Nestlé kann sich noch weiter steigern

Nestlé: Der Konzern will 2019 und 2020 im mittleren einstelligen Prozentbereich wachsen. Foto: Gaetan Bally/Keystone

Am Schweizer Aktienmarkt scheint etwas Ruhe eingekehrt zu sein. Von der Panik Ende 2018 ist nicht mehr viel spürbar. Der Swiss-Market-Index hat die Korrektur des vierten Quartals in nur anderthalb Monaten wettgemacht. Das gilt nicht für alle Aktien im Einzelnen. Zurückgeblieben sind beispielsweise Swatch Group und Richemont. Von diesen beiden gefallen mir derzeit Richemont besser. Das Unternehmen ist mit seiner starken Schmucksparte stabiler als Swatch Group. Um im Konsumsegment und bei den Schwergewichten zu bleiben: Besser auf Kurs als die Uhren- und Schmuckhersteller ist Nestlé. Der Nahrungsmittelhersteller hat das organische Wachstum – ohne Akquisitions- und Währungseffekte – in der zweiten Hälfte 2018 beschleunigt und auch die Profitabilität deutlich gesteigert. «Wenn diese zwei Dinge zusammenkommen, geschehen schöne Dinge mit dem Gewinn je Aktie», sagte Konzernchef Mark Schneider im Rahmen der Präsentation der Jahreszahlen am Donnerstag. Tatsächlich stieg der Ertrag unter dem Strich überproportional. Die Dividende soll erhöht werden. Als Investor stimmt mich aber vor allem der Ausblick zuversichtlich. Schneider wollte sich zwar für das Jahr 2019 nicht zu sehr in die Karten blicken lassen, bekräftigte aber, dass Nestlé die Mittelfristziele erreichen werde. Bis Ende 2020 will der Konzern aus Vevey aus eigener Kraft jährlich im mittleren einstelligen Prozent­bereich wachsen – 2018 waren es 3 Prozent –, und die bereinigte Betriebsgewinnmarge soll von derzeit 17 Prozent auf 17,5 bis 18,5 Prozent steigen. Schafft er das, wonach es derzeit aussieht, dürften noch weitere schöne Dinge geschehen. Kaufen

Geliefert, was versprochen wurde

Im Bankensektor sorgte vergangene Woche vor allem Credit Suisse für Schlagzeilen. Statt bei den ­riskanten Grossbanken schaue ich mich lieber bei den kleinen bis mittelgrossen Instituten um. Bei Valiant zum Beispiel. Die Retailbank hat für 2018 auf den Punkt das geliefert, was sie vorher versprochen hat: mehr Ertrag und mehr Gewinn. Dabei gelang ihr ein kleines Kunststück. Im Tiefzinsumfeld konnte sie ihre Zinsmarge von 1,1 Prozent nicht nur halten, sondern auf 1,12 Prozent ausbauen. Valiant-Chef Markus Gygax betont stets, sein Haus verzichte zur Verteidigung der Marge bewusst auch auf Geschäfte. Zugleich fährt die Bank eine Expansionsstrategie vom Bodensee bis zum Genfersee. 2019 sollen neue Niederlassungen in St. Gallen, Wil, Rheinfelden und Winterthur eröffnet werden. Zudem schliesst Gygax weitere Übernahmen nicht aus. Und dann überrascht Valiant auch noch mit einem Dividendensprung von 40 Rappen auf nun 4.40 Franken pro Aktie. Damit klettert die Dividendenrendite über 4 Prozent und liegt klar über dem Schnitt der kotierten Retail- und Kantonalbanken. In der Summe macht das die Titel attraktiv. Kaufen

Modernisierter Pharmazulieferer

Mit Blick auf die am Anfang erwähnten zurückgebliebenen Aktien finde ich Siegfried erwähnenswert. Der mittelgrosse Pharmazulieferer hat expandiert und sich modernisiert. Der Aktienkurs hat sich von Anfang 2015 bis Sommer 2018 auf 460 Franken mehr als verdreifacht und dann um ein Drittel korrigiert. Das Geschäftsmodell generiert langfristig stabile Cashflows und ist in einem unsicheren Umfeld interessant. Siegfried hat den Umsatzausblick nach soliden Halbjahreszahlen für 2018 erhöht und strebt bis 2020/21 weiteres Wachstum und vor allem eine Steigerung der operativen Marge von zuletzt 16,8 auf 20 Prozent an. Es wird erwartet, dass der neue Chef weitere Effizienzverbesserungen anpeilt. Die Aktien sind mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 17 für 2019 im Vergleich mit der Konkurrenz eher günstig bewertet. Dosiert kaufen

Ängste waren übertrieben

Die Aktien von Sulzer gehören mit rund 25 Prozent Kurssteigerung seit Jahresbeginn zu den Gewinnern. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Zwischen Anfang Oktober 2018 und Ende Jahr verloren die Aktien rund 35 Prozent. Grund war einerseits die Konjunkturunsicherheit, die besonders auf den Kursen von Industrieaktien lastete. Bei Sulzer kam als spezifisches Verkaufsargument der damals fallende Ölpreis hinzu. Immerhin 47 Prozent des letztjährigen Auftragsaufkommens von Sulzer stammen aus der Öl- und Gasbranche. Jetzt zeigt sich: Die Ängste waren weit übertrieben, ja unberechtigt. Sulzer meldete am Donnerstag ein organisches Auftragswachstum von 8,4 Prozent für 2018, im laufenden Jahr sollen es 2 bis 5 Prozent sein. Die bereinigte Betriebsmarge hat sich letztes Jahr um einen Prozentpunkt verbessert, 2019 soll es um einen weiteren halben Prozentpunkt nach oben gehen. Es ist also kein Wunder, dass der Aktienkurs die Hälfte des Rückschlags bereits wieder aufgeholt hat. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 16, bezogen auf einen moderaten Gewinnanstieg 2019, dürfte die Erholung anhalten. Kaufen

Die Sache kommt vor Gericht

Der Stromkonzern Alpiq hat 2018 das Industriegeschäft für 800 Millionen Franken an den französischen Konzern Bouygues verkauft. Das kam im Grunde genommen an der Börse gut an. Doch nun streiten sich die beiden Parteien ums Geld. Alpiq will knapp 13 Millionen Franken mehr, Bouygues will 205 Millionen Franken zurück. Nun kommt die Sache vor Gericht. Wie das ausgeht, weiss ich natürlich nicht. Aber die Geschichte ist ein Grund mehr, die Titel zu meiden. Mir passt es ohnehin nicht, dass Jens Alder ein Doppelmandat als VR-Präsident und Konzernchef innehat. Ausserdem ist für die kriselnde Schweizer Wasserkraft ­keine baldige Lösung in Sicht. Meiden

Ein Kommentar zu «Nestlé kann sich noch weiter steigern»

  • Daniel Köhler sagt:

    Das sind keine professionellen Empfehlungen. Bsp. Nestle hatte im Schnitt ein pe von 21 und ein ps von 2.4. Heute beträgt das pe 33.5 und das ps 3.05. Nestle ist viel zu teuer. Auch die beste Aktie ist kein Kauf wert, wenn der Preis viel zu hoch ist.

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