Alcon hat die Aktionäre ­enttäuscht

Alcon: Die Novartis-Tochter wird seit April 2019 wieder als eigenständiges Unternehmen an der Börse gehandelt. Foto: Urs Flüeler/Keystone

Sind Sie Aktionär von Alcon? Wenn ja, lautet meine nächste Frage, ob Sie die Titel gekauft oder wie viele Teilhaber unfreiwillig erhalten haben – im April, als jeder Novartis-Aktionär für je fünf Aktien ein Beteiligungspapier des ursprünglich amerikanischen Konzerns steuerfrei erhielt. Die meisten Bankberater haben wohl empfohlen, die Alcon-Titel zu behalten. Aus gutem Grund: Das Unternehmen ist marktführend auf dem Gebiet der Augenheilung und -pflege, etwa bei der chirurgischen Behandlung oder bei Kontaktlinsen. Aber Grösse allein garantiert noch keinen Erfolg. Die Kursentwicklung der Aktien mögen manche als enttäuschend empfinden, vor allem im Vergleich mit dem haussierenden Gesamtmarkt. Alcon-Papiere notieren derzeit unterhalb des Schluss­kurses des ersten Handelstags. Das Höchst von 64 Franken vom Mai dürfte nicht so rasch wieder erreicht werden. Das Management hat klargemacht, dass bis 2021 wachstumsför­dernde Investitionen und nicht eine rasche Steigerung der Betriebsgewinn­marge im Vordergrund stehen. Daher wird die nunmehr reduzierte Zielspanne in diesem Jahr eher die untere Grenze ritzen als die obere. Trotzdem gehe ich davon aus, dass Verkaufen mit Blick auf das mittelfristige Potenzial nicht angebracht ist. Halten

Chips für die Positionsermittlung

Auch U-Blox ist kein einfacher Fall. Das Unternehmen mit Sitz in Thalwil am Zürichsee entwickelt inte­ressante Chips für die Positionsermittlung und die Kommunikation. Vermieter von Elektrorollern können dank U-Blox-Technik etwa feststellen, wo sich ein Gefährt befindet, wer es gerade ausleiht und was er dafür bezahlen muss. Das Management ist solide, lange dabei und versteht sein Handwerk. Und doch kommen die Aktien des Unternehmens nicht vom Fleck – in einer Halbleiterindustrie, die zu grossen Teilen derzeit eine Sonderkonjunktur durchlebt, gerade wegen neuer Anwendungen wie E-Scootern. Die U-Blox-Führung spricht von einem trägen Marktumfeld und verschiebt ein ums andere Mal ihre Ziele. Die jüngste Umsatz- und Gewinnrevision von vergangener Woche hat den Aktienkurs kaum bewegt. Das ist für mich ein gutes Zeichen, denn das Tief scheint offenbar erreicht. Das heisst aber nicht automatisch, dass es von nun an nur nach oben geht. Noch mangelt es an Argumenten für einen Einstieg. Mir scheint zu unsicher, ob, wann und wie der Turnaround gelingt und das Geschäft wieder abhebt. Halten

Niederlassung in Malaysia

Das in der jüngsten Vergangenheit gebeutelte Technologieunternehmen Comet sendet wieder positive Signale aus. Es präsentierte am Investorentag letzten Donnerstag die Details der überarbeiteten Strategie. Comet will sich definitiv von der E-Beam-Technologie (Oberflächensterilisation durch Elektronenbeschuss) trennen. Welcher Weg genau eingeschlagen wird, ist noch offen. Zudem will der VR-Präsident und Chef Heinz Kundert das Unternehmen verstärkt auf den Halbleitermarkt ausrichten, der sich ab dem kommenden Jahr wieder erholen sollte. Ein grösseres Gewicht soll auch der asiatische Markt erhalten. Um den Markt besser zu bedienen, gründet Comet in Malaysia eine Niederlassung. Die mittelfristigen Aussichten stimmen zuversichtlich. So soll der Umsatz bis 2025 im Jahresdurchschnitt 15 Prozent wachsen und die Ebitda-Marge 25 Prozent erreichen – ein von Comet noch nie realisierter Wert. Die Börse reagierte euphorisch, die Titel legten zweistellig zu. Ich teile die Begeisterung – bis zu einem gewissen Grad. Vorerst plädiere ich allerdings für Zurückhaltung. Der Beweis, dass die Ziele auch erfolgreich umgesetzt werden können, muss erst noch erbracht werden. Halten

Salat und Birchermüesli

Wann hatten Sie zum letzten Mal einen Fleischvogel zum Mittag­essen? Oder Brätchügeli? Bei mir ist es schon etwas länger her. Und ich bin offenbar nicht allein. Anstelle eines währschaften Pastetli essen Herr und Frau Schweizer vermehrt Salate und Birchermüesli in der Mittagspause. Auch abends muss es oft schnell gehen. Das spürt die Bell Food Group. Das herkömmliche Geschäft ist unter Druck. Wachstum und Profitabilität sind tief. Der Fleischverarbeiter hat sich deshalb in den letzten zehn Jahren neu aufgestellt: Neben herkömmlichen Produkten von der Fleischtheke hat er das sogenannte Convenience-Angebot ausgebaut. Das soll so weitergehen. Mittelfristig wollen die Basler in diesem Bereich die Hälfte des Umsatzes erwirtschaften, das sagte Chef ­Lorenz Wyss kürzlich in einem Interview mit der «Finanz und Wirtschaft». Das begrüsse ich, bin ich doch überzeugt, dass diese ­Esstrends Zukunft haben. Allerdings ist der Schweizer Convenience-Markt schon ziemlich reif. Potenzial lockt im Ausland, wo die Bell-Gruppe bisher kein sicheres Händchen bewiesen hat. Die zugekauften Töchter leiden dort unter dem hohen Kostendruck. Ich bin gespannt, ob es diesmal anders wird, und würde an der Seiten­linie bleiben. Meiden

Ein Kommentar zu «Alcon hat die Aktionäre ­enttäuscht»

  • erich schweizer sagt:

    Der Marktschreiber empfiehlt also diese Woche keine Aktien.
    Ich werde dies nun tun, momentan bei den sehr hohen Kursen keine einfache Sache:
    UBS, Swatch, Zur Rose, Mobilezone, Burkhalter, Flughafen Zürich in der Schweiz.
    Prudential, HSBC, Vodafone, BHP, ING, Renault, in Europa.

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