Warum die Negativzinsen weiter fallen könnten

Eine Aufhebung der Negativzinsen scheint in weite Ferne zu rücken: SNB-Sitz in Bern. Foto: Samuel Schalch

Wegen der Negativzinsen gibt es auf dem Bankkonto schon länger keinen Zins mehr. Wird die SNB die Negativzinsen bald abschaffen? R.U.

Die Negativzinsen zum Schutz gegen einer Erstarkung des Frankens haben gefährliche Nebenwirkungen: Nicht nur erhalten Sparer wie Sie schon seit Jahren kaum mehr Zins auf dem Sparbatzen und verlieren unter Berücksichtigung von Teuerung und Gebühren sogar Geld.

Auch die Altersvorsorge leidet unter den Negativsätzen. Einerseits zahlen Pensionskassen und Versicherungen der Nationalbank Negativzinsen. Anderseits – und das ist noch viel fataler – ist es für die Vorsorgeinstitute immer schwieriger, mit sicheren Anlagen eine vernünftige Rendite auf den Anlagegeldern für die Vorsorge zu erwirtschaften. Damit eine Rendite möglich ist, müssen die Vorsorgeinstitute vermehrt auf riskantere Anlageklassen wie Aktien, alternative Anlagen oder Rohstoffe ausweichen.

Obwohl die Kosten der Negativzinsen meines Erachtens hoch sind, wäre es unrealistisch, eine baldige Abschaffung der Negativsätze zu erwarten. Unterstrichen wird das durch Äusserungen von Nationalbank-Präsident Thomas Jordan. Am Rande der Frühlingstagung des Internationalen Währungsfonds in Washington verteidigte er die aktuelle Geldpolitik der SNB und betonte, dass es momentan keinen Grund für eine andere Geldpolitik gäbe. Gleichzeitig machte er aber klar, dass die Nationalbank von einer schwächeren Inflation ausgehe. Erst kürzlich hatte die SNB ihre Teuerungsprognose gesenkt.

Für Überraschung sorgte seine Aussage, es gebe bei Bedarf noch weitere geldpolitische Möglichkeiten für die SNB: «Wir haben noch Luft, um die Zinsen noch weiter zu drücken». Auch seien weitere Interventionen am Devisenmarkt möglich. «Beide Instrumente können zur Anwendung kommen, abhängig von der Situation», sagte Jordan weiter.

Das bedeutet, dass die SNB die Negativzinsen von derzeit minus 0,75 Prozent auch auf minus 1 Prozent senken könnte. Das wäre für unser Vorsorgesystem schädlich und könnte zur Folge haben, dass die Banken die Negativzinsen nicht nur für institutionelle Anleger und reiche Kunden mit sehr viel Cash-Vermögen, sondern auch für Privatkunden einführen und die Schwellenwerte für Negativzinsen auf Cashbeständen deutlich senken würden.

Momentan sehen wir in Europa eine weitere Abschwächung der Wirtschaft, und die Europäische Zentralbank wird die Zinsen im Euroraum noch sehr lange nicht erhöhen können. In einer Krise würde die EZB vielmehr versuchen, ihre Geldpolitik noch weiter zu lockern. Vor diesem Hintergrund muss ich Sie enttäuschen: Eine Aufhebung der Negativzinsen rückt in weite Ferne – vielmehr kann man nicht mehr ausschliessen, dass die SNB ihre Leitzinsen noch mehr ins Minus drückt.

5 Kommentare zu «Warum die Negativzinsen weiter fallen könnten»

  • Claude Fontana sagt:

    Ist der SNB die Tinte zum drucken ausgegangen? oder warum schwächt man den Franken nicht so?
    Volksverarsche.

  • Hans Hasler sagt:

    Die Zinsen auf meinem Bankkonto sind schon lange vor den Negativzinsen der SNB gesunken. Diese Negativzinsen können somit gar nicht die primäre Ursache für die tiefen Zinsen sein. Wieso ignoriert dies der Autor?

  • Meier sagt:

    Der Sparer bezahlt und wer Schulden macht wird belohnt……….nur Frage der Zeit bis uns alles um die Ohren fliegt.

  • Markus sagt:

    Dann wird der SMI innerhalb von 2 Jahren auf 13000 klettern, locker. Und die Immobilienblase noch weiter aufgeblasen. Egal was man macht, es hat Auswirkungen. Wenn sie die linke Seite der Wurst nach links verschieben, verschiebt sich die rechte Seite auch nach rechts. Umgekehrt gilt dies natürlich auch.

  • Markus sagt:

    Dann wird der SMI innerhalb von 2 Jahren auf 13000 klettern, locker. Und die Immobilienblase noch weiter aufgeblasen. Egal was man macht, es hat Auswirkungen. Wenn sie die linke Seite der Wurst nach links verschieben, verschiebt sich die rechte Seite auch nach links. Umgekehrt gilt dies natürlich auch.

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