Wie Hochdorf sein Vertrauen verspielt hat

Die vor rund drei Jahren übernommene Pharmalys ist für die Holding zum Problemfall geworden: Betriebsanlage von Hochdorf. Foto: Keystone

Ich habe die 3,50-Prozent-Mandatory-Convertible-Obligation der Hochdorf Holding mit Laufzeit 2017-2020, Valor 35275641, im Depot. Wie stufen Sie die Anleihe ein? Ich bin gespannt auf Ihre Beurteilung. T.R.

Ebenso wie die Aktien von Hochdorf ist auch die 3,5-Prozent-Pflichtwandelanleihe mit drei Jahren Laufzeit, die ursprünglich zur Finanzierung der damaligen Akquisition einer Mehrheitsbeteiligung an Pharmalys herausgegeben wurde, schwer unter Druck gekommen.

Im Zuge des strategischen Richtungsstreits innerhalb des Milchverarbeiters ist der Kurs dieser Anleihe richtiggehend abgestürzt. Auch der Aktienkurs notiert auf einem Mehrjahrestief. Viele Anleger haben das Vertrauen in das Unternehmen verloren, nachdem Hochdorf Gewinnwarnungen aussprechen musste.

Ausgerechnet die vor rund drei Jahren übernommene Pharmalys, die unter den Brands Primalac und Swisslac in über 40 Ländern des Nahen Ostens, Afrikas und Asiens Babynahrung und Cerealien vertreibt und für deren Finanzierung die von Ihnen gehaltene Pflichtwandelanleihe emittiert wurde, ist für die Zentralschweizer Hochdorf zum Problemfall geworden. Zusätzlich belasten ein schwächerer Umsatz in China sowie weitere negative Faktoren das Ergebnis.

Im Zuge der massiven Verschlechterung der Geschäftsperspektiven wurde der Verwaltungsrat an der Generalversammlung im April neu zusammengesetzt und Kandidaten der oppositionellen Aktionäre hielten im Hochdorf-VR Einzug. Der frühere Verwaltungsratspräsident Daniel Sauter wurde durch Bernard Merki von den Zentralschweizer Milchproduzenten (ZMP), dem grössten Hochdorf-Aktionär, ersetzt.

Inzwischen hat der neu zusammengesetzte Verwaltungsrat eine Neuausrichtung beschlossen. Der VR kam zum Schluss, dass das Geschäftsmodell von Pharmalys in der heutigen Ausgestaltung innerhalb der Hochdorf-Gruppe nicht nachhaltig erfolgreich geführt werden kann. Deshalb würden alle Optionen geprüft. Ich gehe davon aus, dass der VR versucht, die 51 Prozent-Mehrheitsbeteiligung an Pharmalys so rasch wie möglich abzustossen.

Zwar setzt die Firma künftig voll auf Babynahrung, doch soll diese künftig ausschliesslich in der Schweiz produziert werden. Das Produktionswerk in Deutschland soll verkauft werden. Das Segment Cereals & Ingredients, das ursprünglich zum milchunabhängigen Standbein des Konzerns hätte aufgebaut werden sollen, wird gemäss Unternehmensangaben mangels kritischer Grösse und Skalierbarkeit aufgegeben.

Wie es mit Ihrer Pflichtwandelanleihe und den Aktien von Hochdorf weitergeht, hängt davon ab, ob die vom VR beschlossene Neuausrichtung gelingt. Der eingeschlagene Weg ist aus meiner Sicht nachvollziehbar. Eine Erholung ist möglich, aber keineswegs sicher.

Ein Engagement in Hochdorf halte ich weiter für sehr riskant. Persönlich hätte ich wohl nicht die Geduld, auf eine ungewisse Erholung zu setzen, zumal diese im Falle von Hochdorf einige Zeit in Anspruch nehmen dürfte.

Kommentarfunktion deaktiviert.

Die Redaktion behält sich vor, Kommentare nicht zu publizieren. Dies gilt insbesondere für ehrverletzende, rassistische, unsachliche, themenfremde Kommentare oder solche in Mundart oder Fremdsprachen. Kommentare mit Fantasienamen oder mit ganz offensichtlich falschen Namen werden ebenfalls nicht veröffentlicht. Über die Entscheide der Redaktion wird keine Korrespondenz geführt.