UBS kommt nicht aus den negativen Schlagzeilen

Bei der Grossbank kommt immer wieder eine Altlast zum Vorschein. Foto: Andrea Zahler

Der UBS droht Ungemach – schon wieder. Die Grossbank soll beim Vertrieb einer Obligation des griechischen Retailers Folli Follie die Sorgfaltspflichten verletzt haben. Das behauptete diese Woche jedenfalls ein Anwalt. Anleger beklagen, dass sich bereits wenige Monate nach Verkauf der Anleihe herausstellte, dass die Bücher von Folli Follie gefälscht waren. Oje. Insgesamt geht es um ein Anlagevolumen von 150 Millionen Franken. Natürlich gilt die Unschuldsvermutung, und der Schaden wäre für die UBS verkraftbar. Zudem wird die Grossbank argumentieren, dass sie selbst getäuscht wurde. Hinzu kommt, dass auch die Credit Suisse (CS) am Vertrieb der Anleihe beteiligt war. Der Schaden dürfte somit wohl von zwei Parteien getragen werden. Was mir aber ganz und gar nicht gefällt: Die Bank schafft es aus den negativen Schlagzeilen nicht heraus. Immer wieder kommt irgendwo eine Altlast zum Vorschein. Die daraus resultierenden Geldbussen und Strafzahlungen bezeichnete CS-CEO Tidjane Thiam in diesem Jahr bereits als grösste Wertvernichter innerhalb seiner Bank in den letzten Jahren. Und wer weiss schon, wann das aufhört. Genau aus diesem Grund würde ich die Finger von Grossbankaktien lassen. Auch eine Dividendenrendite von mittlerweile 6 Prozent und eine günstige Bewertung im Falle der Titel von UBS sind kein Trost. Verkaufen

Achtgeben bei der Bewertung

Hätten Sies gewusst? Givaudan hat seit 2014 dreizehn Firmen gekauft. Für geschätzte 3 Milliarden Franken wurden 1,1 Milliarden Umsatz akquiriert. Der Aroma- und Riechstoffhersteller, der 2019 etwa 6,2  Milliarden Franken umsetzen und knapp 22 Prozent davon als Ebitda (Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisation) verbuchen wird, brauchte dafür kein frisches Eigenkapital. Reichlich Cash und Fremdmittel reichten zur Finanzierung aus. Nach wie vor ist die Nettoverschuldung für ein defensives, Cashflow-starkes Unternehmen wie Givaudan völlig unproblematisch. Mit dem zweieinhalbfachen Ebitda (per Ende 2018) ist sie aber kein Qualitätsmerkmal mehr. Hinsichtlich Bewertung gilt es deshalb achtzugeben. Als Swan-Aktie (Sleep Well At Night) geniesst Givaudan an der Börse eine satte Bewertungsprämie. Bilanzqualität ist ein Teil davon. Das wissen die Genfer und sie werden den Bogen daher nicht überspannen. Schon einmal haben sie eine kräftig gestiegene Verschuldung diszipliniert zurückgeführt: nach dem Kauf von Quest 2007. Kurz, ich sehe Givaudan weiter auf gutem Weg, auch wegen der Zinssituation. Kaufen

Starker Anstieg der Nachfrage erwartet

«Wenn die Weltklimaziele erreicht werden sollen, muss in Windenergie investiert werden.» Dieser Werbespruch des Gurit-Chefs Rudolf Hadorn überzeugt auch mich als Klimafreund – und das sind wir ja heute alle. Das Windenergiegeschäft boomt. Ein Glück für Gurit. Die Gesellschaft stellt Verbundstoffe, Bausätze und Formen für Windräder her. Drei Viertel des ­Umsatzes erzielt sie in diesem Sektor. Auch in Zukunft erwartet das Unternehmen eine starke Nachfrage weltweit und strebt einen Marktanteil in diesem Bereich von 30 bis 40 Prozent an. Für 2019 rechnet Gurit mit einem Umsatz von über 525 Millionen Franken und mit einer Ebit-Marge in der oberen Hälfte des Zielkorridors von 8 bis 10 Prozent. Letztes Jahr wurden erst 425 Millionen Franken erwirtschaftet und die Ebit-Marge betrug lediglich 6,5  Prozent. Allerdings laufen die Subventionen für Windenergie in den USA 2020 aus und auch in China ist eine Reduktion der Subvention spürbar. Das kann nach 2020 zu einer Stagnationstendenz führen. Kurzfristig scheinen die Aktien aber eine Investition wert. Kaufen

Eine Bank ist eine Bank…

Die Liechtensteinische Landesbank (LLB) sticht unter den in der Schweiz kotierten Banken heraus. Das zeigte sich einmal mehr, als CEO Roland Matt die Gesellschaft diese Woche an der Schweizer Aktienkonferenz Investora vorstellte. Die LLB ist eines der bestdifferenzierten Geldhäuser im Alpenraum. Zu je einem Drittel macht sie ihr Geschäft mit privaten Vermögenden, institutionellen Kunden und im Retailbereich. Zinseinnahmen und Kommissionserträge halten sich in etwa die Waage. Andere Banken würden sich so einen ausgewogenen Ertragsmix gerade in schweren Zeiten wünschen. Zudem ist die LLB hervorragend kapitalisiert, CEO Matt schliesst weitere Zukäufe explizit nicht aus. Doch bei allem Lob müssen Anleger beachten: Die LLB ist letztlich auch nur eine Bank. Auch sie steht im historischen Tiefzinsumfeld unter Druck, auch sie kann die Investitionsunlust der Anleger in unsicheren Marktlagen treffen. Die Aktien der LLB sind für eine Privatbank aktuell teuer bewertet, für eine Retailbank liegen sie im Schnitt. Ebenso durchschnittlich zeigt sich trotz Kapitalstärke die Dividendenrendite. Und auch die LLB hat wie die meisten Banken Schwierigkeiten ihre Eigen­kapitalkosten zu verdienen. Im ­jetzigen Umfeld traue ich den ­LLB-Titeln deshalb kaum zu, auf kurze Frist den breiten Markt zu schlagen. Meiden

 

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