Nestlé schaltet einen Gang höher

Nahrungsmittelproduzent Nestlé wächst zügiger als vor Jahresfrist. Foto: Laurent Gillieron/Keystone
Nestlé hat geliefert – und das Tempo erhöht. Der Nahrungsmittelhersteller wächst organisch im ersten Halbjahr wie erwartet 3,6 Prozent und damit deutlich schneller als noch in der Vorjahresperiode. Erneut trugen die USA erheblich zum grossen Plus bei. Markant über den Erwartungen liegt die bereinigte Betriebsgewinnmarge. Das untere Ende des Zielbands von 17,5 bis 18,5 Prozent für das Gesamtjahr halte ich für realistisch. Bereits 2018 wirtschaftete Nestlé im zweiten Halbjahr deutlich profitabler. Wachstum und Margenverbesserung führen erneut zu einem überproportionalen Anstieg des Gewinns je Aktie, rechnet man den Sondereffekt der 2018 im ersten Halbjahr verkauften US-Süsswarensparte heraus. Sorgenkind bleibt das Wassergeschäft: Hier hat der Konzern wohl erneut Marktanteile verloren. Langsam muss er sich über die Zukunft der Sparte Gedanken machen. Im Fokus steht für mich nun der Ausblick für das Gesamtjahr: Nestlé geht von einem organischen Wachstum von 3,5 Prozent aus. Damit rücken auch hier die Ziele 2020 definitiv in Griffnähe, was den seit Jahresbeginn sehr gut gelaufenen Aktien weiter Aufwind verleiht. Kaufen
Trotz gestiegener Kakaopreise zugelegt
Auch der Schokoladehersteller Lindt & Sprüngli war im ersten Halbjahr rascher unterwegs. Das organische Wachstum stieg auf 6,2 Prozent, wobei der Verkauf in allen Regionen zunahm. Überraschend stark entwickelte sich das zuvor lange schwächelnde Nordamerikageschäft. Dort fand auch das Sorgenkind Russell Stover endlich zu Wachstum zurück. Die leicht höheren Kakaopreise konnte das Unternehmen ausgleichen. Dadurch gelang es, auch im saisonal ertragsschwächeren Halbjahr die operative Marge zu steigern. Sowohl Wachstum als auch Margenausweitung liegen in der angestrebten Bandbreite, der Ertrag am unteren Rand davon. Auf dieser Basis sollte das Unternehmen die Mittelfristziele auch im laufenden Jahr erreichen. Den Papieren von Lindt & Sprüngli ist das höhere Tempo besonders in den USA gut bekommen. Sie verteuerten sich am Dienstag erneut, nachdem sie seit Anfang Juni bereits 8 Prozent gewonnen hatten. Wie in den letzten Jahren üblich sind die Valoren hoch bewertet. Für mich sind die Titel weiterhin teuer – aber gut. Halten
Neuer Kopf, alter Erfolg
Die Wandlung von Logitech von einem verstaubten Hersteller von PC-Tastaturen und -Mäusen zu einem trendigen Anbieter von Lifestyle-Gadgets wie Bluetooth-Lautsprechern und Sportkopfhörern hat in den letzten drei Jahren auch Anleger verzückt: Der Aktienkurs hat sich mehr als verdoppelt. Und jetzt nach einem starken Startquartal, bei dem das Unternehmen traditionsgemäss die Erwartungen der Analysten übertroffen hat, sind die Aktien wieder über die 40-Franken-Marke geklettert. Sie sind aktuell mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 19 bewertet – für ein Unternehmen, das Quartal um Quartal profitables Wachstum liefert, ist das moderat. Zwar ist auch Logitech nicht gegen Nachfrageschwankungen oder Handelsquerelen zwischen den USA und China gefeit. Doch dank breit gefächertem Portfolio und einer Gaming-Zubehör-Sparte, die sich als Wachstumsmotor etabliert hat, wird das Logitech-Geschäftsmodell auch in einem ungemütlichen Umfeld bestehen. Behält der neue Finanzchef Nate Olmstead die finanzielle Disziplin seines Vorgängers bei, ist noch kein Ende der Logitech-Story absehbar. Kaufen
Beispiel für missglückte Übernahme
Übernahmen sind ein zweischneidiges Schwert. In der Finanzbranche muss man eigentlich schon seit der Finanzkrise sagen: Wenn eine Bank aus Überlebensgründen nicht absolut zu einer Akquisition gezwungen ist, sollte sie es besser lassen. Exemplarisch dafür ist EFG. Seit 2016 ist die Zürcher Privatbank daran, die damals gleich grosse ehemalige Tessiner Privatbank BSI zu integrieren. Das Ziel war für EFG verführerisch, auf einen Schlag – so die Verlockung – hätte sie ihre Kundengelder verdoppeln können, der Aufstieg in die Oberliga der Schweizer Vermögensverwalter. Was ist nach knapp vier Jahren geblieben: Kosten, Rechtshändel und Vermögensabflüsse. Die schlechten Halbjahreszahlen, die die Privatbank am Mittwoch präsentierte, haben das wieder einmal klargemacht. EFG hat sich durch die Übernahme von BSI für Investoren uninteressant gemacht. Die Zahlen zum ersten Semester 2019 haben das einmal mehr gezeigt. Verkaufen
Auch der Turnaround in den USA lässt hoffen
Seit Jahresbeginn amtiert bei der Zehnder Group als Chef Matthias Huenerwadel, der zuvor beim Bodenbeläge- und Bauklebstoffe-Hersteller Forbo war. Summa summarum ist ihm der Einstand gelungen, wie die am Freitag publizierten Halbjahreszahlen zeigen. Die Aussicht auf eine höhere Profitabilität ist intakt. Die Effizienz des Herstellers von Heizkörpern und Lüftungssystemen muss an allen Ecken und Enden verbessert werden. Damit kommt Huenerwadel voran, wenn auch nicht an allen Orten gleich schnell, aber immerhin. Die operative Marge verbesserte sich leicht, und das Segment Lüftungen scheint die Dynamik des Marktes gut in profitables Wachstum umzusetzen. Dabei helfen Innovationen und ergänzende Akquisitionen. Im Bereich Heizkörper ist marktbedingt nur marginales Wachstum möglich, weshalb die Investoren von diesem Geschäft auch nichts Spektakuläres erwarten. Für Fantasie sorgen die bei Zehnder noch kleinen Segmente China – dank Wachstum – und Nordamerika – dank Turnaround. Die Titel sind günstig bewertet und angesichts der Chancen im attraktiven Lüftungsgeschäft und der finanziell sehr komfortablen Situation des Unternehmens attraktiv. Kaufen
Kommentarfunktion deaktiviert.