperformance einer Aktie. Ich selbst bin kein Fan von Dividendenstrategien (aber das kann jeder machen, wie er will):
        https://www.gerd-kommer-invest.de/dividendenstrategien-fakten-und-fantasien/

      • Markus Ackermann sagt:

        Ja, Herr Rohner.
        Sie haben recht mit der Pictet-Studie (ab 1926).
        Es geht bei solchen Studien immer um das Zeitintervall, in welchem gemessen wird.
        Ich beziehe mich auf das Zeitintervall der letzten 40 Jahre, zu dessen Beginn das FED unter Paul Volker die Zinsen auf bis zu ~20% hoch trieb, um die damalige Inflation zu bekämpfen
        … danach wurden diese Zinsen auf heute ~0% gesenkt
        … mit den entsprechenden Auswirkungen auf Kapitalgewinne (DCF: Discounted Cash Flow aus den Anlagen zur Bestimmung des Kapitalwertes) bei Aktien, Obligationen und Liegenschaften.

      • andy sagt:

        Pensionskassen arbeiten nach dem Kapitaldeckungsverfahren.
        Wenn die Pensionskassen nun über Schwierigkeiten wegen dem Umwandlungssatz jammern, gibt es auch die Möglichkeit den Pflicht Mitgliedern die Abgabe zu erhöhen, anstatt ständig den Bezügern Leistungen zu kürzen.
        Zudem denke ich, sollten Pensionskassen Anleger Allianzen bilden können und so mehr Einfluss auf die Aktiengesellschaften haben. Das Banken und Versicherungen PK’s ausnehmen, ist mehr Stammtisch Gesülze als objektive Realität. PK’s sind Versicherungen und wissen genau wie man mit Geld arbeitet. Der Gesetzgeber könnte die regulatorischen Hürden etwas reduzieren bei Notwendigkeit.

    • peter kuster sagt:

      Dumm nur das die PK nicht gratis arbeitet und bei der Anlage meist kostspielige Berater von Banken, Versicherungen usw. beizieht. Die machen 100% Gewinn

      • Markus Ackermann sagt:

        Ja, Herr Kuster.
        Die Abzocke durch Banken & Versicherungen ist der EINZIGE Grund für das aktuelle Malaise der PKs.
        … & die Finanz-Lobby kauft sich PolitikerINNEN ALLER Parteien wie ein Investment-Portfolio, die gegen Einwurf einer Münze (Versorgungsposten) dafür sorgen sollen, dass Gesetze & Normen so bleiben, dass auch künftig abgezockt werden kann. Gerne noch mehr davon (aktuelle Reform)
        .
        Der Zinses-Zins-Effekt wirkt eben nicht nur beim Anlageertrag, sondern auch bei den Kosten, die diesen Ertrag vermindern
        2% Kosten auf dem Anlageertrag reduzieren die Rente erheblich:
        0.98^44 Beitragsjahre = 0.41, also nur 41% des Anlageertrags für die PK-Versicherten
        7% Anlageertrag während 44 Beitragsjahren
        1.07^44 Beitragsjahre = 19.63, also 19.6 Mal das eingesetzte Kapital

    • Nico Meier sagt:

      @andy
      Die Pensionskassen haben den Fehler gemacht den Versicherten über Jahre fiktive Renten vorzurechnen mit Verzinsung von über 4% und Umwandlungssätzen die heute nicht mehr bezahlbar sind. In einer Tiefzinsphase und bei steigender Lebenserwartung nehmen nun viele Versicherten diese Korrektur der Prognosen als Leistungskürzung wahr.
      Dabei ist es wichtig die Umverteilung von Aktiven zu Rentnern in der Pensionskasse möglichst schnell zu stoppen!

      • andy sagt:

        @Nico
        Berechnungen in die Zukunft sind stets skeptisch zu betrachten.
        4% Rendite oder „Verzinsung“ auf Vermögen ist auch und gerade im heutigen Umfeld der Ultra tiefen Leitzinsen durchwegs möglich. Ich kenne die Anlage Vorgaben für PK’s zu wenig. Sollte es nicht erlaubt sein grössere Anteile in Aktien weltweit zu platzieren, so müssten die Gesetze angepasst werden. SNB fährt ja auch seit der galaktisch aufgeblähten Bilanz eine bislang erfolgreiche Anlage Strategie. Sehe wirklich nur das grosse Lamentieren anstatt effizient zu Handeln bei PK Dossier.

  • Anton Schneider sagt:

    Die Dividende ist weniger eine Momentaufnahme und wenn die Firma seit Jahren die gleichen oder gar höheren Dividenden zahlt, können Kursschwankungen des Basispapiers egal sein, sofern man es nicht im schlechtesten Moment verkaufen muss. Solchen Dividenden-Papiere gibt es einige. Über Sinn oder Unsinn der Anlagerichtlinien bin ich mir nicht im klaren. Wer haftet bei privaten PK, sollte einmal die Schieflage eintreten und bei hunderten PK dürfte dieser Fall eintreten. Es könnte mE eine Staats-PK geben (wie in Norwegen) mit individuellen Beitragskonten, da könnte der Staat notfalls einschiessen (die Staaten verschulden sich bereits heute fast beliebig). Freie PK-Wahl in jedem Fall ist ein Muss! PK als Melkkühe von Banken muss verhindert werden.

    • Peter Rohner sagt:

      „Freie PK-Wahl in jedem Fall ist ein Muss! PK als Melkkühe von Banken muss verhindert werden.“

      Ja, absolut einverstanden.

  • Oil of Olaf sagt:

    Obschon auch mir, gerade wegen den bis auf weiteres unklaren Brexit Auswirkungen (Währung und Firmen Abwanderungen), die Londoner Börse und allgemein die britische Industrie „ungeheuer“ sind, kann ich bloss sagen dass London (FTSE) immer noch das Mass der Dinge im Handel reflektiert. Von daher ist bis auf oben genanntes weiteres grünes Licht (Kaufen) signalisiert. Es könnte aber schon bald ändern. Dieses Jahr bis anfang nächstes Jahr wird spannend und die Weichen wie es ganz allgemein weiter geht werden gestellt werden. Zins Umfeld bleibt rosig. Anleger reagieren oft überstürtzt. Your turn.

  • Oil of Olaf sagt:

    Anlagetechnisch auf Grund der Weltlage und der Politik, sind Investitionen auch Dividenden Strategien aktuell am besten in USA zu tätigen. Trump lässt grüssen. Bin kein Freund seiner Entscheide, muss mich aber nach der Decke strecken, um möglichst hohe Sicherheit zu haben.

  • Otto Ingold sagt:

    Ich besitze seit Jahren Aktien von BP, Schell und Total. Der Kurs ist mir egal, aber das regelmässige (Dividenden) Einkommen aber nicht. Vorallem da sich jetzt einige SMI Firmen rüsten, die Dividenden zu streichen.

Die Redaktion behält sich vor, Kommentare nicht zu publizieren. Dies gilt insbesondere für ehrverletzende, rassistische, unsachliche, themenfremde Kommentare oder solche in Mundart oder Fremdsprachen. Kommentare mit Fantasienamen oder mit ganz offensichtlich falschen Namen werden ebenfalls nicht veröffentlicht. Über die Entscheide der Redaktion wird keine Korrespondenz geführt.