Werbeversprechen sind nie garantiert

Warum man bei der Auswahl von Finanzprodukten nicht der Empfehlung einer einzelnen Werbung folgen sollte.

Werbung ist parteiisch – und gehört bei der Auswahl von Finanzprodukten kritisch hinterfragt. Foto: iStock

In ganzseitigen Anzeigen mit dem Hinweis «Sponsored» im «Tages-Anzeiger» wirbt Geneve Invest regelmässig mit Aussagen wie «Sie haben 100’000 Franken zur Verfügung? Sie wollen trotz tiefer Zinsen eine schöne Rente beziehen» und «Der Fonds strebt eine Rendite von 6% p.a. über eine mittlere Laufzeit von 5 bis 7 Jahren an». Wie glaubwürdig ist dies in Zeiten negativer Zinsen? Leider äusserte sich der «Tages-Anzeiger» nie dazu, was dieses «Sponsored» genau bedeutet. Würden Sie solchen Empfehlungen folgen? F.P.

Der Hinweis «Sponsored» bedeutet, dass der Inhalt der Seite nicht von Journalistinnen der «Tages-Anzeiger»-Redaktion geschrieben wurde, sondern von der Firma, welche die Seite zahlt, oder von beauftragten und von der Firma bezahlten Autoren. Es handelt sich somit nicht um einen redaktionellen Inhalt des «Tages-Anzeigers», sondern um eine Anzeige, wie Sie richtig schreiben – also um Werbung.

Auf der Seite steht denn auch: «Dieser Beitrag wurde von Tamedia Commercial Publishing in Zusammenarbeit mit Genève Invest erstellt.» Es ist somit eine bezahlte Werbeseite. Immerhin ist diese Seite als «Sponsored» ausgewiesen.

Grundsätzlich gilt: Werbung ist immer parteiisch. Das liegt in der Natur der Sache. In der Werbung wäscht jedes Waschmittel noch besser als jenes der Konkurrenz. Ob es so ist, sei dahingestellt. Bei der Auswahl von Finanzprodukten würde ich daher nie nur der Empfehlung einer Werbung folgen, sondern diese lediglich als Informationsquelle unter mehreren nutzen und die gemachten Aussagen auch kritisch hinterfragen.

So weit mein Standpunkt zu Ihrer zweiten Frage. Komplexer ist Ihre erste Frage, nämlich jene, ob Renditeversprechen von 6 Prozent pro Jahr in Zeiten negativer Zinsen glaubwürdig sind. Generell bin ich bei solch hohen Renditeversprechen sehr skeptisch. Das bedeutet allerdings nicht, dass solche Renditen nicht möglich sind.

Genève Invest schreibt auf der Homepage, dass die für die verschiedenen Anlagestrategien ausgewiesenen Renditen sich auf die Depots aller Kunden der Firma mit unterschiedlicher Depotgrösse beziehen und von unabhängigen Wirtschaftsprüfern bescheinigt werden. Ich gehe daher davon aus, dass diese Renditen tatsächlich in den erwähnten Jahren erzielt wurden, zumal man den Bericht der Wirtschaftsprüfer anfordern kann, was ich tun würde.

Wichtiger als die effektive Rendite ist für Sie als Anleger indes die Frage, welche Risiken Sie eingehen müssen, damit Sie die in Aussicht gestellte Rendite erreichen. Beim Vergleich von Renditen verschiedener Anbieter sollten immer auch die effektiv eingegangenen Risiken miteinbezogen werden, sonst sind sie wertlos.

Fest steht: Ohne Risiko sind Renditen von 6 Prozent und mehr im derzeitigen Tiefzinsumfeld schlicht nicht machbar. Denn auch Genève Invest kocht wie alle Konkurrenten nur mit Wasser.

Wichtig zu wissen ist auch, dass die erwähnten Renditen in Euro ausgewiesen sind. Mich würde als Anleger interessieren, wie die Rendite in Schweizer Franken aussieht und wie mit dem aus Sicht von Schweizer Anlegern vorhandenen Währungsrisiko umgegangen wird.

Vor allem sind die hohen Renditen keineswegs garantiert – vielmehr strebt das Unternehmen mit den gewählten Anlagestrategien solche Renditen lediglich an. Auch wenn in der Vergangenheit diese Renditeziele erreicht wurden, bedeutet das keineswegs, dass dies auch in Zukunft der Fall sein wird.

Vor einer Anlage würde ich somit genau nachfragen, welche Risiken Sie tragen, und auch, welche Gebühren Sie zahlen. Wenn Sie die dann anfallenden Gebühren mit jenen Ihrer Hausbank vergleichen, sollten Sie sich bewusst sein, dass Genève Invest lediglich eine Vermögensverwalterin und keine Bank ist. Sie brauchen also zusätzlich eine Depotbank. Auch hier fallen weitere Gebühren an.

Immerhin arbeitet die Vermögensverwalterin mit Partnerbanken zusammen, die laut Firmenangaben «wettbewerbsfähige Preise» bieten. Sie sollten sich aber auf jeden Fall Klarheit über sämtliche Gebühren verschaffen.

Trotz hoher Renditeversprechen und schöner Werbung würde ich das Angebot kritisch prüfen und sicher nicht mein ganzes Vermögen nur auf einen Anbieter setzen, sondern zumindest diversifizieren. Sollten die Renditeversprechen nämlich nicht erreicht werden und stattdessen Buchverluste resultieren – damit sollte man immer rechnen –, wäre der Rückschlag dann wohl eher verkraftbar.

2 Kommentare zu «Werbeversprechen sind nie garantiert»

  • Thomas Hartl sagt:

    Mich ärgern diese «Sponsored» Artikel im Tages-Anzeiger. Leser, die der englischen Sprache nicht mächtig sind, interpretieren das unter Umständen als redaktionelle Beiträge und nicht als Werbung. Mir ist klar, dass die Medien unter grossem finanziellen Druck stehen, und jede Möglichkeit nutzen, Werbeeinnahmen zu generieren. Aber in diesem Fall muss der Artikel klarer als Werbung markiert werden.

    • urs brand sagt:

      Alleine schon die fremdsprachigen Bezeichnungen sind für den Leser eine Augenwischerei. Wo früher klar und deutlich auf deutsch WERBUNG oder REKLAME stand werden heute Begriffe wie Sponsored, Publireportage u.ä. verwendet.
      Die Trennung zwischen Redaktions- und Werbeteil wir immer mehr aufgehoben und ist für den Leser immer schwerer auszumachen.
      Als Abonennt einer Zeitung fühle ich mich mit solcher Verschleierung richtiggehend verar….t und frage mich warum ich dafür noch Abogebühren zahlen soll.

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