Erst der Verkauf macht Buchverluste real

Trotz enttäuschender Performance: Ein Ausstieg aus schlecht laufenden Raiffeisen-Fonds lohnt sich in der Regel nicht. Denn dann erst realisieren Sie Ihre Buchverluste tatsächlich. Foto: Keystone
Ein Berater der Raiffeisenbank hat uns überredet, 100’000 Franken in Raiffeisen Pension Invest Futura Yield zu investieren, obwohl wir betont haben, dass wir kein Risikopapier haben wollen. Per Ende 2018 ist der Wert dieser Anlage auf 96’912 Franken gefallen. Das ärgert uns sehr. Lohnt sich ein Ausstieg? F. F.
Der Raiffeisen-Fonds Pension Invest Futura Yield eignet sich eigentlich durchaus für Anleger, die wie Sie Wert auf Sicherheit legen. Er investiert weltweit ausgewogen in Aktien-, Obligationen- und Geldmarktanlagen. Fast 70 Prozent des Geldes ist in Obligationen parkiert, 26,4 Prozent in Aktien und rund 5 Prozent in liquiden Mitteln.
Bei dem aktiv verwalteten Fonds werden zudem die Anlagerestriktionen für Vorsorgeeinrichtungen gemäss BVV2 eingehalten. Er eignet sich somit auch für die Anlage von Altersgeld.
Dennoch hat dieser Fonds im Zuge der Turbulenzen an den Finanzmärkten Buchverluste eingefahren. Die Erklärung dafür finden Sie in der Tatsache, dass im miserablen Anlagejahr 2018 alle wichtigen Anlageklassen wie Aktien, Obligationen oder Rohstoffe eine negative Entwicklung aufwiesen. Nicht nur bei den Aktien ging es bachab. Selbst die vermeintlich sicheren Obligationen gerieten phasenweise stark unter Druck.
Das ist eine seltene Entwicklung, dass es gleichzeitig bei den Aktien und bei den Anleihen in den Keller geht. Doch genau diese seltene Konstellation hat dazu geführt, dass Sie, wie die meisten anderen Anleger auch auf Buchverlusten sitzen. Bei den Obligationen haben insbesondere die steigenden Zinsen in den USA, aber auch die Unsicherheiten rund um das Schuldenland Italien die Kurse zeitweise stark unter Druck gebracht.
Ich verstehe, dass Sie die Buchverluste verunsichern, denn Sie wollen zwar etwas mehr Rendite als auf dem Sparkonto, aber sicher nicht noch Geld verlieren. Offenbar hat man Sie vor dem Kauf dieser Fonds zu wenig klar über die Risiken informiert. Der Fonds selbst weist an sich geringe Risiken auf. Aber wie jeder Fonds und jede Aktie oder Obligation kommt es bei Ihrem Fonds zu Kursschwankungen. Auch künftig wird es Kursschwankungen geben. Wenn Sie in Wertschriften investieren, müssen Sie damit leben können. Dafür erreichen Sie auf lange Sicht eine bessere Rendite, als wenn Sie das Geld einfach auf dem Konto liegen lassen.
Allerdings ist es eine Illusion, dass Sie auf dem Sparkonto nichts verlieren. Da Sie auf dem Konto praktisch keinen Zins bekommen, machen Sie auf Ihrem so parkierten Sparbatzen unter Berücksichtigung der Teuerung und der Gebühren ebenfalls Verlust.
Ein Ausstieg aus dem Fonds lohnt sich meines Erachtens nicht. Denn dann realisieren Sie Ihre Buchverluste. Bis jetzt haben Sie nur auf dem Papier einen Verlust gemacht – aber nicht real. Eine Erholung ist weiter möglich. Indem Sie verkaufen, werden aus den Buchverlusten indes reale Verluste.
Aus meiner Sicht haben Sie eine gute Wahrscheinlichkeit, dass Sie Ihre Verluste wieder aufholen können. Bereits in den letzten Tagen und Wochen ist es insbesondere bei den Aktien zu einer starken Erholung gekommen. Das hat sich auch positiv auf Ihren Fonds ausgewirkt. Ich würde den Fonds behalten, zumal Sie, wie Sie mir schreiben, noch weitere rund 100’000 Franken auf einen Konto als liquide Mittel haben, die keine Rendite abwerfen.
Fonds sollten Sie immer langfristig halten. Sie brauchen dafür einen Anlagehorizont von mindestens fünf Jahren. Auf solch lange Frist spielen Kursschwankungen dann eine deutlich geringere Erholung.
