Klären Sie erst das Emittentenrisiko ab

Die Rendite gibt es nicht umsonst: Würde der Emittent des Produktes, in diesem Fall die Credit Suisse, zahlungsunfähig, müssten Investoren davon ausgehen, dass sie ihr Geld abschreiben müssten. Foto: iStock

Meine Bank schlägt mir als Alternative zu einem ETF auf den SMI ein Open-End Tracker Certificate der CS vor (Valor 37357584), das regelmässig 6% Zins p. a. bringen soll. Was halten Sie von einem solchen Zertifikat? Und wo liegen die möglichen Vorteile gegenüber einem ETF? E. D.

Tracker-Zertifikate bilden üblicherweise die Entwicklung eines bestimmten Index eins zu eins ab, an den sie gekoppelt sind. Man kann mit solchen Produkten schon mit wenig Geld einen ganzen Markt kostengünstig abdecken und eine breite Diversifikation erreichen. Empfehlenswert sind Tracker-Zertifikate für Investoren, die erwarten, dass der Index, an den sein Produkt angebunden ist, in die Höhe klettern wird.

Das Ihnen von Ihrer Bank vorgeschlagene Produkt ist aber ein ganz spezielles Tracker-Zertifikat mit zusätzlichen Eigenschaften. Damit kann man einerseits am Aufwärtspotenzial des Schweizer Aktienmarktes partizipieren. Anderseits bekommen Sie bei diesem Instrument pro Quartal eine Ausschüttung von 1,50 Prozent. Pro Jahr würden Sie somit tatsächlich eine schöne Rendite von 6 Prozent erzielen.

Möglich ist diese Zusatzrendite bei dem Ihnen vorgeschlagenen Instrument, indem die Herausgeberin ein Investment in den Swiss-Market-Index, das sie über den CS Swiss Equity Futures Index tätigt, mit einer Call-Writing-Strategie kombiniert. Die bei der Call-Writing-Strategie vorhandene Überlagerung – im Fachbegriff Overlay – ermöglicht dank dem systematischen Verkauf von Call-Optionen den schönen Ertrag von 1,5 Prozent pro Quartal und 6 Prozent pro Jahr, wobei ich vor einem Investment noch die genauen steuerlichen Konsequenzen abklären würde.

Gratis gibt es diesen attraktiven Ertrag von 6 Prozent pro Jahr allerdings nicht. Der Preis, den Sie für diese Zusatzerträge bezahlen, liegt neben den eigentlichen Produktegebühren darin, dass Ihre Aufwärtspartizipation begrenzt ist. Würde der Swiss-Market-Index stark steigen, partizipieren Sie nur teilweise an diesem Aufwärtstrend.

Gegenüber einem reinen Tracker-Zertifikat oder einem reinen Exchange Traded Fund auf den SMI würden Sie eine vergleichsweise schlechtere Entwicklung erleiden. Dafür haben Sie aber die regelmässigen vierteljährlichen Erträge von 1,5 Prozent, die von der Herausgeberin Credit Suisse garantiert sind. Gleichzeitig tragen Sie jedoch das volle Anlage- und Kursschwankungsrisiko.

Und Sie haben bei diesem Produkt keinen Kapitalschutz. Wenn der Basisindex sinkt, machen Sie das mit. Ausserdem weist die Herausgeberin bei der Produktebeschreibung darauf hin, dass die vierteljährlichen Ausschüttungen vom Wert des Zertifikats abgezogen werden.

Ein zusätzliches Risiko sehe ich im Emittentenrisiko. Würde der Emittent des Produktes, in Ihrem Fall die Credit Suisse, zahlungsunfähig, müssten Sie davon ausgehen, dass Ihr Instrument wertlos würde und Sie allenfalls Ihr gesamtes in das Produkt investierte Geld abschreiben müssten.

Bei einem ETF mit physischer Abbildung sind die Risiken deutlich geringer, da diese im Konkursfall dem Sondervermögen zugeordnet werden. Das investierte Geld wäre somit nicht einfach verloren.

3 Kommentare zu «Klären Sie erst das Emittentenrisiko ab»

  • Anton Schneider sagt:

    Danke für die Analyse, die ein Weckruf sein sollte, für alle die glauben, Banker seine wirklich clevere Leute. Es gibt keine 6% ohne Risiko und einmal mehr verstecken und verpacken Banker banales in ein Produkt, dass die Marketing-Bankster an den Mann bringen. Sicherer Gewinner ist nur die Bank.
    Für die nächsten Monate würde ich an der Seitenlinie stehen, bis die Tweeterei von DT sich beruhigt, der Handelskriege eine Richtung einnimmt, die Wahlen in Europa und der Brexit entschieden sind. Dann kann hoffentlich einigermassen rational entschieden werden. Die täglichen Bewegungen auf jeden Poops des DT oder eines anderen Politikers verunmöglicht investieren. Noch nie hatten Politiker so viel Macht, bewegt sich so viel nach Wind.

  • Daniel von Trub sagt:

    Ich würde ganz an der Seitenlinie stehen.
    Die PMI Daten von Amerika sind auch eingebrochen.
    Gestern waren auch noch die Auftragseingänge langlebiger Güter in Amerika eingebrochen.
    Die Konjunkturdaten in der EU und ja auch in der schönen lieben Schweiz sind alles andere rosig. Einige Firmen haben schon Kurzarbeit beantragt.
    Es wird lustig werden an der Konjunkturfront. Warum die Aktienmärkte noch nicht abgestürzt sind, ist einzig der Grund, dass die US- Notenbank angekündigt hat die Zinsen zu senken wenn es nötig erscheint.

  • Jens Egger sagt:

    Der Superwitz dieses CS-Produktes ist ja, dass der (momentane) enorm hohe Zins von 6% pa. ja am Kapital a b g e z o g e n wird! Das Kapital reduziert sich also um diese 6% pa. Der Besitzer dieser Papiere bezahlt seinen famosen Zins also gleich noch selbst nebst den gekannten sehr hohen CS-Spesen, unglaublich! Nimmer nie würd ich so was „kaufen“. Dann doch lieber einen normalen ETF. Ob der SMI allerdings weiter steigt ist mehr als ungewiss: Konjunktur in DL ist jedenfalls alles andere als OK und bekanntlich ist die CH-Industrie sehr stark von DL direkt abhängig. Vorsicht!

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