Wie Sie mit Aktien extra verdienen

Anspruchsvolle Modelle: Bei Strategien mit «Calls» sollten sich Kleinanleger professionell beraten lassen. (Foto: iStock)
Meine Börsenkenntnisse sind limitiert auf Kaufen und Verkaufen einzelner Titel über das E-Banking. Was sind «gedeckte Calls», und wie nutze ich diese? R.K.
Sie sprechen eine bei einigen Investoren recht beliebte Anlagestrategie an. Dank dieser kann man bei positivem Verlauf die Rendite auf seinen Aktien verbessern. Konkret kann man sich zusätzlich zum möglichen Kurswachstum und den erwarteten Dividenden, wie man sie bei Aktien kennt, mit dieser Technik eine zusätzliche Prämie verdienen und damit die Gesamtrendite erhöhen – vorausgesetzt, die gewählte Strategie geht wirklich auf, was natürlich keineswegs sicher ist.
Im Fachjargon spricht man meist nicht vom gedeckten Call, sondern angelsächsisch vom «Covered Call». Bei dieser Strategie schreiben Sie eine Call-Option mit einem Ausübungspreis über dem Basiswert.
Sie besitzen beispielsweise UBS-Aktien und schreiben eine Call-Option, deren Ausübungspreis ein paar Franken über dem aktuellen Kurs liegt. Weil Sie den Basiswert der Call-Option besitzen, spricht man von einem Covered Call. Mit dem von Ihnen geschriebenen Covered Call verschaffen Sie einem Käufer Ihres Calls das Recht, aber nicht die Pflicht, den sich in Ihrem Besitz befindenden Basiswert zum vorher festgelegten Preis und Zeitpunkt zu erwerben. Dafür werden Sie seitens des Käufers mit einer Prämie entschädigt. Der Käufer kann also zum festgelegten Preis und Zeitpunkt von Ihnen die UBS-Aktien kaufen.
Interessant ist diese Strategie vor allem bei seitwärts tendierten Märkten, wenn es schwierig ist, eine vernünftige Rendite zu erwirtschaften. Wenn der Kurs steigt, müssen Sie den Basiswert verkaufen und partizipieren dann natürlich nicht mehr am möglichen weiteren Anstieg des Basiswertes.
Keinen Schutz bietet diese Strategie indes gegen sinkende Kurse. Falls der Kurs Ihres Basiswertes einbricht, verfällt die Option. Der Käufer wird die Option nicht einlösen, denn er hat nur ein Recht und nicht eine Pflicht erworben. Sie haben wenigstens die Prämie, sitzen aber dennoch auf Buchverlusten beim Basiswert. Doch das würden Sie bei sinkenden Kursen auch ohne den Covered Call tun.
Diese Strategie ist somit keine Absicherung, sondern lediglich eine Möglichkeit, mehr Rendite mit dem bestehenden Aktienpositionen zu erzielen. Falls Sie Ihre Aktien absichern möchten, da Sie in den nächsten Wochen und Monaten mit weiteren Turbulenzen an den Aktienmärkten rechnen, würde ich Ihnen eher empfehlen, selbst Put-Optionen zu kaufen. Mit solchen können Sie einzelne Aktien oder einen bestimmten Markt gegen Kursrückschläge absichern. Dafür bezahlen Sie aber dann selbst eine Prämie. Das ist faktisch Ihre Versicherungsprämie.
Das ist aus meiner Sicht nur sinnvoll, wenn Sie damit auf sinkende Märkte spekulieren möchten oder das in die bestimmten Aktien investierte Geld zu einem bestimmten Zeitpunkt unbedingt benötigen. Wenn Sie hingegen einen langen Anlagehorizont von fünf und mehr Jahren bei Ihren Aktien haben, was ich empfehle, spielen Kursausschläge ohnehin nicht mehr eine so grosse Rolle.
Für die Umsetzung von Strategien mit Calls oder Puts sollten Sie eine professionelle Beratung bei Ihrer Bank in Anspruch nehmen, die Ihnen die Vor- und Nachteile anhand Ihres Depots konkret aufzeigt.
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14 Kommentare zu «Wie Sie mit Aktien extra verdienen»
von wieviel Geld sprechen wir da? Der Zehner-Logarithmus auf null Stellen nach dem Komma reicht, und wäre etwa wie gross? Und um wieviel Spesen handelt es sich dabei?
Wenn Sie die Aktien, wie oben beschrieben, tatsächlich besitzen, wissen Sie auch selber etwa die Grössenordnung, da sind wir schon noch im halbwegs grünen Bereich. Richtig lustig werden die Optionen aber erst, wenn man die Underlying gar nicht hat.