13 Kommentare zu «Erst der Verkauf macht Buchverluste real»
Herr Spieler fährt da eine Slalomlinie. Buchverluste? Wenn Sie in Wertschriften investieren gibt es keinen Unterschied zu realen Verlusten: Ihr Vermögen ist geschrumpft. Nur an einer Position festzuhalten, weil man sonst Verluste „realisiert“, ist der falsche Weg. Oder setzen Sie im Kasino auch weiter auf Schwarz, nur weil Sie damit schon viel Geld verloren haben. Die richtige Frage lautet: denken Sie, dass Ihr Geld heute mit dem Fond gut investiert ist? Hier mögliche Gründe dagegen: zu hohe Gebühr, schlechte Portfoliomanager, die für Sie vielleicht suboptimale Anlagepolitik oder bessere Verwendungsmöglichkeiten für Ihr Geld (Hyporeduktion?). Wenn Sie das Gefühl haben, Sie seien von Ihrem Berater überredet worden, sollten Sie auf Ihren Magen hören!
Das ist die richtige Antwort, ich kann halt nur sarkastisch.
Da Geld ist ja auch nicht weg, es hat es nur jemand anderes 🙂
„Bis jetzt haben Sie nur auf dem Papier einen Verlust gemacht – aber nicht real. “
Ja, real ist das Papier noch da, es hat einfach weniger Wert.
Darum kaufe ich Aktien und lasse die mir physisch ausliefern: Selbst wenn die Firma pleite ist, habe ich immer noch das Papier voll real zu 100 Prozent, nur einen Buchverlust.
Die deutschen Dieselkäufer haben nur einen Buchverlust, solange sie ihren Cayenne in der Garage lassen, weil sie nicht mehr damit fahren dürfen, nur wenn sie verkaufen haben die einen echten Verlust.
Vielleicht gibt es in 10 Jahren ja keine Fahrverbote mehr für Diesel.
Wenn ich eine Anlage habe, deren Wert auf Null sinkt, verkaufe ich ja nie, also habe ich nur einen Buchverlust? Oder wann wurde dann aus dem Buchverlust ein realer Verlust?
Will man von Kursverlusten resp. Schwankungen, Gebühren, Teuerung, Negativzinsen, Bankkonkursen usw. gänzlich verschont bleiben gibt’s nur eins: Alle Schulden zurückzahlen, aus dem Schuldgeldsystem aussteigen und sich eine Streuwiese kaufen, also praktisch Aussteiger und Selbstversorger werden.
Das ist aber auch nichts, weil dann regnet es nicht oder es kommen Heuschrecken oder man wird enteignet, entweder von einem bösen Staat oder sonst einem bösen Stärkeren, oder man wird krank und kann nicht ernten.
Nee, wer Sicherheit will, überschuldet sich bis über beide Ohren: Nur mit ganz ganz vielen Schulden kann man ruhig schlafen, die sind gewiss noch da, wenn man aufwacht.
When you ain’t got nothing, you got nothing to lose, you’re invisible now, got no secrets to conceal
to be without a home, with no direction home, like a complete unknown, just like a rolling stone.
AT: Stimmt, das ist nicht das Dümmste da ja die Regierungen so blöd waren den Schuldverhaft abzuschaffen. Unser Kunde hier will aber möglichst ungeschmälert seine Gläubigerposition in die nächste Generation hinüberretten, was ja dann ziemlich unergiebig wäre. Das sind aber wirklich deprimierende Aussichten die Sie da verbreiten Herr Toan.
In Zeiten von Negativzinsen macht ein solcher Fonds keinen Sinn – man bezahlt auf dem Bond/Liquiditätsanteil von 74% implizit rund 0.75% Negativzinsen plus 1.1% Management Fee; auf dem Aktienanteil von 26% bezahlt man ebenfalls 1.1% Management Fee. Die Empfehlung lautet hier: sofort verkaufen und für 26% einen günstigen ETF auf den MSCI World Index (bsp HSBC MSCI World UCITS ETF USD zu 0.15% pa Management Fee) kaufen und die anderen 74% auf dem Konto liegen lassen, solange die CHF Zinsen tiefer sind als die Management Fees.
Genau, Danke für die Präzisierung. Das wollte ich auch gerade schreiben. Mit passiven ETFs mit tiefen Gesamtkosten und einem günstigen Broker fahren Sie in der Tat viel besser, als irgendwelche Yield Growth Future Pension Fonds mit hohen Fees und schlechter Allokation. Natürlich muss der Anlagehorizont grösser als 1 Jahr sein. Das ist nichts für get rich quick Ansätze.
Wenn es noch kombiniert mit der Säule 3a sein soll, gibt es VIAC als mögliche Lösung. Sehr tiefe Gesamtkosten und man kann den Vorsorgebeitrag steuerlich in Abzug bringen. Zudem hat man gewissen Einfluss auf die Asset-Allokation.