Wer sich blenden lässt, verbrennt sich die Finger

Bei besonders lukrativ erscheinenden Investment-Angeboten ist Vorsicht angebracht. Foto: iStock
Ich habe von einer deutschen Firma ein Angebot für eine Inhaber-Teilschuldverschreibung mit einer Mindestvertragslaufzeit erhalten. Ich möchte bei meiner Liegenschaft die Hypothek um 100’000 Franken aufstocken und mit diesem Geld eine solche Anlage machen. Die Hypothek kostet mich zurzeit 0,75 Prozent, die Anlage brächte mir 5 Prozent Einnahmen. Das wäre doch ein gutes Geschäft oder? P.K.
Ja, es wäre in der Tat ein gutes Geschäft, falls Sie ohne Risiken einfach locker eine Nettorendite von 4,25 Prozent erzielen würden. Sie merken: Ich schreibe im Konjunktiv, also der Möglichkeitsform – auch bekannt mit dem Ausspruch «Wenn ich wär ein Millionär».
Leider hat die Sache aus meiner Sicht gleich in doppelter Form einen Haken. Jeder Geschäftsmann weiss: Einen Gewinn, der deutlich über den Marktverhältnissen liegt, gibt es nicht gratis, sonst würden alle diese Geschäftsmöglichkeit nutzen. So ist es auch im Finanzbereich: Fünf Prozent Zins und mehr garantiert Ihnen nur jemand, der keine hohe Sicherheit bieten kann.
Höchste Sicherheit bieten Schweizer Bundesobligationen, die sogenannten Eidgenossen. Doch bei diesen liegt der Zins sogar im Minusbereich. Auch sichere Franken-Unternehmensanleihen von Firmen mit gutem Rating bringen je nach Laufzeit weniger als ein Prozent Zins.
Warum also sollte Ihnen eine Firma nun plötzlich fünf Prozent garantieren? Sie wäre ja nicht klug, wenn sie ebenso sicher wäre wie top-eingestufte Schuldner. Sie können davon ausgehen, dass Sie bei einem solchen Zinsangebot sehr hohe Risiken tragen, selbst wenn Ihnen die Firma verspricht, dass Ihr Geld sehr sicher angelegt ist.
Ich würde mir die folgenden Fragen stellen: Was passiert, wenn die Firma in Konkurs geht? Sie tragen nämlich das Emittentenrisiko. Auf eine gesetzliche Einlagensicherung können Sie nicht vertrauen. Und was passiert, wenn die Anlagen, in die das Geld fliesst, illiquid werden? Welche Sicherheiten haben Sie tatsächlich, und welche Möglichkeiten haben Sie im Krisenfall, um Ihre Rechte im Ausland durchzusetzen?
Davon abgesehen, sehe ich noch einen anderen gefährlichen Haken. Die Idee, dass Sie Ihre Hypothek auf Ihrem Wohneigentum aufstocken möchten, um dann mit dem Geld in die unsichere Anlage zu investieren, halte ich für waghalsig.
Die höhere Schuld, die Sie sich durch die Hypothekenaufstockung aufhalsen, haben Sie garantiert. Eine Sicherheit, dass Sie das investierte Geld hundert Prozent garantiert wiedersehen, haben Sie indes nicht. Im schlimmsten Fall verlieren Sie Ihr investiertes Geld, sitzen aber gleichzeitig auf 100’000 Franken mehr Schulden. Und das alles nur für die Hoffnung, dass Sie netto 4,25 Prozent Zins erwirtschaften.
Schon mancher hat sich von hohen Zinsen blenden lassen und sich die Finger verbrannt. Generell gilt für mich: Mit geliehenem Geld sollte man nicht investieren, denn jedes Investment beinhaltet mehr oder weniger Risiko.
Doch selbst wenn es Ihr Erspartes wäre, das auf dem Konto bereitliegen würde, würde ich auf Angebote, die Ihnen das Blaue vom Himmel versprechen, nie eingehen. Aus meiner Sicht gibt es nur einen Rat: Finger weg.
23 Kommentare zu «Wer sich blenden lässt, verbrennt sich die Finger»
„Gier frisst Hirn“
Im übrigen gewährt keine Bank die Erhöhung der Hypothek für rein spekulative Anlageformen.
Stimmt so nicht. Im Moment erlauben die Banken eine Erhöhung der Hypothek für praktisch alles. Auf meine Rückfrage „Es interessiert sie eigentlich nicht für was ich das Geld brauche“ kam die Antwort: „Ja das ist so“
@ angeblichen Hypothekenerhöher ;
Blödsinn, wenn man eine Aufstockung bei seinem Hypothekargeber beantragt, prüft dieser zunächst, ob die zusätzliche Belehnung finanziell tragbar ist.
