Leonteq: Ein Spiel um alles oder nichts

Anerkannte Spezialistin für strukturierte Produkte: Operativ läuft es Leonteq gut. Foto: PD

Ich habe die drei Produkte ROBTTQ, RARETQ und CHINTQ von Leonteq erstanden für je 5000 Dollar. Sie entsprechen zusammen nur einem sehr kleinen Teil unseres gesamten Vermögens. Die Idee dahinter: Eines Tages könnte sich unser Enkel darüber freuen, sie zu erben. Nun rät mir jedoch ein Berufskollege strikte von solchen Anlagen ab. Wenn die Bank Leonteq pleiteginge, würde ich alles verlieren. Wie sehen Sie das? K.F.

Mit Robttq, Raretq und Chintq haben Sie drei Tracker-Zertifikate gekauft. Dank diesen strukturierten Produkten können Sie unkompliziert und günstig einen bestimmten Aktienmarkt abbilden, ohne selbst die Einzelwerte erwerben zu müssen.

Inhaltlich haben Sie sich für drei interessante Themengebiete entschieden. Das Produkt Robttq ist an den Swissquote Robotics & Artificial Intelligence Index gekoppelt. Sie partizipieren somit am Megatrend Robotik und künstliche Intelligenz. Dem Index gehören eine ganze Anzahl von Unternehmen an, die in diesen Bereichen aktiv sind – so etwa die weltweit tätigen Konzerne ABB, IBM, Infosys Technologies.

Auch Ihr zweites Produkt, Raretq, fokussiert sich auf einen Megatrend: Es ist an den Swissquote Rare Earth Index gekoppelt und investiert in Unternehmen, die im Bereich seltene Erden tätig sind. Die seltenen Erden kommen als Rohstoffe in unzähligen technologischen Anwendungen vor – so etwa in Batterien, dem Smartphone oder vielen Elektromotoren. Je mehr der Trend zur Digitalisierung und zur elektrischen Mobilität voranschreitet, desto mehr braucht es von diesen Rohstoffen, was bedeutet, dass sie rar werden. Dem Swissquote Rare Earth Index gehören fast 20 Firmen aus sieben Ländern an, verschiedene davon aus Australien.

Das dritte Produkt, Chintq, ist an den Swissquote China’s Dragons Index gekoppelt. Damit profitieren Sie am Aufstieg Chinas als Industriesupermacht. Dieses Instrument ist an den Swissquote China’s Dragons Index gekoppelt, dem bekannte chinesische Firmen wie Lenovo angehören.

Bei den drei Tracker-Zertifikaten tragen Sie drei Risiken: Zum einen das eigentliche Anlagerisiko sowie das Währungsrisiko. Da Sie voll auf Aktien setzen, müssen Sie mit starken Kursschwankungen bei den drei Tracker-Zertifkaten rechnen.

Zum anderen sind Sie auch dem Gegenparteienrisiko ausgesetzt. Ihr in Ihrer Frage erwähnter Berufskollege hat recht, dass Sie Ihr Geld verlieren würden, wenn die Emissionsbank der drei Tracker-Zertifikate, die Leonteq Bank, in Konkurs gehen würde. Das war ja das Problem bei Lehman Brothers, als während der Finanzkrise auch einige Anleger aus der Schweiz mit strukturierten Produkten, die von der später zusammengebrochenen US-Grossbank herausgegeben wurden, viel Geld verloren.

Leonteq wurde 2007 gegründet und ist heute eine anerkannte Spezialistin für strukturierte Produkte mit über 400 Angestellten an elf Standorten in der Schweiz, Europa und Asien und ausstehenden emittierten Produkten im Volumen von mehr als 13 Milliarden Franken. Im vergangenen Jahr hatte das an der Schweizer Börse kotierte Finanzunternehmen von einer erhöhten Nachfrage nach strukturierten Produkten profitiert und konnte den Betriebsertrag um 31 Prozent auf 282,4 Millionen Franken steigern.

