Vorsorgefonds: Gebühren machen den Unterschied

Eine gründliche Abklärung lohnt sich: Viele Banken verrechnen bei der Nutzung hauseigener Fonds tiefere Depotgebühren oder erlassen diese sogar. Foto: Keystone

Seit vielen Jahren habe ich ein Freizügigkeitsguthaben verteilt auf drei verschiedene Swisscanto-Fonds bei der Aargauer Kantonalbank (AKB). Diese schlägt mir vor, meine Swisscanto BVG 3 Portfolio 45, Oeko 45 und Portfolio 25 umzutauschen in AKB Portfoliofonds Vorsorge 15/30/45. Die AKB behauptet, dass ein ähnliches Chancen-Risiko-Profil resultieren wird. Was passiert, wenn die AKB-Fonds einen deutlich niedrigeren Ertrag abwerfen würden? D.J.

Die Ihnen von Ihrer Bank vorgeschlagenen Vorsorgefonds sind nicht direkt vergleichbar, weisen aber ein ähnliches Chancen-Risiko-Profil auf. Direkt vergleichbar sind die Vorsorgefonds der beiden Anbieter mit einem Aktienanteil von 45 Prozent. Hier sehe ich punkto Strategie keine grossen Abweichungen. Beide Fonds sind aktiv geführt. Vergleichbar sind auch die Gebühren.

Der Swisscanto BVG 3 Portfolio-Fonds 45, den Sie bereits im Depot haben, weist eine Totalkostenkennziffer (Total Expense Ratio TER) von 0,71 Prozent aus. Der direkt vergleichbare AKB Portfoliofonds Vorsorge45 VT geht laut Bankangaben von voraussichtlichen Kosten von TER 1,12 Prozent aus. Er wäre somit teurer. Wenn Sie übrigens den Swisscanto (CH) Vorsorge Fonds 45 Passiv VT CHF – der wird nicht aktiv, sondern passiv geführt – wählen würden, wäre die TER nur bei 0,42 Prozent. Doch das wäre ein anderer Strategieansatz.

Auch der Swisscanto Oeko ist mit einer TER von 0,7 Prozent günstiger als die anderen Ihnen vorgeschlagenen Fonds AKB Vorsorge 15 mit einer voraussichtlichen TER von 0,95 Prozent und AKB Vorsorge 30 mit einer TER von 1,03 Prozent.

Über die reinen Fondsgebühren hinaus empfehle ich Ihnen, auch noch andere Kosten zu überprüfen: Viele Banken verrechnen bei der Nutzung von hauseigenen Fonds beispielsweise tiefere Depotgebühren oder erlassen diese sogar teilweise. Bei der Nutzung von Fremdfonds werden indes meist volle Depotgebühren belastet.

Ich rate Ihnen, mit Ihrem Bankberater neben den reinen Fondsgebühren auch diesen Aspekt zu prüfen und abzuklären, welche Depotgebühren bisher zur Anwendung kommen und welche Konsequenzen ein Wechsel hätte.

Die Gebühren sind allerdings sind nur ein Aspekt. Es ist auf der einen Seite wichtig, dass man darauf achtet, dass man gerade bei den Vorsorgefonds Vehikel mit tiefen Gebühren vorzieht, da höhere Gebühren Ihre Rendite schmälern. Auf lange Sicht von vielen Jahren, während derer Ihre Vorsorgefonds unter Umständen in Ihrem Depot liegenbleiben, macht ein Gebührenunterschied aufgrund des Zinseszinseffektes einiges aus.

Auf der anderen Seite ist neben den Gebühren die Frage entscheidend, wie viel Anlagerendite Sie mit dem Fonds erwirtschaften. Es nützt nichts, nur immer die billigsten Fonds zu haben, falls diese nur eine ungenügende Rendite erwirtschaften. Hier lassen sich die Ihnen neu vorgeschlagenen Fonds und die bestehenden Fonds allerdings nicht vergleichen, da die AKB ihre Vorsorgefonds neu aufgestellt hat.

Welche Fonds auf eine Zeit von fünf oder zehn Jahren besser abschneiden werden, kann ich Ihnen nicht sagen. Hier tragen Sie das volle Anlagerisiko. Generell lässt sich allerdings feststellen, dass Sie mit Fonds mit einem höheren Aktienanteil langfristig attraktivere Renditechancen haben als mit Fonds, die einen geringeren Aktienanteil aufweisen. Dafür tragen Sie mit einem höheren Aktienanteil auch ein höheres Risiko. Sie müssen für sich abklären, ob Sie dieses tragen können und wollen.

Der Entscheid hängt auch von Ihren Lebensumständen ab: Wenn Sie jung sind, würde ich einen Vorsorgefonds mit einem möglichst hohen Aktienanteil wählen. Falls Sie aber bereits wenige Jahre vor der Pensionierung stehen, würde ich das Risiko eher senken und Vehikel mit einem geringeren Aktienanteil nutzen.

6 Kommentare zu «Vorsorgefonds: Gebühren machen den Unterschied»

  • Hobbyberater sagt:

    Wenn Sie seit „vielen Jahren“ ihre Fonds haben, gehe ich davon aus, dass Sie sie in absehbarer Zeit liquidieren werden. Dann sollte jetzt allmählich der Aktienanteil reduziert werden. Die beiden 45er wären hier die Kandidaten…

    • I. Bissig sagt:

      Selbst mit 65 lebt ein Mann im Schnitt noch mehr als 19 Jahre. Den bereits niedrigen Aktienanteil von 45% noch weiter zu reduzieren ist da nicht so klug…
      Bei Frauen ist es noch extremer.

      • Thomas Seiler sagt:

        @ I.Bissig: Also ich kenne niemanden in meinem Umfeld welcher älter als 84 wurde, mein geliebter Vater ist leider nur 77 geworden und hat sich sprichwörtlich zu Tode gekrampft.

      • Thea Gruber sagt:

        I. Bissig : Auch ich kennen kaum jemanden welcher als Mann älter als 80 wurde.

      • Hobbyberater sagt:

        @I.Bissig Ich gebe Ihnen Recht. Die Fonds müssen nicht bei Erreichen des Rentenalters liquidiert werden, sonder können ins normale Wertschriftendepot transferiert werden. Damit kann man sie länger laufen lassen und der Aktienanteil müsste erst später reduziert werden.

  • Peter Rohner sagt:

    Wenn eine Bank rät, hausfremde Fonds gegen hauseigene Fonds auszutauschen, dann wäre ich schon mal misstrauisch. — Die Swisscanto-Fonds bewähren sich seit Jahren und müssen keine Vergleiche scheuen, zudem sind die Kosten (TER) ganz ok (zumal es sich hier um aktive Fonds handelt). Wenn schon wechseln, dann eher zu passiv verwalteten Fonds, aber sicher nicht zu neuen (unbekannten) Fonds der AKB mit einem hohen TER. — Am besten einfach so lassen wie gehabt … das passt schon.

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