Zurich Insurance überrascht

Zurich Insurance: Dürfte im Gesamtjahr etwa zehn Prozent mehr Gewinn schreiben. Foto: Alessandro Della Bella/Keystone

Zurich Insurance hat mit erstaunlich kräftigen Semesterzahlen die Anleger beeindruckt. Die Einnahmen stiegen mehr als 3 Prozent auf 36,7 Milliarden Dollar und der Gewinn sogar 14 Prozent auf 2 Milliarden Dollar. Der Konzernchef des Versicherers, Mario Greco, sagte an der Semesterkon­ferenz, die Jahresziele für Rentabilität und Cashflow – aus dem die Dividende bezahlt wird – würden mit grosser Wahrscheinlichkeit übertroffen. Er sei zuversichtlich, dass Zurich den Erfolgsweg weitergehen könne. Mit Blick auf das Interimsresultat dürfte Zurich im Gesamtjahr etwa 10 Prozent mehr Gewinn schreiben. Meine Schätzung geht davon aus, dass im zweiten Jahresteil die versicherten Naturereignisse den Konzern nicht mehr als im Mehrjahresschnitt kosten. Davon ausgehend notieren die Aktien zum Kurs-Gewinn-Verhältnis von 13. Das ist in historischer Betrachtung hoch. Vieles spricht jedoch dafür, dass der günstige Ertragstrend anhält. Das schürt die Erwartung, der Konzern werde die Divi­dende nochmals erhöhen, von 19 auf voraussichtlich attraktive 20 Franken. Kaufen

Kunststofffaseranlagen laufen gut

Weniger gut sind die Aussichten für Oerlikon. Der Industriekonzern musste die Prognose für das laufende Jahr senken. Statt eines leichten Zuwachses in Umsatz und Betriebsmarge wird für 2019 mit einem Resultat etwa auf Vorjahresniveau gerechnet. Etwas enttäuscht war ich davon, dass im als stabil geltenden Segment Oberflächentechnik der Betriebs­gewinn im ersten Halbjahr um 16 Prozent gefallen ist. Immerhin läuft es im zweiten Segment, Kunststofffaseranlagen, sehr gut. Der Umsatz stieg, die Betriebsmarge nahm deutlich zu. Dieses Geschäft dürfte auch nächstes Jahr gut laufen. Trotz der insgesamt zuversichtlichen Perspektiven sackte der Kurs der Oerlikon-Papiere weiter ab. Sie notieren jetzt so niedrig wie letztmals 2016. Es sind eher die ungewissen ökonomischen Aussichten, die auf den Titeln lasten, als unternehmensspezifische Gründe. Die Titel bleiben mit einem um die Nettoliquidität bereinigten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 17 weiterhin kaufenswert, doch Zug in die Aktien kommt wohl erst, wenn die Rezessionsängste der Börse etwas abflauen. Dosiert kaufen

Zu viel versprochen

Ganz überraschend kam er nicht, der Abgang von Holger Cordes. In seinen drei Jahren als Chef versuchte er, aus Ascom – dem ehemaligen staatsnahen Kommunikationstechnik-Konglomerat – einen agilen IT-Spezialisten zu machen, der Digitalisierungs­lösungen an Spitäler verkauft. Die Idee kam bei Investoren zunächst sehr gut an, die Umsetzung war indes nicht erfolgreich. Regelmässig verfehlte Ascom bescheiden gesetzte Finanzziele, eine Gewinnwarnung folgte der nächsten, der Auftragseingang läuft auf Sparflamme. Cordes versprach zu früh zu viel. Die neue Chefin, Ex-SBB-Managerin Jeannine Pilloud, muss nun schnell Massnahmen ergreifen, um den Aktienkurs, der in zwölf Monaten mehr als 40 Prozent verloren hat, zu stabilisieren. Ein Verkauf des schmalbrüstigen Unternehmens – der Börsenwert beträgt aktuell noch 360 Millionen Franken – ist wieder ein Thema. Oder das Zusammengehen mit einem Partner. Mögliche Transaktionen beflügeln zwar die Anleger­fantasie. Doch ob Ascom in diesem desolaten Zustand einen potenziellen Käufer überzeugen kann, eine attraktive Prämie zu zahlen, ist mehr als ungewiss. Abwarten

Talsohle ist erreicht

Die VAT Group fasziniert. Wer die Hälfte des Weltmarkts für Vakuumventile beherrscht und dennoch Jahr für Jahr Anteile dazugewinnt, konstant hoch profitabel arbeitet und auch bei einem scharfen Marktabschwung, wie eben erlebt, kaum Marge einbüsst, der macht vieles richtig. Die von VAT hergestellten Ventile werden in vakuumbasierten Herstellungsprozessen verwendet, besonders in der Halbleiter- und in der Flachbildschirmproduktion. In diesen Bereichen herrscht derzeit Investitionsflaute, weil in den Jahren davor überinvestiert wurde. Das hat sich auch bei VAT niedergeschlagen, mit erwartungsgemäss stark rückläufigen Halbjahreszahlen. Doch die Talsohle sollte erreicht sein, erste Anzeichen einer Erholung werden sichtbar. Angesichts des unwägbaren Umfelds rechne ich jedoch mit einer zunächst nur zögerlichen Erholung. Daran gemessen, eilt mir der Aktienkurs zu weit voraus. Mit dem Gesamtmarkt mitzuhalten, dürfte für ihn unter dieser Voraussetzung zwar schwierig werden. Dennoch würde ich mal an den Titeln festhalten. Abwarten

Eindrückliches Wachstum

Auch Vifor Pharma ist ein Phänomen. Das mittlerweile drittgrösste Schweizer Pharmaunternehmen wächst nicht nur seit 25 Jahren beständig, es übertrifft auch regelmässig die eigenen Prognosen. Diese sind in der Regel ohnehin hochgesteckt. Im ersten Halbjahr legte Vifor nun erneut ein eindrückliches Umsatzwachstum von 22 Prozent hin. In der Folge erhöht die Gesellschaft nun die Vorgabe für das Gesamtjahr auf «mehr als 15 Prozent». Der operative Gewinn auf Stufe Ebitda legte überproportional stark zu. Und auch bei dieser Kennzahl legt Vifor die Messlatte für 2019 höher. Ich gehe davon aus, dass Vifor diese Vorgaben ebenfalls übertreffen wird. Die Aktien sind mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von geschätzten 32 für das laufende Jahr zwar teuer, diesen Preis aber wert. Die eindrückliche Wachstumsgeschichte dürfte noch lange weitergehen wegen eines immer breiteren Produkteportfolios und wohl nicht zuletzt dank dem für nächstes Jahr geplanten Markteintritt in China. Kaufen

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