Warum zu viel Cash ein schlechtes Geschäft ist

Hohe Geldbeträge auf dem Konto machen wenig Sinn: Neben dem Sicherheitsrisiko setzt man sich je nach Bank der Gefahr aus, dass ab einer bestimmten Höhe sogar Negativzinsen belastet werden. Foto: Keystone

Mein Mann und ich sind 80 Jahre alt und auf unser erspartes Geld angewiesen. Uns beschäftigt die Frage, ob es sinnvoll ist, so viel Bargeld auf den Konten zu haben, wie wir es machen, oder ob wir das Kapital besser von unserer Bank verwalten lassen sollen. G.W.

Ihrer Aufstellung, die Sie mir mitgeschickt haben, entnehme ich, dass Sie zusätzlich zu Ihrem Immobilienbesitz und Ihren Wertschriftendepots auf mehreren Banken Cash-Positionen von gesamthaft rund 900’000 Franken haben. Diese Gelder sind zwar auf mehrere Banken verteilt. Dennoch liegen auf einer Bank über 300’000 Franken, auf einer anderen über 200’000 Franken und auf einer weiteren über 100’000 Franken. Der Rest sind Beträge unter 100’000 Franken.

Mit hohen Cash-Positionen gehen Sie ein Sicherheitsrisiko ein. Denn im Rahmen der Einlagensicherung sind gemäss Gesetz nur maximal 100’000 Franken pro Kunde und Bank konkursprivilegiert und gesichert. Bei einem Bankenkonkurs müssten Sie im schlimmsten Fall damit rechnen, dass Sie die Cash-Positionen, die über 100’000 Franken pro Kunde bei der gleichen Bank ausmachen, verlieren. Selbst die Postfinance, bei der Sie ebenfalls Gelder haben, verfügt nicht mehr über eine Staatsgarantie. Auch da sind nur maximal 100’000 Franken pro Kunde geschützt.

Neben dem Sicherheitsrisiko setzen Sie sich je nach Bank der Gefahr aus, dass Ihnen ab einer bestimmten Höhe Negativzinsen belastet werden. Sie würden somit auf Ihrem Ersparten Geld verlieren.

Schon jetzt – also selbst ohne Negativzinsen – dürften Sie wohl auf Ihren Cashpositionen nach Gebühren und unter Einbezug der Teuerung Geld verlieren, da Sie auf dem Geld entweder keinen oder nur sehr mickrige Zinsen bekommen, welche die Gebühren und die Teuerung kaum kompensieren. Vor allem verpassen Sie die Chance, auf Ihren hohen Cashpositionen Erträge zu erwirtschaften. Das halte ich für problematisch. Nicht zuletzt, weil Sie mir schreiben, dass Sie jetzt im Alter neben der AHV auf Ihr Erspartes angewiesen sind und keine Rente von der Pensionskasse haben.

Vor diesem Hintergrund rate ich Ihnen, wenigstens einen Teil der viel zu hohen Cashpositionen in Wertschriften zu investieren. Da Sie beide 80-jährig sind, würde ich Ihnen eher zu einer konservativen Anlagestrategie raten. Damit erreichen Sie im aktuellen Tiefzinsumfeld zwar auch nur geringe Renditen. Sie fahren aber in der Regel immer noch deutlich besser, als wenn Sie das Geld einfach auf dem Konto brachliegen lassen.

Wenn Sie mit Ihrer Bank zufrieden sind, können Sie einen zusätzlichen Betrag in das bestehende Vermögensverwaltungsmandat einschiessen. Oft ist es aber auch sinnvoll, bei einer anderen Bank ein weiteres Mandat laufen zu lassen. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass Sie Vertrauen in das entsprechende Institut, dessen Expertise und dessen Berater haben.

Mit jeder Anlage sind Anlagerisiken verbunden. Das sollten Sie sich bewusst sein. Wenn Sie eine breite Diversifikation und eine konservative Strategie verfolgen, dürfte sich das Anlagerisiko aber in Grenzen halten. Wichtig ist, dass Sie Ihrer Bank genaue Vorgaben machen, wie viel Risiko Sie wirklich eingehen möchten.

Eine Anlage wenigstens eines Teils der hohen Cashpositionen hat neben zusätzlichen Ertragschancen den Pluspunkt, dass diese Gelder besser gegen das Konkursrisiko bei der Bank gesichert sind: Denn anders als Cashpositionen, die nur bis maximal 100’000 Franken pro Kunde und Institut gesichert sind, bleiben Wertschriften auch bei einem Konkurs der Bank im Besitz der Kunden.

24 Kommentare zu «Warum zu viel Cash ein schlechtes Geschäft ist»

  • Renato Marcucci sagt:

    Cash-Positionen von gesamthaft rund 900’000 Franken, Gelder aufbrauchen und das Leben genießen, ansonsten werden sich die Erben mehr als nur freuen.
    Auch im hohen Alter sollte man lernen sich etwas zu gönnen und nicht nur zu horten.

