Warum Sie nie alles auf eine Karte setzen sollten

Jede Firma hat mal schlechte Phasen: Novartis gehört weltweit zu den erfolgreichsten Pharmaherstellern. Dennoch sollte man ein einzelnes Börsenunternehmen nie zu stark gewichten. Foto: Keystone

Ich möchte ein Klumpenrisiko, das ich in Novartis-Aktien habe, abbauen und gleichwertig auf andere Aktien umsteigen. Eignen sich dazu Nestlé, BCV, Richemont und Bâloise? R. K.

Ihren Angaben entnehme ich, dass Sie viel Geld in die Papiere von Novartis investiert haben und daher ein Klumpenrisiko tragen. Novartis gehört zwar weltweit zu den erfolgreichsten Pharmaherstellern und zahlt eine schöne Dividende.

Dennoch teile ich Ihre Überlegung, dass man eine einzelne Aktie und ein einzelnes Börsenunternehmen nie zu stark gewichten sollte. Jede Firma hat zwischendurch auch mal schlechte Phasen. Wenn sich Produktekandidaten, in die ein Pharmaunternehmen während Jahren grosse Summen in die Forschung investiert hatte, als Flop erweisen, wäre damit auch ein starker Kursrückschlag bei der entsprechenden Aktie verbunden und eine Erholung der Titel kaum rasch zu erwarten.

Darum ist beim Geldanlegen generell eine breite Diversifikation auf verschiedene Anlageklassen wie Anleihen, Aktien, Immobilien oder Rohstoffe sehr wichtig. Besonders aber eine breite Streuung auch bei den Aktien.

Mit Novartis vergleichbar sind im Schweizer Aktiensegment am ehesten die beiden anderen Schwergewichte aus dem Swiss-Market-Index, nämlich Roche und die von Ihnen erwähnte Nestlé. Anders als der Pharmariese Roche fokussiert sich Nestlé auf Nahrungsmittel. Novartis, Roche und Nestlé sind stark global ausgerichtet, verfügen über eine starke Kapitalbasis und zahlen eine attraktive Dividende.

Die anderen von Ihnen erwähnten Papiere sind aus meiner Sicht nicht direkt mit Novartis vergleichbar. Der Luxusgüter- und Uhrenhersteller Richemont ist mit seinen Aktien zwar ebenfalls im Swiss-Market-Index vertreten. Das Unternehmen ist aber anders als Novartis stark von der Konjunktur und von den Verkäufen in Asien abhängig, was sich in erheblichen Kursschwankungen im Zuge der Diskussionen rund um den Handelsstreit zwischen den USA und China gut zeigte.

Mit einem Kauf der ebenfalls von Ihnen erwähnten Banque Cantonale Vaudoise (BCV) und der Bâloise würden Sie Aktien aus dem Banken- und Versicherungssektor erwerben. Das wäre ebenso wie Richemont komplementär zu Novartis. Die BCV und Bâloise halte ich für gut geführt, und beide Titel zeichnen sich ebenfalls durch eine ansprechende Dividendenrendite aus.

Mit all diesen Papieren zusammen können Sie die Diversifikation zwar verbessern und Ihr Klumpenrisiko etwas senken. Optimal ist Ihre Diversifikation dennoch nicht.

Eine bessere Diversifikation erreichen Sie, indem Sie einen Anlagefonds oder einen Exchange Traded Fund kaufen, der den gesamten Schweizer Aktienmarkt abdeckt. Allerdings sollte man nicht nur alleine in Schweizer Aktien investieren, sondern auch international diversifizieren. Auch das ist einfach und günstig durch Anlagefonds und ETFs möglich.

Da ich Ihr Depot nicht kenne, rate ich Ihnen, vor einem Kauf der erwähnten Aktien das gesamte Portfolio zu überprüfen und sich zu fragen, wie es im ganzen Depot um die Diversifikation steht und ob die heutige Depotzusammensetzung Ihrer persönlichen Risikobereitschaft und Ihren Anlagezielen wirklich entspricht.

Falls es Ihr Ziel ist, mit Aktien möglichst eine gute Dividendenrendite zu erwirtschaften, können Sie durchaus in entsprechende Dividendenperlen investieren. Gleichzeitig sollten Sie die wichtige Diversifikation auf anderen Anlageklassen dennoch nicht vernachlässigen, zumal selbst bei erstklassigen Börsenfirmen die Dividende nie wirklich garantiert ist.

3 Kommentare zu «Warum Sie nie alles auf eine Karte setzen sollten»

  • Pawel sagt:

    Die Börsen sind weltweit auf Allzeithoch, ebenso Schulden und Immobilienpreise.
    Vielleicht die beste Investition & sicher die Nachhaltigste: Entnehmen Sie i.R. der Wohneigentumsförderung (WEF) Kapital aus Säule 2 oder 3a, versteuern Sie es mit ca. 7% zu einem reduzierten Satz und investieren Sie den realisierten Gewinn in Ihre private Energiewende: Sie werden eine Traumrendite von über 60% einfahren!
    Sie bekommen noch Subventionen, der Wert Ihrer Liegenschaft steigt, sie bezahlen für Ihren Strom vom Dach ca. 10 Rp/kWh, machen sich unabhängiger vom Stromlieferanten, sichern sich gegen steigende Strompreise ab, etc. und vor allem haben Sie Ihr Risiko diversifiziert und einen realen Gewinn gemacht – im Gegensatz zu einem sehr unsicheren Renditeversprechen irgendwann.

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