Renditeliegenschaften sind nicht ohne Risiko

Kaum eine vernünftige Rendite: Das Preisniveau bei Immobilien ist nach wie vor sehr hoch. Foto: iStock

Ich war früher Besitzer eines Zweifamilienhauses und vermietete die Wohnungen. Nun, da das Haus verkauft ist, habe ich Bargeld, aber dieses zu investieren, ist wirklich schwierig, wenn man ertragsorientiert ist. Vielleicht sollte ich mit dem Geld doch wieder Wohneigentum erwerben, da ja der Eigentumserwerb nach wie vor attraktiv ist. S. O.

Wenn Sie heute erneut Wohneigentum erwerben mit dem Ziel, daraus vielleicht wieder etwas Ertrag zu schöpfen, sollten Sie sich Klarheit über die damit verbundenen erheblichen Risiken verschaffen. Die Zinsen – und damit auch die Hypothekarzinsen – sind in der Schweiz zwar nach wie vor auf einem Rekordtief. Wahrscheinlich werden sie auch nicht so schnell anziehen, da die Schweizerische Nationalbank vor dem Hintergrund des starken Frankens sehr wenig Handlungsspielraum hat. Die tiefen Zinsen sorgen weiter für eine Nachfrage bei Immobilien.

Zwar sind die Immobilienpreise in einigen Regionen etwas zurückgekommen oder haben sich zumindest stabilisiert. Das Preisniveau ist aber immer noch sehr hoch. Insbesondere bei Renditeliegenschaften sind die Preise nach wie vor beträchtlich, sodass es schwierig ist, eine vernünftige Rendite zu erwirtschaften. Sollten die Zinsen später dann doch einmal steigen, müssen Sie zudem mit einer Preiskorrektur rechnen.

Den Markt der Renditeliegenschaften dominieren ohnehin die institutionellen Investoren wie Pensionskassen und Versicherungen, die längst die wirklich attraktiven Objekte aufgekauft haben, da sie seit Jahren in einem Anlagenotstand sind und dringend Anlagemöglichkeiten für ihre Gelder suchen. Denn mit sicheren Frankenanleihen sind kaum mehr vernünftige Renditen möglich. Wenn Sie nun als Privatanleger eine wenngleich kleine Renditeliegenschaft erwerben, laufen Sie Gefahr, dass Sie das Objekt überzahlen und tiefe Renditemöglichkeiten haben.

Als Alternative würde ich das Geld breit diversifiziert in verschiedene Anlageklassen wie Aktien, Fremdwährungsanleihen, Rohstoffe und Immobilienfonds investieren. Wichtig dabei ist, dass Sie nicht nur Einzeltitel wählen, da Sie sonst ein hohes Klumpenrisiko eingehen, sondern mittels Anlagefonds oder Exchange Traded Funds sowohl über die verschiedenen Anlageklassen hinaus als auch international eine breite Diversifikation sicherstellen. Mit Fonds ist das problemlos möglich. Dabei können Sie bewusst auch Instrumente stärker gewichten, die Ihnen einen höheren Ertrag aus Dividenden und Zinsen ermöglichen. Diesen müssen Sie allerdings versteuern.

Ich empfehle Ihnen, von mehreren Banken einen konkreten Anlagevorschlag auf der Basis von Fonds und Exchange Traded Funds einzuholen und sich auch über die mit der Anlage verbundenen Risiken und Gebühren genau informieren zu lassen. Anhand dieser Vorschläge können Sie vergleichen und dann gemäss Ihren Bedürfnissen und Ihrer Risikobereitschaft entscheiden.

Wenn Sie keine grossen Risiken eingehen möchten und können, werden sich Ihre Ertragsmöglichkeiten in engen Grenzen halten. Doch immerhin erreichen Sie mit einer breit diversifizierten Anlage mittels verschiedener Fonds in der Regel dennoch eine klar höhere Rendite, als wenn Sie das Geld einfach auf dem Konto liegen lassen, wo Sie angesichts der tiefen Zinsen und unter Berücksichtigung der Teuerung und der Kontoführungsgebühren faktisch Geld verlieren.

7 Kommentare zu «Renditeliegenschaften sind nicht ohne Risiko»

  • R. Wenger sagt:

    Die Idee, in Liegenschaften zu bleiben, ist nicht schlecht. Statt ein einzelnes Objekt zu kaufen, würde ich in einschlägige Valoren wie Anfos, Warteck-Invest etc. investieren.