Der Konzerngewinn nahm gar um 296 Prozent auf 91,5 Millionen Franken zu und erreichte einen Rekordstand. Auch die Kapitalbasis wurde ausgebaut. Das anrechenbare BIZ-Kapital belief sich per 31. Dezember auf 610,6 Millionen, verglichen mit 419,7 Millionen per Ende 2017. Die BIZ-Gesamtkapitalquote erhöhte sich von knapp 20 auf 22 Prozent per Ende Jahr. Mit dem Ziel, die Kapitalbasis weiter zu stärken und zu wachsen, wird vorderhand keine Dividende an die Aktionäre ausbezahlt.

Operativ läuft es Leonteq gut. Doch das muss nicht immer so bleiben. Auch ist unklar, welche Pläne die Grossaktionärin von Leonteq, die Raiffeisen-Gruppe, hat. Unter dem früheren Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz hatte Raiffeisen eine Beteiligung von fast 30 Prozent an Leonteq aufgebaut. Unter der neuen Führung von VR-Präsident Guy Lachapelle hat Raiffeisen in diesem Sommer entschieden, die Beteiligung an Leonteq entgegen der früheren Absicht nun doch zu behalten, was ich als hilfreich für Leonteq einstufe.

Positiv ist ferner, dass die internationale Ratingagentur Fitch Leonteq im Zuge der verstärkten Kapitalbasis mit einem Langfrist-Rating «BBB–» mit Ausblick «positiv» versehen hat. Damit verfügt Leonteq über ein Investment-Grade-Rating einer international renommierten Ratingagentur, was Ihnen als Inhaber von Leonteq-Produkten eine gewisse Sicherheit gibt.

Dennoch bleibt ein Restrisiko. Sie müssen sich fragen, ob Sie dieses tragen wollen und können. Da Ihr Engagement in die Leonteq-Instrumente nur ein kleiner Teil Ihres Vermögens ausmacht, halte ich das Risiko für vertretbar. Ich rate Ihnen aber, dieses Restrisiko immer im Hinterkopf zu behalten und die Entwicklung bei Leonteq zu verfolgen.

6 Kommentare zu «Leonteq: Ein Spiel um alles oder nichts»

  • Peter Rohner sagt:

    Einige Binsenweisheiten:
    — Nur Produkte kaufen, die man auch versteht.
    — Mit grossen Gewinnchancen sind immer grosse Risiken verbunden.
    — Zertifikate meiden (wegen Gegenparteienrisiko), ausser, man kennt sich aus.
    — Themen-ETFs kaufen (da kein bzw. viel kleineres Gegenparteienrisiko).
    — Suchmaschine von justETF.com nutzen.

  • Marco Muster sagt:

    Kann mich dem Vorkommentator nur anschliessen. Hahnebüchen & sinnlos, solche teuren Zertifikate zu kaufen, wenn es auch ein ETF tut…

  • Michael Görlitz sagt:

    Eigenkapital 600 Mio. und ausstehende Produkte von 13 Mia. Cooles Verhältnis.
    Wenn sie bei einer Bank in solch einer Konstellation um einen Kredit anfragen, werden sie ausgelacht wie ein Circus-Clown.

  • Peter Rohner sagt:

    Ein Rating von BBB- ist für eine Firma nicht wirklich gut. Vor allem dann nicht, wenn man langfristige Produkte dieser Firma kauft.

    Weitere Infos: https://de.wikipedia.org/wiki/Rating

  • Luisa sagt:

    Na wenn das nicht ein schöner Werbeartikel für Leonteq ist! Hier geht’s ja gar nicht gross um die Frage des Risikos des Paares (es sei ja nur ein sehr geringer Teil des Vermögens) sondern um eine umfangreiche Vorstellung von Leonteq und deren bei Namen genannte Produkte.

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