Klumpenrisiken bei Fonds gilt es zu vermeiden

Immer mehr Fonds setzen auf nachhaltige Investitionen in der Schweiz: Zervreila-Stausee in Graubünden. Foto: Gian Ehrenzeller (Keystone)
Ich werde mir anlässlich meiner Pensionierung die Hälfte meines PK-Kapitals auszahlen lassen und die andere Hälfte als Rente beziehen. Ich lege Wert auf eine sichere, eher konservative Anlage. Mit diesem Geld muss ich keine absolute Spitzenrendite erzielen – Durchschnittsrendite genügt. Mein Bankberater bei der BLKB empfiehlt mir nun, den ganzen Betrag in den BLKB iQ Responsible Equity Switzerland Fonds zu investieren. Wie beurteilen Sie diesen Fonds punkto Sicherheit und Rendite? Ist das Klumpenrisiko damit nicht zu gross? S.H.
Mit dem von Ihrem Berater vorgeschlagenen BLKB iQ Responsible Equity Fonds bekommen Sie Zugang zu einem «professionell verwalteten Portfolio, welches die Entwicklung des Aktienmarkts kostengünstig und indexnah abbildet sowie Nachhaltigkeitskriterien integriert», wie es in der Werbebeschreibung des Fonds heisst.
Dabei können Sie unter zwei Gefässen wählen, dem BLKB iQ Responsible Equity Switzerland und dem BLKB iQ Responsible Equity World ex Switzerland. Während sich der erste Fonds auf Schweizer Aktien fokussiert, setzt der zweite auf Aktien aus der ganzen Welt.
Die beiden Fonds werden als passive Geldanlage geführt und zeichnen sich darum durch recht tiefe Gebühren aus. Zusätzlich setzen die beiden Vehikel auf Nachhaltigkeit. Angelegt wird nur in Unternehmen, die den von der Bank definierten Nachhaltigkeitskriterien entsprechen. Unternehmen, die etwa in der Förderung fossiler Energieträger oder in der Herstellung von Kernreaktoren und Waffen tätig sind, werden bei den Fonds ausgeschlossen.
Bei der Gewichtung der Anlagen werden zudem neben finanziellen Aspekten auch ökologische-, soziale- und Unternehmensführungskriterien mitberücksichtigt. Damit bietet der Fonds einen Mehrwert.
Doch Vorsicht: Auch wenn ein Fonds auf Nachhaltigkeit setzt, hat man keine Garantie, dass man nicht hohe Buchverluste einfährt. Der Vergleichsindex ist beim Vehikel, das sich auf die Schweiz fokussiert, der breite Swiss Performance Index. Sie könnten daher auch einen passiv verwalteten Indexfonds von einer anderen Bank oder einen Exchange Traded Fund nutzen, welche an den SPI gekoppelt sind und würden punkto Gebühren noch günstiger fahren. Allerdings würden dann die Nachhaltigkeitskriterien nicht erfüllt.
Gegen den Fonds habe ich im Grundsatz nichts einzuwenden, würde Ihnen aber entschieden davon abraten, die Hälfte des bezogenen PK-Geldes nur in diesen Fonds zu investieren, wie es Ihnen Ihr Bankberater laut Ihren Zeilen geraten hat. Das wäre aus meiner Sicht ein Fehler. Und zwar gleich in mehrfacher Hinsicht. Es entspricht absolut nicht der Risikobereitschaft, die Sie mir in Ihrer Frage beschreiben.
Der Fonds verfolgt keine konservative Strategie. Erstens würden Sie das gesamte Geld ausschliesslich in Schweizer Aktien anlegen. Diese sind in diesem Jahr zwar erfreulich gestiegen. Das bedeutet aber nicht, dass die Hausse noch lange weitergeht. Sie müssen mit Korrekturen und mit einem solch hohen Aktienanteil mit starken Kursschwankungen rechnen und in Kauf nehmen, dass Sie in bestimmten Phasen auf erheblichen Buchverlusten sitzen.
Der Fonds erfordert einen langen Anlagehorizont von acht bis zehn Jahren. Sind Sie wirklich auf das investierte Geld in dieser langen Zeiten nicht angewiesen? Darüber hinaus ist es auch nicht klug, nur allein auf Schweizer Aktien zu setzen. Auch bei den Aktien sollten Sie weltweit diversifizieren.