Zudem wird der Wert der Liegenschaft neu eingeschätzt. Keine Bank gewährt die Erhöhung der Hypothek für rein spekulative Anlageformen.
Ansonsten Quellenangabe.
Nicht nur undurchsichtige Nordlichter mit unaussprechlichen Produkten, auch unsere lieben CH-Banken empfehlen doch immer öfter, Hypotheken nicht zurückzuzahlen und das Geld lieber in windige BRCs oder sowas zu stecken ? Aber richtig, Herr Spieler, anfangs Jahr darf man auch wieder mal die ewig gültigen Basics auftischen.
Zu welchen interessanten Geld-Themen hätten Sie denn gern ein paar kluge Antworten? Lieber hier ein paar spannende Fragen an Herrn Spieler stellen als herummotzen.
Gerne, zauberhafte Flöte: wann ist der Zeitpunkt erreicht, wo schlicht die Menge der international vorhandenen Aktien ausgeht und viel mehr Interessenten / Kaufwillige als Aktien vorhanden sind ? Diese Frage wurde übrigens vor 2000 immer wieder gerne gestellt.
@Karl Knapp
Wenn das Angebot knapp wird, steigen die Preise (siehe Immobilien). Wenn also jeder Aktien kaufen will und niemand verkaufen, dann schiessen die Aktienkurse solange in die Höhe, bis die Leute wieder die Aktien zu verkaufen beginnen. — Also: Man wird immer Aktien kaufen können, fragt sich nur, zu welchem Preis.
Generell: Wenn die Preise steigen, gibt es mehr Interessenten als Aktien, wenn die Preise fallen, sind die Verkäufer in der Überzahl.
Antwort zum Zeitpunkt: Das passiert eigentlich ständig.
@Kneippende Spanflöte
Basics braucht Ihr beide dringenst aufgefrischt.
Schon mal was von negativen Leitzinsen Lombardsatz gehört???
Vermutlich kennt ihr dies nur vom hören gagsen?
Sobald wenn überhaupt die Leitzinsen der relevanten Notenbanken wieder ins Plus anziehen, wird es eng in der Aktien Schieber Zünften und es übernehmen die scharfen Bären das Takt gebende Zepter von den weichen Bullen.
Bis auf unbestimmte Zeit ist an den Finanzmärkten kein attraktiveres Investment verfügbar als die mehrheitlich überteuerten Aktien hergeben.
Lies die ersten Sätze nochmals.
@ OoO
Gemäss Experten werden die Zinsen noch lange sehr tief bleiben. Denn wenn sie erhöht werden, geht so manche Firma vor die Hunde (?). Und davor haben alle Angst. Wie wir aus dem ganzen Schlamassel (= tiefe Zinsen, billiges Geld) wieder rauskommen, weiss leider niemand so genau.
@Kahnlöter
Experten, Du meinst die Wahrsager Zünfte?
Vorerst wird die SNB, um die Notenbanken auf das Neandertal zu beschränken, eher mit weiteren Stützungskäufen (Abschwächung) des CHF gegenüber den wichtigen Währungen USD & EUR beschäftigt sein und die Leitzinsen weiterhin tief behalten, weil damit auch die Währungsflucht verstörter ausländischer Kapitalisten ein bisschen gedämpft wird. Die Leitzinsen (Glaskugel Prognose) könnten anziehen, wenn das Wirtschaftsprojekt „Wir fliegen zum Mars“ koste es was es wolle, definitiv Vollgas gestartet und durchgezogen wird und die Welt gesellschaftlich Optimismus ausstrahlt. Sich abwendet vom US induzierten Trade wars Trip. Die Klima Zukunft gestaltende Wirtschaft benötigt auch Knete. Heftige Kapitalmarktumschichtungen kommen in absehbarer Zeit.
@OoO
Einverstanden ?
Wenn schon die Hypothek anlegen, dann doch lieber gleich an der Börse …
Was? Die Hypothek an der Börse anlegen??Wahnsinnig geworden??? — Jeder, der eine Hypothek hat und gleichzeitig Geld an der Börse anlegt, tut genau das. Ich zum Beispiel. Meine Nachbarn auch. Oder meine Arbeitskollegen.
Man könnte ja die Hypothek zurückzahlen, wenn man wollte. Tut man aber nicht, weil man sich mit diesem billigen Geld eine schöne Rendite verspricht.
Wichtig ist natürlich, dass man eine einigermassen sichere Anlage tätigt. Also ein Welt-Portfolio bei TrueWealth oder VZ. Oder ganz einfach einen ETF auf „FTSE All-World“ oder „MSCI ACWI“ kaufen. Oder einen Fonds ein Avadis. — Alles ziemlich sicher und spielend einfach.
