Sunrise: Vorsicht mit verlockender Spekulation

Belastung für Sunrise: Für die UPC-Übernahme braucht es eine beträchtliche Kapitalerhöhung. Foto: Keystone
Ich ziehe in Erwägung, 1000 Stück Sunrise-Aktien zu kaufen. Die hohe Ausschüttung, der zurzeit tiefe Kurs, der stabile Marktanteil in der Schweiz – das sind alles Argumente, die für einen Kauf sprechen. Ausserdem spekuliere ich darauf, dass die Übernahme von UPC Schweiz unter den aktuellen Bedingungen nicht zustande kommen wird und somit Aufwärtspotenzial vorhanden wäre. Wie sehen Sie das? H.F.
Wer vor vier Jahren beim Börsengang Aktien von Sunrise gekauft hatte, zieht heute eine ernüchternde Bilanz: Die Titel des Telekommunikationsunternehmens bleiben unter den Erwartungen. Grund für die Skepsis der Anleger ist einerseits die geplante Milliardenübernahme der Kabelnetzbetreiberin UPC Schweiz, anderseits eine Zurückhaltung der Investoren gegenüber Telecomwerten. Nicht nur die Aktien von Sunrise, der Nummer zwei auf dem Schweizer Telecommarkt, auch jene der Marktführerin Swisscom entwickeln sich momentan schwach.
Die grösste Belastung für den Sunrise-Kurs ist aber die UPC-Übernahme. Denn dafür braucht es eine beträchtliche Kapitalerhöhung, was für die bisherigen Aktionäre eine Gewinnverwässerung zur Folge hat. Entsprechend kritisch gegenüber der Übernahme eingestellt ist denn auch die deutsche Sunrise-Grossaktionärin Freenet, die rund 25 Prozent an Sunrise besitzt.
Auch viele Privatinvestoren befürchten, dass sich Sunrise mit der vorgesehenen Kapitalerhöhung von 4,1 Milliarden Franken übernimmt, zumal diese höher ist als die eigene Börsenbewertung.
Sunrise will die im Internet- und TV-Geschäft verankerte UPC Schweiz für stolze 6,3 Milliarden Franken inklusive Schulden übernehmen. Damit die Transaktion wirklich zustande kommt, braucht es aus meiner Sicht seitens des Managements und Verwaltungsrates noch viel Überzeugungsarbeit. Immerhin brächte die Übernahme von UPC Schweiz für Sunrise eine deutliche Stärkung der bisherigen Marktposition und grosse Synergieeffekte.
Auf dem aktuell tiefen Niveau stufe ich die Sunrise-Aktien als attraktiv ein. Sollte die Übernahme zustande kommen, würden Sie als neuer Aktionär von den Synergieeffekten profitieren. Würde die Transaktion abgeblasen, kämen einige Investoren, die sich deswegen von Sunrise abgewandt haben, wohl zurück.
Sunrise ist eine Dividendenperle, was ebenfalls für den Titel spricht, wobei sich für mich die Frage stellt, ob nach einer Übernahme von UPC Schweiz die hohe Dividende künftig noch sichergestellt wäre. An dieser allerdings ist auch Sunrise-Grossaktionärin Freenet sehr interessiert. Deshalb drängt Freenet darauf, dass die Bedingungen für eine mögliche Übernahme von UPC Schweiz noch verbessert werden. Ansonsten dürfte Freenet die Milliarden-Transaktion wohl kaum unterstützen.
Wenn Sie jetzt bei Sunrise einsteigen, haben Sie meines Erachtens eine gute Chance, später von einer Kurserholung zu profitieren. Eine Garantie haben Sie dafür aber nicht. Obschon die Aktie zeitweise den Ausgabepreis von 2015 unterschritten hat, sind auch noch tiefere Kurse möglich.
Vor allem wenn Sie eine hohe Anzahl Aktien kaufen, müssen Sie sich bewusst sein, dass Sie sich einem erheblichen Klumpenrisiko aussetzen, da die verlockende Spekulation auf eine Kurserholung bei Sunrise auch schiefgehen kann.
Ein Kommentar zu «Sunrise: Vorsicht mit verlockender Spekulation»
Und wenn dann noch die vielen Klagen wegen 5G-Strahlenschäden in der Schweiz abgearbeitet werden müssen?