APG: Hohe Dividenden sind nie garantiert

Das Beispiel des Aussenwerbeunternehmens APG zeigt: Hohe Dividenden sind nicht selbstverständlich. Im Gegenteil: Dividenden sind nie garantiert und können jederzeit gekürzt werden. Foto: Raphael Moser

Ich halte Aktien von APG. Soll ich sie abstossen oder abwarten? B.H.

Die APG bezeichnet sich selbst als führendes Aussenwerbeunternehmen der Schweiz mit digitalen und analogen Plakatangeboten an gut frequentierten Standorten und einer datengestützten Verknüpfung mit Mobile Media und interaktiven Werbelösungen. Bei vielen Schweizer Anlegern ist das über 100-jährige Unternehmen allerdings in erster Linie wegen seiner hohen Dividendenrendite bekannt.

Lange waren die APG-Papiere eine eigentliche Dividendenperle. Auch für das vergangene Geschäftsjahr hat APG den Aktionären eine schöne Dividende von 20 Franken in Aussicht gestellt. Das sind zwar 4 Franken weniger als im Vorjahr, als noch 24 Franken lockten. Dennoch bringt es die APG mit den 20 Franken auf eine stolze Dividendenrendite von rund 6,7 Prozent und schlägt damit selbst Dividendenstars wie die Versicherer Zurich Financial oder die Swiss Re. Eigentlich könnte man ja einfach den Dividendensegen der APG geniessen.

Die Sache hat aber einen Haken. Die angekündigte Dividende von 20 Franken für das letzte Geschäftsjahr setzt sich aus einer ordentlichen Dividende von 10 Franken und wie in den Vorjahren aus einer Sonderdividende in gleicher Höhe zusammen. Doch nun hat die Firmenführung klargestellt, dass es künftig keine Sonderdividende mehr geben wird.

Die Dividende wird durch den Wegfall der Sonderdividende künftig stark sinken und dürfte sich für das laufende Geschäftsjahr und das Geschäftsjahr 2020 nur noch in der Grössenordnung von je 11 Franken je Titel bewegen. Auch das ist allerdings nicht garantiert, falls sich das Geschäft deutlich schlechter entwickeln würde als heute erwartet. Die Anleger waren punkto Dividende bei der APG verwöhnt und müssen sich künftig mit einem weit geringeren Dividendensegen zufriedengeben.

Das Beispiel APG führt gut vor Augen, dass man sich nie darauf einstellen sollte, dass hohe Dividenden stets gegeben sind. Im Gegenteil: Dividenden sind nie garantiert und können jederzeit gekürzt werden. Ohnehin sollte man eine Aktie nie nur wegen der hohen Dividende kaufen.

Auch operativ sind die Aussichten bei der APG nicht rosig. Im letzten Jahr schon nahm der Umsatz der Gruppe nur noch um ein halbes Prozent auf 302,1 Millionen Franken zu und der Gewinn reduzierte sich um 7 Prozent auf 47,2 Millionen Franken. Auch die Marge sank um 60 Basispunkte auf 19,5 Prozent.

Anlässlich der Präsentation der Geschäftszahlen für das vergangene Jahr hat die APG darauf hingewiesen, dass sie in den nächsten Jahren grössere Investitionen für die weitere Digitalisierung plant. Dies erscheint mir sinnvoll, dürfte aber die Rentabilität temporär belasten – die operative Marge geht zurück. Auch die zunehmende Konkurrenz im Heimmarkt Schweiz macht es für die APG schwierig, nur schon die Marge zu halten, geschweige denn diese künftig wieder zu steigern.

Vor diesem Hintergrund erwarte ich, dass die APG-Titel künftig wenig Potenzial aufweisen. Das meiste der belastenden Aspekte dürfte nach der Korrektur allerdings schon im Kurs enthalten sein. Daher würde ich wenigstens die Dividende abwarten.

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