    • Karl K. sagt:

      Im Alter von 80 Jahren sollte man sich nicht mehr mit Schlagworten wie „Anlagehorizont“ herumschlagen müssen. Im Zweifelsfalle lieber eine etwas bessere Flasche Wein oder ein GA, so lange es geht !

    • Stavi sagt:

      Es ist schon eine bedenkliche Aussage, dass man mit 80 auf so viel Geld angewiesen ist.

  • Stefan N sagt:

    Zu erwähnen wäre noch, dass bei den meisten Kantonslbanken dank der Staatsgarantie die ganze Cashposition auch über 100’000 gesichert ist.

  • Anton Müller sagt:

    Geben Sie das Geld direkt den korrupten Politikern in Bern. Da weiss man, wieviel Sinnvolles mit Ihrem hart ersparten Geld getan werden kann. Oder geben Sie es direkt am Empfang der Nationalbank ab. Auch die sind Gauner.

  • Alain Surlemur sagt:

    Zitat „würde ich Ihnen eher zu einer konservativen Anlagestrategie raten.“

    Eidgenossen mit einer Negativverzinsung, dazu Depotgebühren, Courtagen und die Kosten für das VV-Mandat. Mit einer solchen Strategie sind Verluste garantiert.

    Die Zeiten des risikolosen Zinses sind bis auf Weiteres vorbei, heute gibt es das zinslose Risiko

    • Anh Toàn sagt:

      Ganz genau: Aktuell ist, zumindest für in CHF rechnende Anleger, Cash nach Spesen deutlich besser als „konservative Anlagen“. Ein Depot mit Bundesoblis bringt nicht mehr, eher weniger Zins (negativ bei kürzeren Laufzeiten) als Cash, hat die gleiche Entwertung durch Inflation, kostet aber Gebühren zusätzlich:

      Aber irgendwer muss ja den armen Banken helfen, noch etwas zu verdienen lassen. Also sich beraten lassen, wie er besser keinen Zins bekommt. Idealerweise bei mehreren Banken, da bekommt er dann überall das Gleiche erzählt.

  • Kevin Plummer sagt:

    Ihre Aanlyse betreffend Risiken der Bankguthaben ist natürlich korrekt Aber ich würde doch gerne erfahren, welche Wertschriftenkategorien Sie im heutigen (geopolitischen) Umfeld als weniger risikobehaftet qualifizieren würden, gerade für Anleger, deren Zeithorizont vergleichsweise kürzer ist und die Verwerfungen/übertriebene Korrekturen an den Kapitalmärkten nicht einfach „aussitzen“ können.

  • Marcel Zufferey sagt:

    Gut, da hat also jemand 900k Cash. Soll er diesen Betrag jetzt auf 9 Banken verteilen, nur wegen der Einlagensicherung..?! Da gibt es Reiche, die haben ein X-Faches dieses Betrages. Haben die also auch ein X-Faches an Bankkonten? Klar ist das Geldsystem wegen der historisch hohen Schulden akut gefährdet. Trotzdem finde ich das Thema Ausfallrisiko z. Z. viel zu hoch bewertet.

    • Renata Rubina Rolischo sagt:

      Das Ausfallrisiko des Besitzers ist höher – also besser geniessen, solange es noch geht.

  • Bob Freeballer sagt:

    1. Wenn ihre Kinder keine eigene Wohnung besitzen, kaufen sie ihren Kindern eine Wohnung.
    2. Wenn sie Enkel haben, geben Sie einen Teil des Geldes auf Sparbücher, die eines Tages Ihre Enkel bekommen.
    3. Lassen sie den Rest auf den Konten (100,000 verteilt auf mehrere Banken) und geniessen sie die Jahre die sie noch übrig haben.

  • Penumbra Noctis sagt:

    Wenn man das so liest, koennte man schon fast Mitleid bekommen mit den armen reichen Leuten.

  • Gabriel sagt:

    80 Jahre, 900’000.—und Sie machen sich Gedanken über Investitionen? Jetzt einmal realistisch: ihr Anlagehorizont ist nicht mehr wirklich ein Horizont in weiter Ferne, sondern steht bei ihnen direkt vor der Haustür. Die gute Neuigkeit: geniessen Sie das Leben und geben das für Wein, Weib und Gesang aus. Das Vermögen ist nicht zum Vererben da, dies haben wir doch kürzlich in diesem Blog gelernt.

