Showdown bei Sunrise?

Olaf Swantee wirbt bei jedem Sunrise-Investor für die Übernahme des Kabelnetzbetreibers UPC. Foto: Esther Michel
Der Chef von Sunrise, Olaf Swantee, wusste, dass die Übernahme des Kabelnetzbetreibers UPC für 6,3 Milliarden Franken kein Spaziergang wird. Der grosse Widerstand der Aktionäre gegen die Transaktion, die eine 4,1 Milliarden Franken schwere Kapitalerhöhung umfasst, bringt ihn jetzt aber in Bedrängnis. Nicht nur Hauptaktionär Freenet ist entschieden gegen den Deal, auch weitere Grossaktionäre wollen nichts davon wissen: viel zu teuer, viel zu gross die Verwässerung aus der Kapitalerhöhung. Die Fronten zwischen Sunrise und Freenet sind verhärtet. Eine Verkleinerung der Kapitalerhöhung, etwa durch Begeben einer Pflichtwandelanleihe, erscheint angesichts der nötigen Zweidrittelmehrheit noch unrealistischer als die ursprüngliche Transaktion. Swantee wirbt jetzt bei jedem Aktionär für seinen Deal. An einer ausserordentlichen Generalversammlung will er auch ohne die Stimmen der kritischen Aktionäre auf eine Mehrheit kommen. Ich bin aber nicht sicher, ob es überhaupt zum GV-Showdown kommen wird. Denn beisst Swantee bei den Investoren weiter auf Granit, kann ich mir gut vorstellen, dass der Deal vorzeitig abgeblasen wird. Die Sunrise-Aktien dürften dann auf ihr angestammtes Kursniveau auf über 80 Franken zurückkehren. Halten
Polyphor wird zur Zockeraktie
Hopp oder Flop heisst es bei Polyphor. Das Biotech-Unternehmen hat seine Strategie nach einem Rückschlag neu ausgerichtet. Im Mittelpunkt steht nun Balixafortide. Es soll die Wirkung von Krebsmedikamenten verbessern. Alles hängt an den Resultaten einer Phase-III-Studie, bei der Balixafortide zur Behandlung von Brustkrebs getestet wird. Die Ergebnisse werden Ende des ersten Quartals 2021 erwartet. Fallen die Daten positiv aus, kann ich mir gut vorstellen, dass sich der Aktienkurs vom heutigen Niveau aus vervielfacht. Die Papiere, die für 38 Franken ausgegeben wurden, werden nur noch für 5.30 Franken gehandelt. Aber scheitert das Krebsmittel wie diesen Sommer schon der bisherige Hauptproduktkandidat, dann droht ein Totalverlust. Es dürfte in diesem Fall für das Unternehmen sehr schwierig sein, frische Mittel zu beschaffen. Die braucht es, um zwei Antibiotika weiterzuentwickeln, die Jahre von einer Zulassung entfernt sind. Polyphor schätzt den Markt für Medikamente wie Balixafortide auf 1,3 Milliarden Dollar und rechnet damit, den grössten Anteil davon für sich beanspruchen zu können. Die Aktien sind nur etwas für Spielernaturen mit starken Nerven. Mir ist das zu riskant. Meiden
Bei Swiss Re ist alles wieder in Ordnung
Als Gegenpol zu diesen Risikotiteln erstaunen mich immer wieder Versicherungsaktien. Diese Woche ist mir Swiss Re aufgefallen. Aus Angst vor Milliardenschäden durch den Hurrikan Dorian sackten die Aktien vergangene Woche ab. Die Schäden, die der Wirbelsturm auf den Bahamas hinterlassen hat, sind enorm. Kaum hat sich der Sturm aber abgeschwächt, kletterten die Kurse wieder. Auf der einen Seite ist das ganz normal, auf der anderen doch eigenartig, schliesslich gehören Schadensfälle und Risikomanagement zum Kerngeschäft jeder Versicherung. Aus Anlegersicht bieten solche Verwerfungen gute Einstiegschancen. Denn neben niedrigeren Kursen ermöglichen solche Grossereignisse den Versicherungen, ihre Prämien zu erhöhen. Aus diesem Grund bin ich bei diesen Firmen langfristig investiert. Eine Dividendenrendite von 5,6 Prozent tröstet mich über die moderaten Kursschwankungen hinweg. Kaufen
Cembra schlägt sie alle
Von den rund 30 kotierten Schweizer Banken hat dieses Jahr nur eine den breiten Markt geschlagen: die Konsumkreditbank Cembra. Ich sehe dafür mehrere Gründe. Das Institut ist weniger stark von den niedrigen Zinsen abhängig als eine herkömmliche Bank. Da es sich über den Kreditmarkt sehr günstig refinanziert, auf den herausgegebenen Krediten aber eine attraktive Marge generiert, verfügt es über ein sehr stabiles Geschäftsmodell. Zudem ist die Bank solide kapitalisiert und erwirtschaftet auf dieser hohen Eigenkapitalquote eine bessere Rendite als viele andere Banken. Deshalb ist Cembra auch in der Lage, eine konstant attraktive Dividende zu bezahlen. Als Risiko könnten sich Probleme bei der Cashgate-Übernahme oder ein wirtschaftlicher Abschwung entpuppen. Trotz einer gewissen Verlangsamung der Wirtschaft gehe ich nicht davon aus, dass die wirtschaftliche Aktivität in den kommenden Monaten derart einbricht, dass keine Kredite mehr zurückbezahlt werden. Deshalb gibt es für mich nur eines: Kaufen
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