Wer kann, sollte jetzt amortisieren

Amortisieren statt Sparen: Negativ ist beim Geld horten, dass es darauf angesichts der rekordtiefen Zinsen keinen Ertrag gibt und nach Abzug der Teuerung und Gebühren sogar Geld abgeht. Foto: iStock
Ich habe eine Hypothek und 170’000 Franken in der 3. Säule. Die Bank empfahl mir, 80’000 Franken in dem Vorsorgefonds SWC (CH) Vorsorge Fonds 20 VT anzulegen. Auf zwei anderen Banken habe ich 150’000 Franken. 50’000 Franken sind in einem weiteren Fonds angelegt mit aktuell Minus 1,5 Prozent. Beim Beobachten der Börsenkurse ist mir mit diesen Fonds nicht so richtig wohl. Wie hoch schätzen Sie das Risiko ein? M.O.
Ihre Risiken stufe ich beim Swisscanto (CH) Vorsorge Fonds 20 Passiv VT als gering ein. Der Vorsorgefonds investiert breit diversifiziert in Obligationen, Aktien und weitere Anlageklassen, wobei der Aktienanteil lediglich bei geringen 20 Prozent liegt. Auch die Fremdwährungspositionen werden teilweise in Franken abgesichert, sodass sich die Risiken seitens der Fremdwährungen ebenfalls in engen Grenzen halten.
Der Fonds erfüllt die Anlagerichtlinien der Verordnung über die berufliche Alters-, Hinterlassenen- und Invalidenvorsorge (BVV 2) und weist als passiv geführter Fonds etwas geringere Gebühren aus als andere vergleichbare Vorsorgefonds. Grösste Positionen in dem Fonds sind Gold sowie die Schweizer Börsenschwergewichte Roche, Novartis und Nestlé. Fast die Hälfte der Anlagen entfällt auf Europa. 62 Prozent des Kapitals ist in Anleihen parkiert.
Wie die meisten gemischten Fonds notiert der Fonds derzeit trotz der konservativen Strategie leicht im Minus. Das hat damit zu tun, dass es in den letzten Monaten nicht nur bei den Aktien, sondern auch bei den Anleihen zu stärkeren Kursausschlägen nach unten gekommen ist.
Grund zur Sorge ist dies für Sie meines Erachtens aber nicht. Ihren Angaben entnehme ich, dass Sie den Fonds noch weitere sieben Jahre bis zur Pensionierung liegen lassen. Die Chance ist gross, dass sich die Negativperformance bis dann mehr als nur kompensiert hat.
Wie gross die Risiken bei Ihrem zweiten Fonds sind, kann ich nicht beurteilen, da Sie diesen nicht genannt haben. Ich stelle aber fest, dass Sie neben den Fonds über einen hohen Cashbestand verfügen. Nur schon das sichert Sie ab, was dazu führt, dass Ihre Gesamtrisiken gering sind.
Negativ ist beim Cashbestand allerdings, dass Sie darauf angesichts der rekordtiefen Zinsen keinen Ertrag erwirtschaften und nach Abzug der Teuerung und Gebühren sogar Geld verlieren. Hier würde ich mir überlegen, ob Sie nicht doch einen weiteren Betrag investieren möchten oder – was ich in Ihrem Fall noch besser fände – einen Teil Ihrer Hypothek damit amortisieren möchten.
Denn auf dem Cashbestand bekommen Sie praktisch null Zins, bezahlen gleichzeitig aber Hypozinsen. Da würden Sie besser fahren, wenn Sie eine Teilamortisation tätigen und dafür wenigstens weniger Hypozinsen zahlen.
Vor diesem Schritt sollten Sie aber Ihre Finanzsituation und Ihre Bedürfnisse im Detail für die Zeit nach der Pensionierung überprüfen. Denn sobald Sie pensioniert sind, müssen Sie davon ausgehen, dass Ihnen die Bank Ihre Hypothek nicht mehr aufstocken würde.
2 Kommentare zu «Wer kann, sollte jetzt amortisieren»
Amortisation vor der Pensionierung finde ich eine gute Strategie. Nur habe ich schon gehört, dass gewisse Banken nach der Pensionierung Hypotheken nicht austocken wollen oder sogar künden. So ist der Spareffekt zu bezahlen mit u.U. dem späteren Zwang, sein Eigenheim verkaufen zu müssen. Ob das dann sinnvoll bzw. Gewollt ist?
Ist Amortisation vor der Pensionierung auch eine gute Idee, wenn keine Nachkommen vorhanden sind?