Anlegen mit Robotern?

Digitale Vermögensverwaltungen nehmen Anlegern viel Arbeit ab – doch auch sie bieten keine Erfolgsgarantie.

Mehr Bequemlichkeit, aber keine Garantie: Auch Robo-Advisors können nicht zaubern. Foto: iStock

Ich möchte mir zusätzlich zur Säule 3a ein Portfolio aufbauen. Dabei möchte ich monatlich 500 Franken in ETFs anlegen. Der Anlagehorizont beträgt 30 Jahre, weshalb ich bereit bin, praktisch alles auf Aktienfonds zu setzen. Allerdings verrechnen auch die billigsten Schweizer Onlineanbieter wie True Wealth dafür rund 0,5 Prozent pro Jahr, was einem einen Teil der Rendite wegfrisst. Lohnen sich die zusätzlichen Gebühren der Robo-Investoren für das automatisierte Rebalancing, oder ist es sinnvoller, die Kosten so tief wie möglich zu halten? T.B.

Sie müssen sich überlegen, ob Sie Ihr Geld verwalten lassen möchten, oder ob Sie einfach regelmässig einen Betrag in bestimmte Exchange Traded Funds (ETF) oder andere Indexfonds investieren möchten.

Wenn Sie Anbieter wie die von Ihnen erwähnte True Wealth wählen, wird Ihr Geld gemäss Ihrem elektronisch erfassten Risikoprofil und der auf dieser Basis automatisch erstellten Strategie angelegt und je nach Entwicklung immer wieder auf die Parameter der Strategie abgestimmt – also rebalanciert.

Der Vorteil dieser elektronischen Verwaltung Ihres Vermögens besteht meines Erachtens darin, dass Sie zu günstigen Konditionen eine breite Diversifikation auf verschiedene Anlageklassen erreichen und das Portfolio laufend elektronisch überwacht und falls nötig angepasst wird. Dafür bezahlt man eine jährliche Gebühr, in der je nach Anbieter unterschiedliche Zusatzleistungen wie Courtage oder Depotgebühr inbegriffen sind.

Ob Sie mit einer digitalen Vermögensverwaltung auf lange Sicht wirklich ein besseres Resultat erzielen, als wenn Sie selbst verschiedene ETFs kaufen und diese einfach liegen lassen, kann ich nicht sagen. Im Prinzip könnten Sie auch selbst eine Strategie zusammenstellen und auf dieser Basis entsprechende ETFs auswählen und dann regelmässig über einen Onlinebroker in diese investieren.

Das kommt Sie günstiger, da Sie sich die Verwaltungsgebühr sparen. Allerdings haben Sie mehr Aufwand: Sie müssen die passenden ETFs auswählen oder sich von Ihrer Bank zusammenstellen lassen und Ihr Depot selbst im Auge behalten. Für den regelmässigen Kauf der ETFs könnten Sie einen Dauerauftrag bei der Bank erteilen. Die Depotüberwachung bleibt dann trotzdem bei Ihnen, auch ein Rebalancing, falls nötig.

Ihren Angaben entnehme ich, dass Sie das Geld über die nächsten 30 Jahre liegenlassen möchten. Vor diesem Hintergrund könnten Sie aus meiner Sicht in erster Linie auf ETFs setzen, die an die Kursentwicklung der wichtigsten globalen Aktienindices gekoppelt ist, was die Auswahl der ETFs vereinfacht. Sie müssten dann aber bereit sein, starke Kursschwankungen in Kauf zu nehmen. Angesichts vieler Unsicherheitsfaktoren an den Finanzmärkten dürften die Kursausschläge in nächster Zeit eher noch zunehmen. Umso wichtiger ist es, dass Sie sich genau überlegen, wie viel Risiken Sie tatsächlich eingehen können und wollen.

Positiv erachte ich, dass Sie jeden Monat einen bestimmten Betrag anlegen möchten. Durch gestaffelte Käufe senken Sie für sich das Risiko, zum schlechtestmöglichen Zeitpunkt gekauft zu haben.

Rein digitale Vermögensverwaltung über sogenannte Robo-Advisors wie sie mehrere Anbieter offerieren, bietet Ihnen wie jede Vermögensverwaltung mehr Bequemlichkeit, aber keine Garantie, dass Sie nach 30 Jahren wirklich mehr Geld auf der hohen Kante haben, als wenn Sie das Depot selbst aufbauen und führen.

11 Kommentare zu «Anlegen mit Robotern?»

  • Peter Rohner sagt:

    Ich würde das Geld selbst investieren, also ohne Robo-Advisor, da zu teuer. Monatlich einen bestimmten Betrag anzulegen, ist ideal (wegen Mischkurs). Am einfachsten bauen Sie ein Portfolio mit 1 bis max. 5 ETFs auf (z.B. mit mit 1 ETF: 100% ACWI; 2 ETFs: 70% World, 30% Emerging Markets; 3 ETFs: 50% World, 30% EM, 20% Europe —> siehe auch „finanzwesir.com“).

    Jeden Monat nur einen ETF kaufen (derjenige, der gerade am weitesten unterhalb der Zielaufteilung liegt). Auf diese Weise findet automatisch ein Rebalancing statt. Nur thesaurierende ETFs kaufen, damit die Dividenden automatisch reinvestiert werden. Und natürlich: Buy-and-Hold.