Vor allem aber sollten Sie über die Aktien hinaus auch andere Anlageklassen wie verschiedene Anleihen, Immobilien oder Rohstoffe mitberücksichtigen und so das ganze Geld diversifiziert investieren.
Aus meiner Sicht sollte man auch nicht in einen einzigen Fonds anlegen. Da würden Sie ein enormes Klumpenrisiko eingehen, was ich fatal fände. Sie können vielleicht einen Teil des Geldes in den Fonds investieren. Der Rest indes sollte breit diversifiziert in andere Vehikel fliessen, die auch andere Aktienmärkte und Anlageklassen berücksichtigen und so Ihre Risiken begrenzen.
Ich würde von der Bank einen neuen Anlagevorschlag verlangen, der wirklich Ihrem Risikoprofil entspricht und zusätzlich einen Gegenvorschlag inklusive Gebührenhöhe bei einem Konkurrenzinstitut einholen. Dann können Sie vergleichen und eher beurteilen, welche Strategie Ihren Vorstellungen entspricht.
8 Kommentare zu «Klumpenrisiken bei Fonds gilt es zu vermeiden»
Guter Rat von Herrn Spieler, aber: Nur schon wegen des max. Ausgabeaufschlags von 5% würde ich diesen Fonds nicht kaufen. Unbedingt ETFs kaufen, da viel günstiger als klassische (Index-)Fonds.
Die Suchmaschine bei „justetf.com“ hilft, nachhaltige ETFs zu finden. Einfach die Suchbegriffe SRI oder ESG eingeben. Zudem keine währungsgesicherten („hedged“) ETFs kaufen (v.a. UBS bietet die an). Kosten sind langfristig viel höher als der Nutzen.
Währungsgesicherte ETFs sind zwar etwas teurer, dafür hat man aber kein Währungskursrisiko.
Einen ETF auf „MSCI World“ kann man gar nicht richtig hedgen, da hier sehr viele Währungen enthalten sind, und jeder Hedge auf eine Währung kostete zudem Geld.
Performance-Vergleiche bei „justetf.com“ zwischen „SWDA“ und „IWDC“ zeigen z.B., dass sich ein Hedging langfristig nicht unbedingt lohnt:
https://www.justetf.com/ch/find-etf.html?cmode=compare&groupField=none&sortField=name&sortOrder=asc&from=search&isin=IE00B8BVCK12&tab=comparison
Ein schönes Beispiel, dass man sich nicht mehr auf den Bankberater allein verlassen darf, wenn es um das eigene Vermögen (aka. die eigene Rente) geht. Diese Fachleute haben potenziell zu wenig Ahnung und blicken nur so weit wie die Bank-eigenen Produkte es erlauben. Das kann in den heutigen Zeiten desaströs für den Anleger enden. Mich interessiert Geld eigentlich nicht besonders, aber aus den oben genannten Gründen ist es eins meiner ‚Hobbys’ geworden. Dieser Blog ist dabei auch viel wert.
Grössere Banken haben durchaus kompetente Fachleute auf ihrem Gebiet, auch wenn Sie z.B. eine Ferienwohnung kaufen und vermieten möchten, um ein Einkommen zu erzielen. Diese muss man aber dezidiert selber verlangen und allenfalls eine Beratung auch bezahlen.
…„bekommen Sie Zugang zu einem professionell verwalteten Gebühren-Portfolio“. Eigentlich ist es sehr einfach: die Hälfte Ihres PK-Kapitals investieren Sie zu je einem Drittel (3x 16,66%) in einen SMI-ETF, also in Schweizer Blue-Chip Aktien, einen weiteren Drittel in Technologie mit einem Nasdaq-ETF (Börsenkürzel: QQQ/Invesco) und den letzten Teil entweder in einen Gold-ETF (GLD) oder Sie kaufen einen stabilen Aktientitel wie zB. SwissRe (SREN) mit aktuell etwa 5,4% Dividende.
Der Bankberater ist stets die falsche Auskunft, da dieser ein Produkt verkaufen möchte, von welchem er etwas davon hat.
Wenn man sich um Geldfragen nicht kümmern will würde ich z. B. ein Produkt von Avadis nehmen, in diesem Fall „Basis“ und gut ists. Kostet zwar 0.5% TER pro Jahr, aber man muss dafür auch nichts tun. Oder sich mit dem Geldanlegen auseinandersetzen. Klingt komplizierter als es ist.
Ja, absolut einverstanden! ?