Medacta enttäuscht die Anleger

Knieoperation: Das Orthopädieunternehmen Medacta publizierte am Freitag eine Gewinnwarnung. Foto: PD

Letzte Woche habe ich an dieser Stelle Medacta zum Kauf empfohlen – kein guter Rat. Das Orthopädieunternehmen publizierte am Freitag eine Gewinnwarnung, die Aktien verloren über 20 Prozent. Der Chef hatte noch in der zweiten Novemberhälfte ein rosiges Bild gezeichnet. Als Anleger stehe ich also vor der Entscheidung: verkaufen, weil ich das Vertrauen ins Management verloren habe, oder die Position aufstocken, weil ich ans Unternehmen glaube. Beides ist ein bisschen wahr. Für mich überwiegen aber die positiven Aspekte. Trotz Zweifeln, die ich an den Kommunikationsfähigkeiten des Chefs habe, handelt es sich bei den Siccardis um eine erfolgreiche Unternehmerfamilie; sie hält knapp 70 Prozent am Unternehmen. Weitere Rückschläge sind nicht ausgeschlossen, weil Me­dacta an ambitionierten Mittelfristzielen festhält. Selbst mit der gedämpften aktuellen Prognose wächst Medacta aber immer noch rund dreimal schneller als der Gesamtmarkt. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 23 sind die Titel deshalb günstig. Eine Erholung in den nächsten Wochen ist möglich. Oder wie schon Bankier Rothschild sagte: «Kaufen, wenn die Kanonen donnern»

Alternativen wie Mandelmilch

Dany-Sahne – von Danone. Spätestens seit diesem Werbeslogan aus den Neunzigerjahren sind die süssen Desserts auch in der Schweiz bekannt. Wegen der Gesundheitstrends hat der französische Lebensmittelkonzern sein Angebot seither stark umgebaut: Alternativen wie Mandelmilch sind bei den Konsumenten hoch im Kurs. Rund jeden zweiten Euro erwirtschaftet Danone mit Milch- und pflanzlichen Produkten. Dank Zukäufen stark gewachsen ist der Konzern auch im Geschäft mit Säuglingsnahrung – 30 Prozent des Umsatzes erzielt er mittler­weile mit spezialisierter Nahrung. Doch diese Konzentration birgt aus meiner Sicht Risiken – gerade weil das Geschäft mit Babymilch erheblich von China abhängt, wo das Wachstum von Quartal zu Quartal schwankt. Zudem haben mit den Übernahmen in den vergangenen Jahren auch der Schuldenberg und der Goodwill in der Bilanz der Franzosen markant zugenommen. Mir gefallen stärker diversifizierte und finanziell soli­dere Unternehmen wie zum Beispiel Nestlé besser, auch wenn die Aktien von Danone, gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis, derzeit günstiger sind. Halten

Verschwundene DDR-Gelder

Im Fokus stand jüngst auch die Privatbank Julius Bär – wieder einmal wegen Altlasten. Weil das Zürcher Obergericht von einer früheren Beurteilung abgerückt ist, muss die Bank 153 Millionen Franken zurückstellen. Es geht um verschwundene DDR-Gelder aus den Neunzigerjahren. Bei der Auszahlung sollen Sorgfaltspflichten nicht eingehalten worden sein. Da die Gelder bei der von der UBS übernommenen Cantrade lagen, will die Bank ihre Ansprüche gegenüber der Grossbank geltend machen. Egal wie: Es ist mühsam und langwierig. Und ich bin mir sicher, dass die UBS sich das nicht einfach gefallen lässt. Die Gerüchte um die Übernahme der Privatbank EFG International beflügeln zwar nicht, zeigen aber, dass Julius Bär wieder wachsen will. Zudem hat die Bank gerade erst ein Aktienrückkaufprogramm von 400 Millionen Franken bekannt gegeben. Das entspricht einer zusätzlichen Rendite von rund 4 Prozent, die zur ordentlichen Rendite von 3,3 Prozent dazukommt. Vor diesem Hintergrund sind die Aktien günstig. Kaufen

Keine klare Strategie

Das Geschäftsjahr 2017/18 hatte der Elektrokomponenten-Hersteller Schaffner mit einem Rekordergebnis abgeschlossen. Am Donnerstag legte Schaffner die neusten Jahreszahlen vor: Der Umsatz schrumpfte um 10, der Gewinn um 23 Prozent. Die Erklärungen Handelsstreit, Konjunkturschwäche in China und Krise in der Automobilindustrie überzeugen nicht. Was fehlt, ist eine klare Strategie. Chef Marc Aeschlimann nennt eine breite Palette von Produkten für den Mining-Sektor, die Windenergie, für Smart Grids, Elektro- und Hybridautos und die schlüssel­losen Authentifizierungssysteme als mögliche Wachstumsfelder – verzettelte Baustellen für ein Unternehmen mit rund 200 Millionen Franken Umsatz. Für die Authentifizierungssysteme – Antennen – meldeten die Solothurner Ende Oktober das «bisher grösste Auftragsvolumen in der Geschichte der Gruppe»: 55 Millionen Franken. Allerdings über bis zu zehn Jahre, was pro Jahr maximal 8 Millionen abwirft. Daher scheinen derzeit Aeschlimanns düstere Worte von einer Konferenz im September passender zu sein, als er die Welt als «grau, dunkelgrau, schwarz» beschrieb. Weil es für den Verkauf schon zu spät ist: Halten

 

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