So machen Sie mehr aus Ihrem Vorsorgegeld

Keine Angst vor Buchverlusten: Da das Vorsorgegeld während mehrerer Jahre blockiert bleibt, verlieren Kursschwankungen, wie sie bei Wertschriften auch künftig auftreten werden, an Relevanz. Foto: iStock
Unserer Tochter wurden gemäss Scheidungskonvention gegen 250’000 Franken auf ein Sperrkonto zu den bekannt tiefen Zinsen überwiesen. Eine Bezugsperson der Hausbank hatte unserer Tochter empfohlen, die Summe ins Anlagegefäss BVG-Mix 15 Plus – Tranche R der Basler Anlagestiftung für Personalvorsorge zu investieren, was sie im Laufe des letzten Jahres auch gemacht hat. Ende 2018 hat sie nun in der Abrechnung ein Minus von 2,5 Prozent festgestellt und ist verunsichert, ob sie richtig oder falsch gehandelt hat. Was meinen Sie? L.M.
Natürlich hätte Ihre Tochter ihr Vorsorgegeld auch einfach auf einem Freizügigkeitskonto einer Bank parkieren können. Kosmetisch hätte das Ende des letzten Jahres gut ausgesehen, weil sie keine Buchverluste eingefahren hätte. Weil die Zinsen aber extrem tief sind, verdient man auf solchen Konten nach Abzug der Teuerung kaum mehr etwas oder verliert sogar Geld.
Sinnvoller ist es aus meiner Sicht, das Vorsorgegeld in Wertschriften zu investieren. Damit hat Ihre Tochter die Chance, langfristig eine deutlich höhere Rendite zu erwirtschaften. Der Preis dafür ist allerdings – so wie es Ihre Tochter erfahren musste –, dass man mit stärkeren Kursschwankungen auch auf dem Vorsorgegeld konfrontiert ist. Gerade weil es sich um das Vorsorgegeld handelt, ist man schnell verunsichert, weil man damit sicher keine Verluste erwirtschaften will.
Ich kann Sie aber beruhigen. 2018 war ein miserables Anlagejahr. Insbesondere im November und Dezember kamen die Börsenkurse massiv unter Druck. Ausnahmsweise half auch eine breite Diversifikation wenig, da praktisch alle wichtigen Anlageklassen wie Aktien, Obligationen, Rohstoffe und Immobilien mehr oder weniger negative Renditen aufwiesen.
Inzwischen haben sich die Finanzmärkte aber stark erholt. Insbesondere die Aktien haben sich sowohl in der Schweiz und im gesamten Europa als auch in den USA deutlich erholt, und viele Indices haben neue Höchst erreicht. Das hat zur Folge, dass sich auch das Anlagegefäss BVG-Mix 15 Plus, in das Ihre Tochter ihr Vorsorgegeld investiert hatte, positiv entwickelt, denn dieses investiert breit diversifiziert in die weltweiten Finanzmärkte und profitiert damit direkt von der Erholung.
Positiv ausgewirkt hat sich vor allem die Aktienquote von 15 Prozent. Angesichts der Börsenerholung wäre eine deutlich höhere Aktienquote in dieser Phase ein Pluspunkt gewesen. Da es an der Börse aber auch schnell mal wieder abwärtsgehen kann, ist es nicht schlecht, dass Ihre Tochter eine konservative Strategie mit einer eher geringen Aktienquote gewählt hat, zumal sie eher Mühe hat mit starken Schwankungen und möglichen Buchverlusten wie Ende des letzten Jahres.
Da das Vorsorgegeld ohnehin während mehrerer Jahre blockiert bleibt, verlieren Kursschwankungen, wie sie bei Wertschriften auch künftig auftreten werden, einiges an Relevanz. Den Entscheid in ein Vorsorge-Anlagevehikel mit Wertschriften zu investieren, stufe ich als richtig ein.
Auf lange Sicht von mehreren Jahren macht der deutliche Renditeunterschied dank dem Vorsorgesparen mit Wertschriften gegenüber einer reinen Kontolösung viel aus und führt dazu, dass Ihre Tochter die Chance hat, mehr Geld fürs Alter auf der Seite zu haben.
Dank Zinseszinseffekt hat man auf lange Sicht generell die Chance, deutlich mehr aus seinem Vorsorgegeld herauszuholen, als wenn das Kapital einfach auf einem Freizügigkeitskonto brachliegt.
5 Kommentare zu «So machen Sie mehr aus Ihrem Vorsorgegeld»
Wenn das Geld gestaffelt über einen längeren Zeitraum in Fonds mit hohem Aktienanteil oder direkt in Wertschriften investiert wird ist die Aussage von Herr Spieler sicherlich korrekt. Seit der Finanzkriese vor mehr als zehn Jahren kennen die Märkte aber nur eine Richtung und haben fast überall auf dem Globus Allzeithochs. Unter diesen Voraussetzungen auf einen Schlag das gesamte Vorsorgevermögen zu investieren hat aber auch seine Risiken. Kommt der nächste richtige Crash, und der kommt so sicher wie das Amen in der Kirche, kann schnell auf einen Schlag 20 Prozent oder mehr des Vermögens verloren gehen. Aktuell nur einen gewissen Teil zu investieren und eine Summe Cash für einen kommenden, grösseren Börsentaucher zurück zubehalten, wäre eher meine Strategie.
@Christian Wäfler, ja bin ganz ihrer Meinung, sie sagen ja selber „Allzeithochs“, wenn von diesem Allzeithoch bei Krisen 20% weniger rausschauen hat es sich in der Regel dennoch gelohnt. Oder mache ich da eine Falschüberlegung?
Ich kenne niemanden, der jeweils im Allzeithoch verkauft hat. Mosimann wäre der erste.
Wer es schon bei 2.5% Verlust mit der Angst zu tun bekommt, soll sein Geld doch einfach auf dem Bankkonto lassen. Die Inflation geht ihm dort an den Kragen, aber nominal sieht alles bestens aus (real natürlich nicht).
Die Vergangenheit hat gezeigt: Wer 10, 15, 20 und mehr Jahre Zeit hat, sollte einfach Fonds mit einem möglichst hohen Aktienanteil kaufen und sich schlafen legen. Nach Ablauf der Zeit wird er sich über die wundersame Kraft des Zinseszins‘ freuen.
@Peter Rohner: In der Sache haben Sie sicherlich Recht. Aber ich denke, in diesem Fall gibt es zwei Argumente, die eher dagegen sprechen, so vorzugehen. Zum Einen wissen wir nicht, wie alt die Tochter ist. Wenn es bei einer Scheidung 250’000 Franken PK-Geld gab, ist der Mann wahrscheinlich nicht ganz jung gewesen. Und daher vermutlich die Frau auch nicht. Der Anlagehorizont ist möglicherweise nicht mehr ganz lang.
Und das zweite Argument ist die Riskofähigkeit, die in diesem Fall offensichtlich nicht sehr gross ist. Von daher bin ich mit den beruhigenden Worten von Herrn Spieler und einem Aktienanteil von 15% zufrieden – auch wenn ich selber mehr ins Risiko gehen würde.