Warum Sie nie auf nur ein Pferd setzen sollten

Vergleich mit Pferderennen: Bei grösseren Anlagebeträgen sollte man nie nur auf ein Produkt setzen. Was, wenn das Pferd strauchelt oder aus irgendwelchen anderen Gründen schlecht abschneidet? Foto: iStock
Aus einem Pensionskassenguthaben möchten wir 200’000 Franken sicher anlegen. Priorität hat bei uns die Sicherheit und nicht die Rendite. Können Sie uns einen ausgewogenen Aktien-/Obligationenfonds im heutigen Umfeld von tendenziell steigenden Zinsen empfehlen? U.A.
Die Antwort auf Ihre Frage wäre eigentlich einfach: Ich könnte Ihnen einen Strategiefonds empfehlen, wie ihn alle grösseren Fondsanbieter wie UBS, Swisscanto, CS, Julius Bär, Pictet oder Vontobel im Sortiment haben. Hier können Sie unter den verschiedenen Portfoliofonds ein Vehikel auswählen, das die verschiedenen Anlageklassen wie Aktien, Obligationen, Rohstoffe, Immobilien, Liquidität usw. je nach unterschiedlicher Strategie mehr oder weniger stark gewichtet.
Ein konkretes Beispiel dafür ist der Swisscanto (CH) Portfolio Fund Balance. Dieser investiert weltweit in Obligationen, Aktien und übrige Anlagen. Mindestens knapp ein Drittel und höchstens 70 Prozent des Kapitals werden in Obligationen und mindestens ein Fünftel und höchstens 65 Prozent des Vermögens in Aktien investiert.
Mit einem solchen Produkt profitieren Sie einerseits vom Ertrag der Anleihen und anderseits von möglichen Kurssteigerungen bei den Aktien sowie deren Dividenden. Sie erreichen eine Kombination von erhofftem Kapitalwachstum und regelmässigem Einkommen. Das würde gut zu Ihrer Bedürfnisbeschreibung passen.
Dennoch rate ich Ihnen davon ab, nur auf einen einzigen Fonds zu setzen. Solche Portfoliofonds haben zwar gerade den grossen Pluspunkt, dass sie das Geld nach den Grundsätzen der modernen Portfoliotheorie breit diversifiziert in verschiedene Anlageklassen investieren und eine Gewichtung vornehmen, wie sie dem eruierten Risikoprofil der Kunden entspricht. Trotzdem sollte man aus meiner Sicht bei grösseren Anlagebeträgen nie nur auf ein Produkt setzen.
Ich vergleiche es mit Pferderennen: Ein einzelnes Pferd mag zwar top qualifiziert sein und beste Voraussetzungen für einen Sieg im Rennen mitbringen. Was aber, wenn das Pferd strauchelt oder aus irgendwelchen anderen Gründen entgegen der Erwartungen doch schlecht abschneidet?
Bei einem Anlagebetrag von 200’000 Franken würde ich von der Bank einen Vorschlag ausarbeiten lassen, der verschiedene Anlageinstrumente enthält und möglichst genau Ihre Bedürfnisse abdeckt. Das kann einige verschiedene aktiv gemanagte Fonds, aber auch günstige Indexfonds oder Exchange Traded Funds umfassen. Selbst ein noch so guter Fondsmanager kann sich mal mit seiner Strategie irren. Dann sind Sie froh, dass Sie auch noch andere Instrumente im Depot haben, welche die schwache Performance eines einzelnen Produktes kompensieren.
Voraussetzung für Ihren Anlageentscheid ist, dass Sie möglichst genau wissen, wie viel Risiken Sie eingehen können und wollen und wie lange Sie das Geld tatsächlich nicht brauchen. Und Sie müssen sich von Ihrer Bank genau über die Risiken aufklären lassen, die Sie mit den Produkten und der Strategie eingehen.
Wenn Sie eine Strategie mit Aktien und Obligationen wählen, müssen Sie sich bewusst sein, dass Sie mit Kursschwankungen konfrontiert sein werden – und zwar nicht nur bei den Aktien, sondern auch bei Anleihen, wie die Turbulenzen bei vielen Obligationen im vergangenen Herbst zeigten. Sie brauchen somit einen längeren Anlagehorizont von mehreren Jahren.
Wenn Sie indes möglichst hohe Sicherheit wünschen und keinen langen Anlagehorizont haben, hat dies in der Praxis zur Konsequenz, dass Sie im aktuellen Tiefzinsumfeld kaum eine vernünftige Rendite auf dem Geld erzielen.
Ich würde mich nicht nur mit einem Produkt zufriedengeben, sondern den Aufwand nicht scheuen, mehrere Vorschläge von Banken einzuholen, damit Sie ein Portfolio erhalten, das Ihre Bedürfnisse möglichst genau abdeckt. Immerhin geht es um Ihr Altersgeld, für das Sie hart gearbeitet hatten.
4 Kommentare zu «Warum Sie nie auf nur ein Pferd setzen sollten»
Am besten man verdient nur so viel damit man erst gar nicht in diese Situation kommt. Was übrig bleibt ist spekulationslose und sichere Freizeit.
Sehr guter Artikel! Wären bloss alle Vermögensverbrater, ähh Vermögensberater, so gut und verantwortungsbewusst mit ihren Ratschlägen, wie Herr Spieler.
hahahaha, der war gut…Dave.
Ein „Strategiefond“ glänzt normalerweise eher durch hohe Gebühren und nicht durch hohe Renditen. Das erwähnte Produkt zum Beispiel 1.4% p. a.
U. A. würde mit seinen 200.000.– also der Bank jedes Jahr 2.800.– Gebühren abdrücken. Alternativ könnte er auch einen Teil in kostengünstigen Aktien-ETF ( Faustregel: 100 – Alter = Prozent Aktien ) anlegen und den Rest auf Sparkonten. Da Obligationen heute eh keine Zins mehr bringen sind sie die Depotgebühr / Fondsgebühr nicht wert.
Angenommen Herr A. ist 65 so ergäbe das 70.000.– in ETF ( TER 0.3% oder 210.– p. a. ) und 130.000.– auf dem praktisch zinslosen Konto.
Eine Gebühreneinsparungvon 2600.– im Jahr. Damit kann er seine Frau mal dick ausführen 🙂