Bei der Credit Suisse brauchen Anleger viel Geduld

Unter CEO Tidjane Thiam hat die Credit Suisse zugelegt. Foto: Ennio Leanza/Keystone

Da hatte sich Tidjane Thiam, der Chef der Credit Suisse (CS), am Mittwoch so sehr über das gute Zweitquartalsergebnis gefreut. Und tatsächlich hat CS in einem schwierigen Marktumfeld im Vergleich zum einfacheren Vorjahresquartal kräftig zugelegt. Doch muss man auch ehrlich sein: Einiges dieser sehr positiven Entwicklung ist nicht direkt der Arbeit an der Kundenfront zuzuschreiben. Nach Thiams erfolgreicher Rosskur fallen Restrukturierungskosten weg, was abzusehen war. Das hat den Gewinn in neue Höhen gehoben. Die Sanierungsleistung des Grossbankenchefs muss man aber ganz klar anerkennen. Die Bank steht heute effizienter, risikoloser und profitabler da als vor vier Jahren. Die niedrige Bewertung im Konkurrenzvergleich und die Aussicht auf weiteres Gewinnwachstum machen die Aktien attraktiv. Aufgrund des schwierigen Umfelds in diesem Jahr wird es CS allerdings schwer haben, 10 Prozent Eigenkapitalrendite zu erreichen, ab der eine Grossbank gemeinhin als wertschaffend gilt. Anleger brauchen daher einen langen Atem, auf kurze Frist werden die Titel den Gesamtmarkt wohl nicht schlagen können. Halten

Fall Syrien noch nicht abgeschlossen

Auch Jan Jenisch steht unter Druck. Der Chef des grössten Zementherstellers LafargeHolcim muss vorwärtsmachen mit der Umsetzung der Strategie 2022 «Building for Growth». Das bedeutet: Er will weniger auf Zement, dafür mehr auf Zuschlagstoffe, Transportbeton sowie hochwertige Produkte wie etwa Betonfertigteile, Asphalt und Mörtel setzen. Druck kommt auch von Investoren, die von der Zementindustrie den Abbau von Treibhausgasemissionen fordern. Dazu zählt die Institutional Investors Group on Climate Change, zu der europäische Pensionsfonds und Vermögensverwalter gehören, die rund 2 Milliarden Dollar verwalten. Und noch immer ist der Fall Syrien nicht abgeschlossen, in dem in Frankreich ermittelt werden soll. Mit dem Halbjahresergebnis ist Jenisch aber «sehr glücklich». «Wir sind in exzellenter Form», sagte er an der Telefonkonferenz nach der Publikation der Zahlen. Die Umsetzung der Strategie laufe auf Hochtouren. Tatsächlich bewegt sich der Konzern auch aus meiner Sicht in die richtige Richtung. Die Fortschritte sind zwar klein, aber stetig. Auf lange Sicht kaufen

Die richtige Nische gefunden

Kardex trotzt erfolgreich der Konjunkturabkühlung. Im ersten Semester steigerte der Lagersystemanbieter den Umsatz, das Betriebsergebnis und den Gewinn jeweils um knapp ein Fünftel. Damit hat das Unternehmen die Erwartungen übertroffen. Wermutstropfen ist der Auftragseingang bei der kleinen Tochter Kardex Mlog, der niedriger ausfällt als in der Vorjahresperiode. Kardex Mlog bietet integrierte Materialflusssysteme und Hochregallager an. Diese Tochter trägt aber nur ein Fünftel zum Gruppenumsatz bei. Vier Fünftel des Umsatzes erzielt Kardex Remstar. Diese Division ist auf automatische Lagersysteme spezialisiert. Hier hat der Auftragsbestand im ersten Semester deutlich zugenommen. Die Nachfrage nach Intra­logistik für die innerbetrieblichen Warenflüsse bleibt an den Industriemärkten bestehen. Dank der starken Positionierung in der Nische ist Kardex bestens gerüstet auch für konjunkturell schwierigere Zeiten. Die Aktien sind auch deshalb attraktiv. Kaufen

Bei Emhart Glass läufts gut

Bei Bucher sind die Vorzeichen etwas weniger gut. Zwar verzeichnete der Hersteller von Landmaschinen im ersten Halbjahr noch einen Umsatzzuwachs, doch der rückläufige Auftragseingang deutet auf eine baldige Trendumkehr hin. Das hat dem Aktienkurs etwas zugesetzt. Doch ich erwarte, dass die ­Diversifikation den Rückgang in Grenzen hält. Die breite Aufstellung mit fünf unterschiedlichen Geschäftsbereichen hat jedenfalls den Krebsgang bei den Aufträgen merklich abgedämpft. Vor allem eine Sparte läuft derzeit sehr gut: Emhart Glass. Sie stellt Anlagen zur Glasbehälterproduktion her. Der Bestellungseingang im ersten Halbjahr stieg hier bereinigt um fast 30  Prozent. Das half, den Rückgang um ein Viertel im Bereich Hydraulikkomponenten, im Landmaschinengeschäft, der grössten Sparte Buchers, und bei den Kommunalmaschinen abzumildern. Gruppenweit resultiert so bloss ein Minus von 5 Prozent. Die Sparte Emhart Glass war es auch, die mit einem Anstieg des Betriebsgewinns von 21 auf 32 Millionen Franken der Gruppe einen Betriebsgewinn­zuwachs im Halbjahr von 150 auf 155  Millionen Franken ermöglichte. Die Aktien des gut geführten Unternehmens bleiben weiter ein Investment wert. Kaufen

Beständigkeit bewiesen

Der Getränkeverpackungsspezialist SIG Combibloc ist ein Neuling an der Börse. Kurz nach dem ersten Handelstag im letzten Herbst gerieten die Titel in den Sog der damaligen Aktienmarktkorrektur und sackten deutlich unter den Ausgabepreis. Mittlerweile hat sich der Kurs erholt. Auslöser dafür waren vor allem der gute Ergebnisverlauf. Im ersten Halbjahr ist der Umsatz bereinigt rund 5 Prozent gestiegen, der Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisationen (Ebitda) um 3,4 Prozent. Das hört sich nach wenig an, doch konnte das Unternehmen mit diesen Werten die Stabilität seines Geschäftsmodells unter Beweis stellen. SIG stellt sowohl die Abfüllanlagen als auch die Getränkekartons her. Kaum ein Kunde, der sich auf das SIG-Modell eingelassen hat, springt ab, aber es kommen kontinuierlich neue dazu. Das sichert stetig steigende Umsätze, jüngst vor allem in Nord- und Südamerika, wo der Konzern eine Marktoffensive gestartet hat. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis auf Basis des bereinigten Gewinns von 16 und einer Dividendenrendite von 2,9 Prozent sind die Aktien attraktiv. Kaufen

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