Da mögen Sie grundsätzlich recht haben – aber nicht alle Wohneigentümer sind gleich Risikofähig und haben die gleich starken Nerven um „Verwerfungen“ (hiess früher Börsencrash), wie die Bankers seit einigen Jahren in aufgehübschtem Neudeutsch zu sagen pflegen, auszustehen.
Dumm ist halt wenn ein Börsencrash auch Immobilien mitreisst und die Bank die Teilrückzahlung der Hypothek verlangt. Die Hypothek aufzustocken um damit an die Börse zu gehen ist so ziemlich das dümmste. Ihre ETF sind alles andere als sicher, es gibt keine sicheren Anlagen mehr, die noch Rendite bringen.
Wenn man eine Aufstockung bei seinem Hypothekargeber beantragt, prüft dieser zunächst, ob die zusätzliche Belehnung finanziell tragbar ist.
Zudem wird der Wert der Liegenschaft neu eingeschätzt. Das kann sich gegebenenfalls nachteilig auswirken, wenn der Wert tiefer eingeschätzt wird als zuvor. Im schlimmsten Fall verweigern Banken nicht nur die Erhöhung der Hypothek, sondern fordern unter Umständen auch eine einmalige Amortisationszahlung oder höhere Amortisationsraten.
Eine Liegenschaft, die vor fünf bis 10 Jahren eingeschätzt wurde und heute tiefer eingeschätzt wird ist wohl in der Zwischenzeit abgebrannt. In fünf Jahren oder mehr werden Sie wohl Recht haben.
Frage: ich war vor kurzem in einer Budget-Beratung
Nach Durchsicht meiner Unterlagen meinte der Berater, mein 3a Konto bei der VZ habe eine miserable Rendite (obwohl mir Kollegen aus dem Investmentbereich diese mehrfach empfohlen haben) und ich solle stattdessen mein Geld rasch möglichst bei der Helvetia anlegen da die 4% garantieren und in den letzten Jahren sogar 10-12% Rendite vorweisen.
Da ich in Geldfragen grundsätzlich sehr skeptisch gegenüber grossen Versprechen bin, frage ich mich weshalb andere Anbieter wie Banken etc. keine solche Renditen in Aussicht stellen können und wo hier der Haken an der Sache ist.
Ihre Infos sind ein wenig spärlich, ich kenne kein einziges 3a-Produkt mit einer „Garantie“ irgendwelcher Art. Aber es gilt auch hier eine alte Faustregel: Sie dürfen alles probieren, aber nie alle Eier zusammen („mein Geld“) in denselben Korb legen.
Keine Bank gewährt eine Aufstockung der Hypothek für spekulative Anlageformen.
Offensichtlich sind Sie nicht nur latent skeptisch, sondern haben so gut wie keinen Input wie das Finanzsystem und insbesondere Vorsorge funzt.
1. Die Säule 3a ist im Wesentlichen charakterisiert durch ihre steuerliche Privilegierung, welche darin besteht, dass die Beiträge an die anerkannten Vorsorgeformen steuerabzugsfähig sind. Die Leistungen werden allerdings wie jene der 2. Säule voll besteuert. Über die Guthaben der Säule 3a kann nicht jederzeit und frei verfügt werden.
2. Sie könnten sich bei comparis.ch Vorsorge Gelder anlagetechnisch schlauer machen, als irgend einem daher gelaufenen „Berater“ (Verkäufer) jeden Chabis für bare Münze abzunehmen.
3. Banken bezahlen keine Zinsen mehr, weil Geld Sparen Tod Sünde ist (Negativzinsen). 🙂
Die Helvetia garantiert sicherlich keine 4%, das wäre heutzutage DER Anlagehit. Das 3a-Depot der VZ (= „3a-Sparen mit ETFs“) schneidet verglichen mit anderen Anbietern gut ab. Ich an Ihrer Stelle würde gar nichts ändern und sowieso nicht zur Helvetia gehen, denn der Berater hat einfach nur gelogen (und ein Lügner verdient kein Vertrauen).
Anhand den Infos: Deutsche Firma mit Angebot Inhaber-Teilschuldverschreibung, würde kein beseelter Finanzprofi auch nur einen Gedanken an Mittel Freigabe verschwenden. Erst recht nicht wenn es um Fremdkapital geht.
Um effizienter Abzuklären ob sich ein solches Risiko Investment lohnen kann, müssten Sie bestens über die Firma, deren Bücher, deren Geschäftstätigkeiten und die Seriosität der Inhaber sowie den Wachstumsaussichten auf Jahre hinaus im Markt im Bilde sein.
Sie würden stets die Zukunft des Unternehmens kaufen und niemals die ev. ordentliche Vergangenheit, falls Sie zum Schluss kommen, Risiko doch zu nehmen.