    • Anh Toàn sagt:

      Ich habe jetzt nicht nachgesehen, wie viel über dem Substanzwert diese Aktien gehalten werden, aber so um die 30-40% dürften es sein. Die Frage ist, ob man damit die Immobilien der Warteck Invest (z.B.) überzahlt, oder halt für die Expertise dieses Unternehmens in diesem Sektor bezahlt: Ich sehe das zweite, und bevorzuge ein Investment bei Profis bei dem man jederzeit, auch gestaffelt, aussteigen kann, als ein Geschäft (Vermietung / Unterhalt) zu betreiben, dass man mangels Volumen nie wie ein Profi verstehen wird.

  • Anh Toàn sagt:

    „Wenn Sie nun als Privatanleger eine wenngleich kleine Renditeliegenschaft erwerben, laufen Sie Gefahr, dass Sie das Objekt überzahlen und tiefe Renditemöglichkeiten haben.“

    Ich denke, die Gefahr zu viel zu zahlen, ist viel grösser, wenn ein Objekt zur persönlichen Benutzung gekauft wird: Die persönlichen Vorlieben werden überwertet, man hat endlich genau das gefunden, was man suchte. Einem Renditeinvestor ist es grundsätzlich egal, ob er eine 2 Zimmer Wohnung an Top Lage oder eine 4 Zimmer Wohnung in der Vorstadt kauft. Er kann aus einer Vielzahl von Objekten auswählen.

  • Armin Baumann sagt:

    Lieber Herr Spieler
    Ich schätze ihre Kommentare und Beurteilungen, in ihrer Immobilieneinschätzung erscheinen Sie mir allerdings etwas zu pessimistisch. Sicher ist richtig, dass institutionelle Nachfrager den Markt absahnen, Objekte an guter Lage und energetisch auf einem guten Stand sind aber noch immer zu haben. Ausserdem gibt es langsam interessante ‚crowd‘ Anbieter, mit doppelt so hohen Renditeaussichten wie mit ihrem diversifizierten Anlageangebot. Dabei finde ich speziell auch die Aktienportfoglios problematisch, insbesondere solange ‚Nachhaltigkeitsanforderungen‘ so penibel gehandhabt werden. Das Finanzsystem erachte ich als krank und unfähig, die Umweltanforderungen in adäquater Weise zu steuern. Also wenn schon, Diversifikation im Immobilienbereich.
    Beste Grüsse

  • Tobias Kuster sagt:

    Herr Spieler, ich lese immer wieder ihre Blogs. Aber ganz ehrlich? Ihre Informationen und Hinweise, wie man Geld anlegen sollte sind nicht mehr ganz up-to-date. Oder werden Sie eventuell von den Banken unterstützt, die alles dafür tun damit ihre Kunden ihr Erspartes auf einem fast nullkommanull Zinsen Konto belassen und die Anlagestrategien ausserhalb ihres Portfolios verteufeln. Seit Jahren erreicht man mit Fonds nur eine mässige bis gar keine Rendite mehr. Auch hier sollten Sie sich an die Anlagestrategie von mehreren Jahren halten. Und die ist zum gegebenen Zeitpunkt eher mässig. Eine Beteiligung an einer Immobilie hält den Wert zumindest und notariell beglaubigte Einträge lassen sich wieder verkaufen. Wir sind damit sehr gut gefahren.

    • Peter Rohner sagt:

      Ich investiere seit Jahren in passive ETFs, Weltportfolio nach Gerd Kommer (siehe Internet). Vorteil: Viel Zeit und eine ordentliche Durchschnitts-Rendite (ca. 6% p.a., inflationsbereinigt). — Nachteil: Langweilig (= für mich ein weiterer Vorteil). Man sollte sich also noch ein Hobby zulegen, um nicht vor lauter Langeweile zu sterben.

  • M. Vetterli sagt:

    Gem. SNB und Finma gilt der Renditeliegenschaftenmarkt als überhitzt. Aussage Finma: „Einer Überhitzung im Bereich der Renditeliegenschaften kann nur mit wirksamen Anpassungen der Selbstregulierung oder der Regulierung erfolgreich begegnet werden.“
    Auch der Bund macht sich diesbezüglich grosse Sorgen. Sollte bis August keine kräftig wirkende, von der Finma abgesegnete, Selbstregulierung bereitstehen, werde er diesbezüglich eine Verschärfung der Eigenmittelverordnung beantragen.
    Die Risiken in diesem Bereich werden als hoch eingestuft. Man ist nicht mehr bereit, diese Problematik der “heiligen” Selbstregulierung zu überlassen.

    Sollte das gegenwärtig noch gute Wirtschaftswachstum sich kräftig abschwächen, werden Teile des Immobilienbereichs sich als Blasen entpuppen und einbrechen.

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