    • Herbert H. sagt:

      Herr Spieler, ich bin mit Ihren Ratschlägen an das 80-jährige Ehepaar gar nicht einverstanden. Jetzt, bei Rekordhöhen der Schweizer Börse, neu in Aktien zu investieren (andere Wertschriften bringen nichts), ist so ziemlich das Gefährlichste was Betagte mit kürzerem Lebenshorizont tun können. Dazu kommt, dass Geld, das der Bank zum Verwalten überlassen wird, in den meisten Fällen nur der Bank etwas bringt. Nein, der Bargeld-Entscheid der Rentner ist richtig: die Entwertung durch Inflation ist minim und das Sicherheitsrisiko der Banken, bei seriöser Auswahl, stark übertrieben. Und im Falle von Negativzinsen, einfach das Bargeld nach Hause abziehen.

  • Mona Laubi sagt:

    Warum unterstützen Sie nicht eine soziale Organisation? Gründen eine Stiftung.? So hat das Geld allein für Sie doch gar keinen Wert. Haben Sie Erben? Vielleicht könnten die das Geld jetzt besser brauchen, als erst wenn sie alt sind.

    • Karl K. sagt:

      Die Fragesteller sind auf das Geld angewiesen, heisst wahrscheinlich keine PK und nur AHV-Minimum. Damit sind wir von „Stiftungen“ kilometerweit entfernt. In der Schweiz sowieso, da reicht es nicht mal für ein gepflegtes Altersheim. Comprende ?

  • Markus sagt:

    Das mit der Einlagensicherung stimmt natürlich schon, aber Sie machen hier schon etwas auf Panik. Sollen deswegen jetzt auf einmal alles Cash in Wertschriften und Immobilien investiert werden? Wo würden wir denn hinkommen wenn das alle plötzlich machen würden? Der SMI wäre bei 20’000 und Immobilien noch viel teurer als ohnehin schon. Wenn wegen der Angst des Einlagerisiko plötzlich alles investiert werden würde hätten wir Blasen wie nie zuvor. Das würde das ganze System endgültig stürzen.

  • Cybot sagt:

    „Vertrauen in das Institut und dessen Berater“ – Und wie soll man vertrauenswürdige Berater finden? Ich habe bisher mit allen angeratenen Investitionen nur mehr Verlust gemacht als auf dem Sparkonto. Selbst die 3. Säule ist nach 20 Jahren immer noch im Minus.

  • Dietmar sagt:

    wie krank muss man denn sein, mit 80 und 900K auf dem Konto noch nach Rendite zu streben? ja, arme reiche Leute

  • Hansli sagt:

    Mit 80 Jahren 900’000 CF Bar, dann noch Anlagen würde ich mir keine Gedanken mehr machen und einfach ausgeben.

    • Stefan W. sagt:

      Wer 80 ist, hat eine gute Chance, auch 90 oder 95 zu werden. Ein Bankencrash kann plötzlich kommen, und er wird dann vermutlich gleich mehrere Banken betreffen. Allerdings wird in einem solchen Fall wohl auch die Börse crashen, so dass Wertpapiere ohne den vielbeschworenen „langen Anlagehorizont“ nur noch zum Anfeuern zu gebrauchen sind.
      Warum nicht einen Teil des Vermögens in Gold umwandeln und in ein Schliessfach legen? Klar: Gold kann man im Krisenfall auch nicht immer gut verkaufen, aber die Chance auf einen noch akzeptablen Preis ist m.E. im Crash höher, als bei Wertpapieren.

  • paolinelli harro sagt:

    Guten Abend,
    richtig schenken kann man nur mit warmen Händen, also nichts vererben es wird sowieso meistens nur darum gestritten.

    Harro

  • John Gspunner sagt:

    Legen Sie das Geld mit sehr hohen Rendite an: Jetzt oder nie! Verschleudern Sie die Cashreserve nicht indem sie auf mehr Geld hoffen. Sie sind bereits in Wertschriften/Immo engagiert. Noch mehr Gewinn, bringt nur auf dem Papier etwas. Immo-/Aktienpreise sind auf Höchständen! Ich würde stetig abbauen + in Renditeperlen investieren: Bsp: Wenn Sie bereits ein Luxusleben führen, dann reisen Sie 1x mehr im Jahr. Teure Reise/Essen etc. muss nicht sein. Vergessen Sie die Inflation! Am teuersten ist es, wenn man nicht gelebt und das Geld nie ausgegeben hat. 1(0)00% Verlust! 80 jährig + noch Wertschriften andrehen, obwohl solche bereits vorhanden sind? Jesses! Die Gebühren fressen die Rendite der ersten Jahre auf, sofern es eine gäbe. Aktienpreise können sinken. Sicherheit ist auch gute Rendite.

  • Ingold Otto sagt:

    Ein „wenig“ Cash ist immer gut, dann ist man liquide und man braucht dann bei Bedarf nicht Aktien zu einem schlechten Kurs verkaufen.

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