Wie Sie den Depotauszug richtig interpretieren

Nur eine Momentaufnahme: Was viele Depotauszüge zeigen, sind nicht Verluste – sondern Buchverluste. Foto: iStock

Es geht mir wie so manchem: Das Geld auf dem Sparkonto wirft keine Zinsen mehr ab, und für risikohafte Börsenanlagen bin ich nicht der Typ. Nun zeigen mir die Jahresauszüge meines 3a- und Freizügigkeitskontos bei der NAB, dass ich letztes Jahr mit dem Mixta-BVG Index 25-Fonds mehrere Tausend Franken verloren habe. Wie kann ich solche Verluste in Zukunft vermeiden? U.K.

Der von Ihnen gehaltene CSA Mixta-BVG Index 25-Fonds investiert indirekt über indexierte Anlagefonds weltweit in verschiedene Anlagegruppen wie Obligationen, Aktien und Immobilien in der Schweiz. Dadurch wird eine sehr breite Diversifikation erreicht.

Indem passiv über indexierte Vehikel angelegt wird, halten sich die Gebühren einigermassen in Grenzen. Der Aktienanteil ist mit einer Bandbreite von 20 bis 30 Prozent recht klein. Der Grossteil des Kapitals fliesst indirekt in Anleihen in Schweizer Franken und internationalen Währungen, wobei diese grösstensteils zum Franken abgesichert sind.

Dennoch hat Ihr Fonds im letzten Jahr eine negative Entwicklung ausgewiesen. Damit ist er aber nicht allein. Die meisten vergleichbaren Instrumente mussten im vergangenen Jahr eine Negativperformance kommunizieren. Der Grund liegt darin, dass wir 2018 die seltene Konstellation hatten, dass praktisch alle grossen Anlageklassen negativ abschnitten – selbst viele vermeintlich sichere Anleihen. Die breite Diversifikation hat sich nur bedingt ausbezahlt.

Ich verstehe Ihre Verunsicherung: Sie wollen Ihr Vorsorgegeld so investieren, dass Sie es vermehren und am Ende des Jahres sicher nicht mit weniger dastehen. Dennoch kann ich Sie beruhigen. Ihr Depotauszug per Ende Jahr ist nur eine Momentaufnahme – in diesem Fall eine negative.

Wenn Sie die Entwicklung Ihres Vorsorgevehikels aktuell anschauen, sehen Sie, dass es sich im ersten Quartal dieses Jahres deutlich erholt hat. Vor allem die Aktien haben von einer starken Erholung der Börsen profitiert, nachdem es noch im Dezember zu einem regelrechten Ausverkauf bei vielen Titeln kam.

Was Sie auf Ihrem Depotauszug per Ende 2018 sahen, waren nicht wirklich Verluste – es waren vielmehr Buchverluste. Zu effektiven Verlusten wären diese erst geworden, wenn Sie Ihre Fondsanteile gleich in Panik verkauft hätten. Dann hätten Sie in der Tat weniger Geld erhalten. Da Sie die Titel aber behalten haben, sind aus den Buchverlusten inzwischen Buchgewinne geworden.

Das ist typisch für Fonds und generell für Wertschriften: Sie sind mehr oder weniger starken Kursschwankungen ausgesetzt. Darauf müssen Sie sich auch künftig einstellen. Wenn Sie die Anteile langfristig behalten, spielt dies auch nicht so eine grosse Rolle. Für Sie ist lediglich relevant, wie sich die Anteile im Langzeitvergleich – also auf mehrere Jahre hinweg – entwickeln.

Wer sein Geld, statt auf dem Vorsorgekonto liegen zu lassen, wo Sie kaum Zins mehr bekommen, in Vorsorgefonds investiert, hat eine gute Chance, dass er nach einigen Jahren eine deutlich höhere Rendite erreicht, als wenn er das Geld auf dem Konto parkiert. Der Preis für diese höhere Langfristrendite sind aber das höhere Risiko und die Kursschwankungen. Sie müssen für sich prüfen, ob Sie damit leben können.

Wenn Sie das Geld während zehn oder zwanzig Jahren liegen lassen, was bei Vorsorgegeld meistens der Fall ist, sollten Sie nicht gross auf die Schwankungen achten. Mal sind Sie gemäss Depotauszug im Minus, mal sind Sie im Plus. Das sind immer nur Momentaufnahmen. Wichtig ist vielmehr, dass Sie dann, wenn Sie das Geld für Ihr Alter beziehen möchten, wirklich mehr zurückbekommen als Sie ursprünglich investiert haben.

Eine Garantie dafür haben Sie nie. Aber Sie haben eine reale und gute Chance, dass Sie mit einem breit diversifizierten Anlagevehikel, wie Sie es besitzen, nach mehreren Jahren mehr Geld fürs Alter auf der hohen Kante haben, als wenn Sie das gleiche Geld auf dem Vorsorgekonto der Bank liegen lassen. Hier verlieren Sie angesichts der mickrigen Zinsen nach Abzug der Teuerung und Gebühren derzeit in den meisten Fällen tatsächlich Geld.

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