Unsere Aktientipps für 2020

Für viele Anleger stellt sich die Frage, ob sich Investitionen in Aktien angesichts der hohen Bewertungen noch lohnen. Foto: Ennio Leanza/Keystone
Neues Jahr, neues Glück? 2020 startet die Schweizer Börse nahe ihrem Höchst. Wie für viele Anleger stellt sich auch mir die Frage, ob sich Investitionen in Aktien angesichts der hohen Bewertungen noch lohnen. Es gibt weiterhin attraktive Titel, wie mein Blick auf die Favoriten der Redaktion von «Finanz und Wirtschaft» für die kommenden zwölf Monate zeigt. Wer in einen liquiden Energietitel investieren will, kommt an BKW nicht vorbei. Das Unternehmen ist mit der Abschaltung des Atomkraftwerks Mühleberg und dem Ausbau von erneuerbaren Energien fit für die Zukunft. Bucher ist als Hersteller von Spezialfahrzeugen Inbegriff von Schweizer Maschinenbauqualität. Auch wenn das Unternehmen teilweise konjunkturabhängig ist, bleiben die Aktien aufgrund der weltweit führenden Position ein sicherer Wert. Die Führung des Milchverarbeiters Emmi beweist seit Jahren Innovationskraft, was dem Unternehmen auch künftig profitables Wachstum bescheren wird. Nach einem Dämpfer im Sommer bietet sich in den Aktien eine Einstiegschance. Alle kaufen
Die Strategie stimmt
Auch Logitech entwickelt sich als Hersteller von Computerzubehör stetig weiter. Die Bewertung der Aktien ist fair, die Diversifikation immer breiter. Dazu kommen finanzielle Stabilität und hervorragende Rentabilität. Die Strategie stimmt. Die im April 2017 verselbstständigte Vifor Pharma bietet eine attraktive Mischung von arrivierten Medikamenten und künftigen Hoffnungsträgern. Das Unternehmen wird weiter kräftig und profitabel wachsen. Unter den Schweizer Privatbankaktien gilt Vontobel der Vorzug. Ein diversifiziertes Geschäft, weitsichtige Familienaktionäre und ein unaufgeregtes Management. Das wird vom Markt auch in rauen Zeiten honoriert. Georg Fischer (GF) ist dank ihrer Bilanzqualität ebenfalls erste Wahl in ihrer Branche. In der Autoindustrie, wo GF als Zuliefererin agiert, dürfte der Boden mittlerweile erreicht sein. Das spricht für die Aktien. Alle kaufen
Zweimal 20 Millionen Franken Darlehen
Eine andere Gesellschaft aus der Branche durchlebt derweil die erste Krise in der Eigenständigkeit: Die Aktien von Autoneum wurden zuletzt nicht nur von der schwierigen Marktlage nach unten gezogen, es belasten vor allem hausgemachte Probleme in Nordamerika. Seit Anfang Oktober ist es daher Schlag auf Schlag gegangen: neuer Chef, neuer Finanzchef, dazu nach einer Situationsanalyse durch die neue Leitung hohe Wertberichtigungen, die 2019 einen Verlust «im hohen zweistelligen Millionenbereich» verursachten. Zudem wird für die Erholung ein Jahr mehr eingeplant. Doch ich sehe auch Positives: Zwei Darlehen der Grossaktionäre Michael Pieper und Peter Spuhler über je 20 Millionen Franken haben die Finanzlage stabilisiert, und der Umsatz hat gemäss Schätzungen trotz klar rückläufiger Automobilproduktion ungefähr gehalten werden können. Autoneum gewinnt also weiter Marktanteile dazu. Weil sich der Automobilmarkt ebenfalls stabilisiert hat und die Probleme in den USA lösbar sein sollten, spricht folglich einiges dafür, dass mittelfristig wieder wertschaffende Margen erzielt werden. Den Aktien eröffnet dies Steigerungspotenzial. Für Anleger, die ein hohes Risiko tragen können, gilt somit: Kaufen
Attraktives Kursniveau
2019 war ein verlorenes Börsenjahr für Swissquote. Nachdem der Aktienkurs der Onlinebank im Frühjahr wegen einer tieferen Gewinnprognose regelrecht abgestürzt war, haben sich die Titel im Jahresverlauf schrittweise erholt. Ende 2019 lagen sie zwar gegenüber Anfang Jahr im Plus – jedoch weit hinter dem breiten Markt. Ich halte das derzeitige Kursniveau der Aktien für attraktiv. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 15 für 2020 sind sie preiswerter als im Schnitt der vergangenen fünf Jahre. Gleichzeitig ist die Bank besser aufgestellt als je zuvor: Swissquote hat über Akquisitionen und den Aufbau neuer Märkte fleissig ins Wachstum investiert. Ein Fokus liegt auf Asien, wo die Bank bereits ein Drittel des Neugeldes generiert. Seit August operiert sie zudem mit eigener Lizenz von Singapur aus. Bis 2022 will Swissquote den Gewinn dank besserer Margen auf 100 Millionen Franken verdoppeln. Zugegeben: Die Ambitionen sind gross. Ich bin aber optimistisch. Wenn Swissquote mit dem Ergebnis 2019 belegen kann, dass sie stärker als bisher von positiven Skaleneffekten profitiert und ihren Ausblick bekräftigt, dürften auch die Aktien ihre jüngste Aufholjagd fortsetzen. Kaufen
Das Jungfraujoch wird noch teurer
Zum Jahresende gab der Chef der Jungfraubahnen, Urs Kessler, der «Bilanz» ein Interview mit dem Titel «Wintersport wird zum Luxusgut». Sprich: Ausflüge in die Berge werden noch teurer, und vor allem mengenmässig eingeschränkt. So fällt die Nachricht zum Rückgang der Besucherzahlen auf dem Jungfraujoch nur wenige Tage später quasi auf weichen Pulverschnee. Wegen der leicht rückläufigen Besucherzahlen um ein Prozent die Alarmglocken zu läuten, wäre aber vermessen. Denn was soll er machen, der Herr Kessler? Der Platz auf 3466 Meter über Meer ist eng, und schon jetzt herrscht dort oben in der dünnen Luft Dichtestress. Pro Tag sollen daher maximal 5000 Personen auf den Gipfel. Zugleich werden aber mit der V-Bahn, die bis Dezember 2020 fertig gebaut sein soll, noch mehr Touristen noch schneller auf den Berg gondeln können. Der Ausflug in die Jungfrauregion wird wohl ein (noch) kostspieligeres Luxusgut, damit die neuen Bahnen die Investitionen von mehreren Hundert Millionen Franken einspielen können. Gäbe es zur Aktie ein Gratisticket, müssten Höhenfans sofort einsteigen, denn die Titel sind zwar illiquid, aber ein sicherer Wert. Doch nicht einmal Aktionäre haben für «Top of Europe» einen Platz auf sicher. Halten
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