Man kann auch versuchen zu smart sein. Und genau das sind covered calls. Schlussendlich gehts doch immer um dasselbe. Glauben Sie, dass eine Aktie steigt, dann kaufen Sie sie, wenn nicht, dann vekaufen. Call und Put-Optionen sind nur (eher kurzfristige) Hebel da drauf – das heisst, entweder versuchen Sie ein Ereignis (zB gute Resultate) oder den Markt (zB ein Abschwung) zu timen. Die Erfahrung ist, dass das Privaten kaum gelingt.
Die Gebühren sind optisch meist sehr günstig bei Derivaten. Die Kosten verstecken sich in der Kursstellung (siehe zB Zeitwert und implizite Vola). Tendenziell bezahlt man zwischen 10-20% des Derivatewerts.
Erwähnenswert finde ich noch die Tatsache, dass Aktien, auf die man eine Option verschrieben hat, im Depot für die gesamte Laufzeit der Option gesperrt bleiben. (Deshalb die Bezeichnung „gedeckt“.)
Man hat also tendenziell mehr Verlustrisiko als ohne verschriebene Option. Hält man nur die Aktie, kann man sie verkaufen, sollte sich bei der Firma Skandal an Skandal reihen. Hat man eine Option verschrieben, muss man die Aktie bis zu deren Ablauf behalten.
Wie immer gilt: mehr Gewinnpotential gibt es nur mit mehr Verlustpotential.
Nein; sie können die Option zurückkaufen, dann wird die unterliegende Aktie entsperrt und Sie können verkaufen. Märssi.
Mit der unsicheren Wirtschaftslage, einem eventuellen „harten“ Brexit, würde ich eher auf eine Protective Put-Strategie mit einer Absicherung auf sinkende Kurse tendieren.
Mit einer Protective-Put-Strategie wird ein Portfolio durch eine Longposition in einer Put-Option auf einen Basiswerte mit hoher Korrelation zum Portfolio gegen Verluste abgesichert. Kommt es zu einem plötzlichen und starken Verlust fangen die Kursgewinne in der Option die Kursverluste im Portfolio ganz oder teilweise auf. Der Versicherungsschutz ist umso günstiger, je ruhiger das Marktumfeld beim Kauf der Put-Option ist und je weiter der Basispreis vom Markt zu diesem Zeitpunkt entfernt liegt.
A propos Option, man kann auch die Ablass-Zahlung für die Option auf einen Platz im Himmel einstellen, sprich die Kirchensteuer beenden. Das kann je nach Wohnort
https://www.austreten.ch/kirchensteuern.html
erhebliche Beträge ergeben.
@ C. Forrer : Der ist gut, besten Dank für die Info, bin schon seit 30-Jahren aus diesem „überteuerten“ Abzocker-Verein ausgetreten, welcher von der Kanzel von „Nächstenliebe“ predigt.
@ Tom Sivers: Exakt, würde ich im heutigen Börsenumfeld auch so machen. Der gewählte Ausübungspreis spielt eine wichtige Rolle bei der Protective Put Strategie. Die Wahl des Ausübungspreises hängt von den Erwartungen ab. Sind die Risiken einer stärkeren Korrektur minimal, dann kommt eher eine Option mit niedrigerem Ausübungspreis in Frage. Wird jedoch erwartet, dass der Kurs der zugrunde liegenden Aktie deutlich fallen könnte, dann entscheidet man sich besser für einen höheren Ausübungspreis.
Was bitte haben Spekulatiuonsgewinne mit „verdienen“ zu tun?
@ Vir: Wie wollen Sie sonst steuerfreie „Gewinne“ erzielen, mit Sparzinsen?
„Sie besitzen beispielsweise UBS-Aktien und schreiben eine Call-Option, deren Ausübungspreis ein paar Franken über dem aktuellen Kurs liegt.“
Vielleicht eine blöde Frage, aber wie kann ich so eine Call Option „schreiben“
Mach ich das wortwörtlich selber oder sind die vorgegeben? Leider habe ich im Internet so schnell nichts gefunden.
Habe e-Trading bei der Postfinance
Geht bei der Post nicht. Die haben nur warrants /optionsscheine.
Wer Optionen schreibt, sprich verkauft, muss vieles beachten. Wird eine zu lange oder zu kurze Laufzeit, oder ein Strike zu nahe am Kurs des Wertpapiers gewählt, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass die Option ins Geld gehen wird. Profis, die Optionen auf Aktien verkaufen, kaufen diese vor Verfall und +/- um den halben Preis wieder zurück. Läuft der Kurs gegen den Verkäufer, sei letzterem geraten, auf Aktien-Option den Verlust nicht über 200% ausufern zu lassen. Die „Greeks“ werden nicht von allen Handelsplattformen angezeigt. Dies erschwert das Einschätzen des Risikos.
Ein Banker wird beim Beraten wohl eher einen Warrant verkaufen wollen. Denn es ist sehr schwierig, gleichzeitig seinem Arbeitgeber und dem Kunden lukrativ dienlich zu sein. Wichtig = Weiterbildung