  • DerRealist sagt:

    Habe 1 Jahr lang die Robos getestet, TrueWealth war der schlechteste, keine gute Performance. Für Rebalancing würde ich Clevercircles.ch empfehlen.
    Bei einem solchen Zeithorizont kann man auch in Avadis „Aktien“ gehen. Nicht viel Studieren und ab 50.- / Monat dabei. Kosten alles inkl. 0.54%. Fairer Preis finde ich.

    • Peter Meier sagt:

      True Wealth in der Default Setting ist wirklich nicht optimal. Vielleicht liegts auch an meiner Risikoermittlung. Welche ich aber bald ignoriert habe, da dies zu viel Home Bias voraussetzte.
      Dadurch habe ich viel Zeit verloren am Anfang.
      In diesem Jahr habe ich die höhere Performance auf meinem True Wealth Portfolio als Avadis „Aggressiv“ (bei gleichem Anteil von Obligationen/Anleihen).

      Ich habe es nicht ausgerechnet, aber die 0.1% Differenz zu Avadis in der TER werden wohl die Performance aufgefressen haben.

    • Peter Rohner sagt:

      Ja, die Fonds „Aktien“, „Aggressiv“ und „Wachstum“ von Avadis gefallen mir als Null-Problemo-Günstig-Lösungen sehr gut.

      Hervorragend geeignet für Leute, die eine günstige, erfolgversprechende und unkomplizierte Lösung haben wollen.

    • Peter M. sagt:

      @DerRealist: Interessant – würde mich interessieren, was ich falsch gemacht habe. Ich habe genau die gegenteiligen Erfahrungen gemacht (hatte True Wealth und Clevercircels vor über einem Jahr gleichzeitig eröffnet. Aufgrund der über 2.2% schlechteren Performance von Clevercircels verglichen mit True Wealth habe ich aber vor rund einem Monat dann meine Clevercircels Portfolio wieder geschlossen.

      • DerRealist sagt:

        @Peter M.
        oder ich habe etwas falsch gemacht bei TW oder wir beide haben nichts falsch gemacht, denn ein Plus ist ja schon mal gut! und ich hatte bei beiden ein Plus.

  • Dieter Meier sagt:

    Einfach mal beides parallel laufen lassen. Bei 30 Jahren Zeithorizont kann man das mal ein paar Jahre machen. Aber Vorsicht, man darf weder aus der Direkt-Anlage flüchten, weil es mal einen Taucher gab, noch sollte man dem Robo-Advisor mit einem ausbalancierten Profil nicht die Schuld geben, wenn er nicht jeden Boom voll erwischt.

  • Peter Gächter sagt:

    Als True Wealth Kunden kann ich folgende Ergäzungen anbringen.
    Sie bezahlen ausser den 0.5% keine weiteren Spesen. Weder für den Kauf / Verkauf noch für die Depot und Kontoführung fallen weitere Gebühren an.
    Beim Kauf anfallenden Kickbacks werden ihrem Konto gutgeschrieben.
    Bei einem selbst verwalteten Depot in welchem nur die günstigsten ETF’s liegen, werden nach Berücksichtigung von Kauf / Verkaufsgebühren + Depot/Kontogebühren die 0.5% von TrueWealth sicherlich überschritten.
    Nach bald 4 Jahren als Truewealth Kunde bin ich mit dem Angebot und der Rendite sehr zufrieden und habe bei allem meine Ruhe.

  • Erin Dezer sagt:

    @Peter Gächer:
    Dazu kommen allerdings noch die Produktkosten obendrauf. TW ist aber immer noch sehr günstig. Mit einem günstigen Trader-Konto (Saxo, Degiro, InteractiveBroker, …) bleibt man aber weit unter den 0.5% pro Jahr. Aber man muss halt selber aktiv werden.

  • Chris sagt:

    True Wealth kann ich sehr empfehlen. Die Kosten von 0.5%p.a. Lassen sich via Direktanmeldung unter diesem Link
    https://www.truewealth.ch/invite/cbd3d889 sogar auf 0.25% reduzieren für ein Jahr.

    Performance absolut i. O. Für den Aufwand, welcher gegen 0 geht für die Bewirtschaftung.

    Grüsse Chris

  • Daniel Heeb sagt:

    Du zahlt 500.- pro Monat ein. Zumindest wenn du einen Schweizer Online Broker wählst, zahlst du, wenn du Monatlich ETF’s kaufen wilst, sehr hohe Gebühren. Weiter gibt es Depotgebüren (ok die sind begrenzt und fallen mit der Zeit nicht mehr soo ins Gewicht…). Zusätzlich kommt noch die Stempelsteuer. Die Gebühren bei True Wealth stören mich auch etwas, aber ich bin zum Schluss gekommen, dass es sich nicht lohnt auf einen Online Brocker umzusteigen. Nicht bei unseren Beträgen.
    Ausserdem kannst du bei True Wealth wenn du das mal möchtest die Gewichtung nach Märkten, Anlageklassen jederzeit von Hand ändern, ohne zusätzliche Kosten… (naja der Anlangevorschlag von True Weahlt selber finde ich nicht gut, z.b. Rohstoff ETF sind (ausser Gold) schlicht langfristiger Blödsinn)

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