Disney setzt zur Aufholjagd an

Disney: Entenhausen kann es dank des Streaminggeschäfts mit Netflix, Amazon und Google aufnehmen. Foto: Eric McCandless/ABC/Getty Images

Disney hat den Trend zur direkten Verbreitung von Filmen, TV-Sendungen und Videos übers Internet unterschätzt. In den letzten Jahren gab es daher meist durchwachsene Nachrichten aus Entenhausen. Ein Grund dafür ist das rückläufige US-Kabelfernsehgeschäft. Jetzt geht der weltgrösste Unterhaltungskonzern in die Offensive. Mit Disney+ startet er 2019 eine neue Plattform, mit der Filme, TV-Shows und eigens dafür kreierte Sendungen auf dem Handy, dem Tablet oder PC konsumiert werden können. Ein ähnliches Angebot hat er 2018 mit dem Streamingservice ESPN+ im Bereich Sport lanciert. Konzernchef Bob Iger setzt auf eine er­probte Strategie: Filme und Freizeitparks. Dazu passt die gut 70 Milliarden Dollar schwere Grossübernahme von 21st Century Fox, mit der sich Disney attraktive Film- und TV-Rechte sichert. Die Akquisition hilft auch im Streaminggeschäft. Disney kann es so mit Netflix, Google und Amazon aufnehmen und braucht auch den Wettbewerb mit Kabel- und Telecomkolossen wie Comcast, AT&T und Verizon nicht zu scheuen. An der Börse stehen zwar Shootingstars wie Netflix und Amazon im Rampenlicht. In diesen Valoren ist jedoch bereits enorm viel Optimismus enthalten. Die Disney-Aktien sind dagegen im Branchenvergleich und gemessen an den neuen Chancen günstig. Eine Gelegenheit zum Einstieg. Kaufen

Undurchsichtiges Vorgehen

Die französische Reederei CMA CGM hat ihr Übernahmeangebot für den Logistiker Ceva vorgelegt. Der Ceva-Verwaltungsrat empfiehlt den Aktionären, die Offerte abzulehnen und ihre Aktien zu behalten. Mittelfristig würden sie damit besser fahren als mit den gebotenen 30 Franken pro Aktie. Ich glaube nicht daran. Wer beim Börsengang von Ceva im Mai eingestiegen ist und jetzt verkauft, macht rund 9 Prozent plus. Jene, die ein glückliches Händchen hatten und zu den Tiefstpreisen im Oktober kauften, liegen heute über 60 Prozent im Plus. Diese Gewinne einzufahren, ist sinnvoller, als abzuwarten. Zumal die Chancen von Ceva, die Übernahme abzuwehren, nicht zum Besten stehen, weil CMA CGM schon sehr viele Aktien besitzt. Zudem machte Ceva in der Affäre keine gute Figur. Ihr Vorgehen war undurchsichtig, der Grund für die Ablehnung der Offerte unklar. Lieber mit Gewinn aussteigen als dabeibleiben und ­Ärger riskieren. Verkaufen

Weit unter Durchschnitt

Der Spinnmaschinenhersteller ­Rieter hat 2018 den Umsatz rund 11 Prozent steigern können. Doch der Bestellungseingang ist im Verlauf des Jahres stark zurückgegangen und signalisiert ein schwieriges Jahr 2019. Das belastet die Aktien schon länger. 2018 hat sich der Kurs in etwa halbiert und fiel auf das untere Ende der seit 2011 geltenden Bandbreite zurück. Seit Jahresanfang haben sich die Titel etwas erholt, doch noch immer liegt die Marktkapitalisierung mit rund 620 Millionen Franken weit unter dem Umsatz und nur noch wenig über dem Eigenkapital, das Ende 2018 inklusive des Gewinns aus dem Landverkauf in Ingolstadt über 500 Millionen Franken betragen dürfte. Das liegt weit unter dem Durchschnitt der Investitionsgüteraktien, deren Kurse etwa mit dem Dreifachen des Eigenkapitals bewertet sind. Das alles signalisiert: Ein Verkauf der Aktien ist nicht opportun. Im Gegenteil, der nächste Aufschwung im Spinnereizyklus kommt bestimmt, Rieter als einer der grössten Hersteller wird daran partizipieren, und die Valoren werden auf lange Sicht wieder steigen. Kaufen

Gewinn nur in der Region Amerika

Es ist viel Kapital und Vertrauen kaputtgegangen, seit der Zuger Traditionskonzern Landis+Gyr im Juli 2017 an die Börse ging. Als Schweizer Industrieperle angepriesen, kämpft der Messtechnikspezialist immer noch mit Problemen in der weitverzweigten Lieferkette; Gewinn wird nur in der Region Amerika geschrieben. Mit 64 Franken notieren die Aktien deutlich unter dem Ausgabepreis von 78 Franken. Doch es könnte sich eine Trendwende abzeichnen. An ihrem ersten Investorentag hat das Landis+Gyr-Management endlich etwas mehr Transparenz geschaffen, die Probleme offen angesprochen, neues Personal vorgestellt und auch die zu hoch gesteckten Wachstumserwartungen zurückgenommen. Klar wurde jedoch auch: Der Verkauf von smarten Stromzählern ist von den strompolitischen Entwicklungen in den einzelnen Ländern abhängig – und da kann es Jahre dauern, bis sich etwas im Sinne von Landis+Gyr entwickelt. Die neusten Entwicklungen sind ermutigend, für mich ist das jedoch zu wenig, um zuzugreifen. Abwarten

Marge von 20 Prozent

Zu den Perlen am Schweizer Aktienmarkt zähle ich Lem. Das kleine Unternehmen produziert hochpräzise elektronische Komponenten für die Industrie, Autozulieferer, die Bahntechnik und den Energiesektor. Kernprodukte sind Strom- und Spannungswandler. Die Dynamik hat sich aber zuletzt von Quartal zu Quartal abgeschwächt. Ausser auf das generell schwierigere wirtschaftliche Umfeld wies Unternehmenschef Frank Rehfeld vergangene Woche vor allem auf die Eintrübung in China hin. Das gilt sowohl für die konjunkturelle Situation als auch speziell für die Lage bei den erneuerbaren Energien in China. Die Subventionen werden langsam zurückgefahren, auch für umweltfreundliche Autos. Das sind zentrale Bereiche für Lem. China steuert gut ein Drittel zum Konzernumsatz bei, die Produktionskapazitäten konzentrieren sich gar zu 61 Prozent in China. Die Profitabilität stimmt mit einer respektablen Betriebsmarge von 20 Prozent weiterhin. Doch die Unsicherheiten rund um China sind mir derzeit zu gross. Abwarten

 

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