Selbst Fonds können ein Klumpenrisiko bedeuten

Flächendeckende Diversifikation: Neben Europa sollte man auch andere Märkte wie die USA oder Asien miteinbeziehen. Foto: iStock
Meine Frau hat Ende 2013 auf Empfehlung ihrer Bank Geld in folgende Titel investiert: iSh Core MSCI Europ EUR Dis, ISIN : IE00B1YZSC51 sowie LYX ETF EURO STOXX 50 DR DIS, ISIN : FR0007054358. Wie beurteilen Sie diese beiden Produkte? H. A.
Der von Ihrer Frau gehaltene iShare-Core-MSCI-Europ-EUR-Fonds ist ein passiv verwalteter Fonds, der sich an den MSCI-Europe-Index als Referenzindex ausrichtet. Dabei handelt es sich um einen reinen Aktienindex. Weil der Referenzindex möglichst genau nachgebildet wird, profitiert man mit diesem Instrument direkt, wenn die im Index enthaltenen europäischen Aktien steigen, leidet aber direkt unter den Verlusten, wenn die im Index enthaltenen Titel in den Keller gehen.
Mit diesem Fonds erreicht man eine hohe Diversifikation und kann mit wenig Geld einfach den europäischen Aktienmarkt abdecken. Mit einer Gesamtkostenkennziffer Total Expense Ratio TER von 0,35 Prozent ist der Fonds günstig. Allerdings trägt man ein hohes Anlagerisiko, da man mit diesem Instrument ausschliesslich in Aktien investiert und somit starken Kursschwankungen ausgesetzt ist. Zusätzlich trägt man ein erhebliches Währungsrisiko.
Das Gleiche lässt sich für den zweiten von Ihrer Frau gehaltenen Fonds sagen, den Lyxor EURO STOXX 50 (DR) UCITS ETF. Dieser ebenfalls passiv verwaltete und an der Börse gehandelte Fonds ist an den EURO-STOXX-50-Index gekoppelt. Er beinhaltet 50 Aktienwerte aus über zwölf Ländern der Eurozone und deckt rund 60 Prozent der Marktkapitalisierung des EURO STOXX Total Market Index (TMI) ab. Auch damit erreicht man mit wenig Gebühren eine hohe Diversifikation in Europa. Die Gesamtkostenkennziffer TER beträgt lediglich 0,2 Prozent. Weil es sich um ein reines Aktieninstrument handelt, sind auch da das Anlagerisiko und das Schwankungsrisiko hoch.
Die beiden Produkte stufe ich für gut ein, frage mich aber, ob denn Ihre Frau auch noch weitere Wertschriften hält. Denn mit diesen Instrumenten ist sie voll auf Europa und Aktien fokussiert. Falls sie keine anderen Wertschriften mehr halten würde, wäre sie mit einem Klumpenrisiko konfrontiert, obwohl die Fonds alleine durchaus eine Diversifikation bieten.
Man sollte im Sinne einer optimalen Diversifikation nicht alleine nur auf Aktien setzen, sondern auch andere Anlageklassen wie Anleihen, Immobilien oder Rohstoffe berücksichtigen und auch nicht nur alleine auf Europa setzen, sondern auch andere Märkte wie die USA oder Asien einbeziehen. Auch das ist dank kostengünstiger Exchange Traded Funds oder generell Index-Fonds einfach möglich.
Ihre Frau muss sich genau überlegen, ob Sie die mit den beiden Fonds verbundenen erhöhten Risiken tragen kann und will. Falls sie sonst keine weiteren Wertschriften hält, empfehle ich ihr, gemäss ihrem persönlichen Risikoprofil eine breitere Diversifikation auf weitere Anlageklassen vorzunehmen.
4 Kommentare zu «Selbst Fonds können ein Klumpenrisiko bedeuten»
Seit Ende 2013 dürfte die Ehefrau damit ordentliche Gewinne eingefahren haben. Glückwunsch.
Ich schliesse mich Herrn Spieler an, dass es aber etwas breiter differenziert werden sollte. Ich würde den Aktienanteil etwas herunterfahren – je nach Risikoneigung und Anlagedauer um mindestens 25%. Auch eine Aufteilung 50/50 ist eine Option. Und dann eine breitere Differenzierung der Aktien anstreben, sprich Aktien USA und auch Emerging Markets hinzufügen. De genaue Aufteilung ist Geschmackssache aber wegen der stärkeren Schwankungen nicht mehr als 25% Emerging Markets.
Für die Diversifikation muss man in dem Fall aber beide Ehepartner betrachten, es reicht ja, wenn der Mann sein Geld in den empfohlenen Alternativen investiert hat.
Zwei Fragen in die Runde: Welche Anleihen und/oder Anleihefonds von soliden Schuldnern werfen heute noch Renditen von mehr als 2% p.a. ab? Und wie wird sich der Wert der Anleihen und Anleihefonds entwickeln, wenn die Zinssätze irgendwann (heute nicht absehbar) wieder mal anziehen werden?
Solange die Zinssituation nicht dreht, werden die Aktienmärkte wahrscheinlich positiv laufen. Abgesehen von speziellen Tweets, die Rücksetzer auslösen. Oder weiter eskalierende Konflikte. Oder Konjunkturabschwung.
1. Es gibt keine Anleihen von soliden Schuldner (Bonitäten AAA-BBB), welche nach Abzug der Spesen (Courtage, Depotgebühr, TER) noch eine positive Rendite in CHF abwerfen. Das ist die traurige Wahrheit.
2. Falls die Zinsen mal steigen, werden die Anleihen und Anleihefonds Kursverluste einfahren.