Die UBS fühlt sich zu sicher

UBS: Die Bank wurde in Frankreich zu einer Busse von 3,5 Milliarden Euro und zu einer Schadenersatzzahlung von 800 Millionen Euro verurteilt. Foto: Gaëtan Bally/Keystone

Die UBS reduziert den Gewinn 2018 nachträglich um 382 Millionen Dollar, weil die Rückstellungen für Rechtsfälle erhöht wurden. Alle Jahre wieder, man kennt das. Konkret geht es um das Verfahren in Frankreich, wo die Grossbank unlängst zu einer Busse von 3,5 Milliarden Euro und zu einer Schadenersatzzahlung von 800 Millionen Euro verurteilt wurde. Der Vorwurf lautet auf Geldwäscherei und Beihilfe zur Steuerhinterziehung. Die UBS ficht das Urteil an. Inklusive der am Freitag bekannt gegebenen Rückstellungen hat die in Dollar rapportierende Bank letztes Jahr 516 Millionen Dollar zurückgelegt – rund ein Zehntel der Forderung aus Frankreich. Das zeigt, wie überzeugt die Grossbank ist, nichts Falsches getan zu haben. Mir ist dabei nicht wohl, die Diskrepanz ist mir zu gross. Klar käme es einem Schuldeingeständnis gleich, wenn die UBS Milliarden zurückstellen würde. Dennoch habe ich den Eindruck, dass sich die Bank zu sicher ist. Hinzu kommt die Länge des Falls. Für mich hängt der Prozess, der erst in ein paar Jahren abgeschlossen sein wird, wie ein Damoklesschwert über der Bank. Mit Blick auf die Aktien kann man zwar argumentieren, sie seien günstig. Aber das hat eben seinen Grund – und ist nichts anderes als ein Abschlag für das Risiko. Meiden

Konzernchef tritt per sofort zurück

Zu reden gibt jüngst auch der Milchverarbeiter Hochdorf. Grossaktionär ZMP Invest sorgt für Unruhe. Die Tochter der Genossenschaft Zentralschweizer Milchproduzenten (ZMP), die 14,5 Prozent der Aktien hält, schlägt der Generalversammlung vom 12. April drei neue Mitglieder zur Wahl vor. Das bisherige Gremium habe erheblich zu den operativen und finanziellen Problemen der Gesellschaft beigetragen, lautet die Begründung. Daraufhin publizierte Hochdorf am Mittwochabend die Nominationen für den Verwaltungsrat. Nur ein ZMP-Kandidat ist darin berücksichtigt – ein Affront in den Augen der Investmentgesellschaft. Tatsächlich häufen sich bei Hochdorf die Probleme: Das traditionelle Geschäft steht unter Druck, der grosse Hoffnungs­träger – die Beteiligung an der tunesischen Vertriebsgesellschaft Pharmalys – enttäuschte im ersten Halbjahr 2018 (Jahreszahlen stehen noch aus), und weitere Übernahmen liefern nicht, was sie versprachen. Im Dezember gab Hochdorf eine Gewinnwarnung aus. Der selbst ernannte Architekt der Strategie, Konzernchef Thomas Eisenring, trat am Dienstag per sofort zurück. All das schafft Unsicherheit. Unabhängig davon, ob ZMP Invest mit den Forderungen durchkommt, sollten Anleger die Hände von den Aktien lassen. Verkaufen

«Schärfung der Strategie»

Nach einer langen Phase des Wachstums und hoher Margen musste das Technologieunternehmen Comet letztes Jahr einen herben Rückschlag hinnehmen. Teils wegen externer Faktoren – der Schwäche im Halbleitermarkt –, teils wegen hausgemachter Probleme in anderen Bereichen brach der Ertrag markant ein. Das hat den Aktionär Veraison (über 10 Prozent der Aktien) auf den Plan gerufen. Er verlangt eine «Schärfung der Strategie», ohne jedoch zu konkretisieren, was damit gemeint ist. Das macht mich stutzig. Zudem portiert er mit Heinz Kundert einen eigenen Kandidaten für das VR-Präsidium. Comet selbst schlägt den deutschen Physiker Christoph Kutter vor. An der GV vom 25. April kommt es deshalb zu einer Kampfwahl. Comet selbst sollte im laufenden Jahr wieder mehr Gewinn erzielen, die Bäume allerdings werden nicht in den Himmel wachsen. Halten

Nachfrage wird wieder anziehen

Auch bei Rieter wächst nichts in den Himmel. Der Spinnmaschinenhersteller wächst kaum und zeigt starke Ertragsschwankungen, weil die Nachfrage notorisch sprunghaft ist. Die Aktien eignen sich nicht zum Liegenlassen. Seit 2011, als Autoneum abgespaltet wurde, schwankt der Kurs zwischen 120 und über 200 Franken. Kaufen musste man jeweils, wenn sich der Kurs dem unteren Rand näherte, verkaufen, wenn er über 200 zog. Derzeit notieren die Aktien um 130. Ein schwacher Auftragseingang und die Möglichkeit eines Verlusts 2019 liessen den Kurs jüngst nochmals sinken. Kaufen oder nicht kaufen? Das Geschäft befindet sich in einem zyklischen Tief, doch dass die Nachfrage wieder anzieht, ist angesichts der weiter steigenden Textilnachfrage nur eine Frage der Zeit. Das Unternehmen sieht sich gut positioniert, um voll am nächsten Aufschwung der Branche teilzuhaben, und es ist auch stark genug, um harte Zeiten zu überstehen: Per Ende 2018 verfügte es über eine Nettoliquidität von 150 Millionen Franken. Kaufen

Weniger Umsatz und Gewinn

Regelrecht abgestraft hat der Markt am Donnerstag die Aktien von Komax. Zusammen mit Rekordzahlen für das vergangene Jahr ­publizierte der Weltmarktführer für Kabelverarbeitungsmaschinen an dem Tag einen unerwartet düsteren Ausblick. Das Unternehmen, das über 80 Prozent des Umsatzes mit Kunden aus dem Automobilsektor erzielt, bekommt die Verunsicherung rund um diesen voll zu spüren. Komax rechnet mit 10 bis 20 Prozent weniger Umsatz im ersten Halbjahr und mit einem noch höheren Rückgang im Betriebsgewinn. Als Reaktion darauf ver­loren die Titel zeitweise mehr als 20 Prozent. Für mich ist das zu kurzfristig gedacht. Denn grundsätzlich steigt die Nachfrage nach Maschinen, wie sie Komax anbietet, weiter: Automobile enthalten immer mehr und immer feinere Kabel, und deren Verarbeitung wird immer stärker automatisiert. Davon wird die Gesellschaft langfristig profitieren. Wer langfristig denkt und ebenso investiert, kann aktuell günstig einsteigen. Kaufen

 

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