2018 war ein Aktienjahr zum Vergessen

Schweizer Börse: Der Leitbarometer SMI hat seit Jahresbeginn gut 10 Prozent an Wert verloren. Foto: Ennio Leanza/Keystone
Das schwierigste Kalenderjahr für die Börsen seit der Finanzkrise ist am Freitag zu Ende gegangen. Der Schweizer Leitbarometer, der Swiss Market Index (SMI), der die 20 grössten und liquidesten hiesigen Aktien abbildet, hat seit Jahresbeginn gut 10 Prozent an Wert verloren. Im Januar noch hatte der SMI die alte Bestmarke von 2007 übertroffen und mit 9600 Punkten ein Rekordhoch erreicht. Zu diesem Zeitpunkt deutete kaum etwas auf ein schwieriges Jahr hin. Seither zeigt der Trend jedoch abwärts, trotz einer vorübergehenden Erholung im Sommer. Steigende Zinsen, sich abschwächende Konjunkturindikatoren und vor allem der Handelsdisput zwischen den USA und China verunsichern die Investoren. Die Brexit-Verhandlungen sowie der Budgetstreit zwischen Italien und der EU wirkten sich ebenfalls negativ auf die Stimmung aus.
Lediglich der Versicherer Swiss Life – an dieser Stelle übrigens mehrmals von mir als ein Kauf ans Herz gelegt –, der Aroma- und Riechstoffhersteller Givaudan und der Pharmakonzern Novartis können 2018 einen Kurszuwachs verbuchen. Die übrigen 17 Unternehmen notieren im Minus. Berücksichtigt man die Dividenden, hellt sich das Bild indes etwas auf, dann liegen zusätzlich auch Zurich Insurance, Swiss Re und ganz knapp auch Roche GS im Plus. Aktien von besonders konjunkturabhängigen Unternehmen gehörten zu den grössten Verlierern, wie die Bankentitel Credit Suisse und UBS sowie Adecco. Von den letztgenannten Aktien würde ich auch auf dem tiefen Kursniveau die Finger lassen. Andere Titel gefallen mir besser, etwa Bucher, Zehnder Group, Georg Fischer oder Novartis. Einen stabilisierenden Effekt im Depot dürfte Bell Food haben.
Im Moment sieht es danach aus, dass auch das kommende Börsenjahr ungemütlich wird. So gross wie in der abgelaufenen Woche waren die Kursschwankungen an der Wallstreet noch nie. Und es geht wohl in diesem Stil weiter. Wer trotzdem investiert bleibt, und dazu rate ich, sollte sich eine Absicherung überlegen. Eine von vielen Möglichkeiten ist der Kauf eines Put Warrant. Der Schmerz von Verlusten könnte so etwas gelindert werden. Steigen die Kurse, wird die Freude darüber grösser sein als der Ärger über den Verlust des Puts. Der Valor mit dem Symbol WSMJKV zum Beispiel gewinnt umso mehr an Wert, je tiefer der Swiss Market Index (SMI) bis zum Verfallstag am 21. Juni 2019 unter 8000 fällt, dem Ausübungspreis der Option. Die Kurse müssten bis dann aber noch ziemlich Federn lassen, damit beim aktuellen Warrant-Preis von 0.80 Franken (und einem Bezugsverhältnis von 500:1) am Ende ein Gewinn resultiert. Erst wenn der SMI unter 7600 fällt, ist das der Fall, und der Versicherungsschutz wirkt. Deutlich geringer ist die Prämie bei WSMGRV. Dieser Put auf den SMI weist auch einen Ausübungspreis (Strike) von 8000 Punkten auf, läuft allerdings nur bis am 15. März. Bei einem Preis von 0.45 Franken muss der SMI bis dann weniger als 7775 Punkte aufweisen, damit der Investor einen Gewinn erzielt. Fällt der Index auf 7550 Punkte, hat sich der Einsatz verdoppelt, bei 7325 Punkten verdreifacht. Das wäre zwar ein Sturz von mehr als 1000 Indexpunkten oder mehr als 12 Prozent, aber im jetzigen Umfeld scheint nichts unmöglich zu sein. Dosiert kaufen
Zu den deutlich gefallenen Aktien gehören jene der Industriegruppe OC Oerlikon. Gemessen am Jahreshoch, beträgt der Rückschlag 40 Prozent. Der Grund dafür sind die sich verschlechternden Konjunkturperspektiven. Doch haben im Fall von Oerlikon die Konjunkturrisiken eigentlich abgenommen. Denn im Sommer gelang es Oerlikon, die mässig rentierende Geschäftssparte Drive Systems zu verkaufen. Die Transaktion soll um die Jahreswende vollzogen werden, dann fliesst das Geld. Zusammen mit dem Verkaufserlös summiert sich die Nettoliquidität nach dem Verkauf auf rund eine Milliarde Franken, was etwa 27 Prozent des Börsenwerts der Gruppe ausmacht. Der Wegfall von Drive Systems bedeutet auch, dass die Konjunkturrisiken von Oerlikon geringer werden. Drive Systems stellt Getriebe her für Rennautos, die Agrartechnik bis hin zu schweren Baumaschinen. Einen möglichen Abschwung dieses Geschäfts muss Oerlikon nicht mehr tragen. Stattdessen hat Oerlikon viel trockenes Pulver auf der Seite, um Akquisitionen zu tätigen. Im Zuge der sich abzeichnenden Konjunkturabkühlung könnten solche Zukäufe zudem günstiger werden. Kaufen
Auch Stars können abstürzen. So die Aktien des Genfer Bankensoftware-Herstellers Temenos. Die Titel des Börsenlieblings kosteten Ende August schwindelerregende 180 Franken. Jetzt sind sie dank Börsenturbulenzen um die 110 Franken zu haben – oder 63 Prozent günstiger. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 35 auf Basis der Gewinnschätzungen für das laufende Jahr sind sie damit immer noch nicht günstig. Gut möglich, dass der Boden noch nicht erreicht ist und der Aktienkurs weiter Achterbahn fährt. Doch die langfristigen Wachstumstreiber für Temenos sind intakt: Banken wollen weiter digitalisieren und investieren Millionen in ihre IT-Infrastrukturen, und das weltweit. Jüngst meldeten die Genfer, dass sich der US-Online-Bezahldienst Paypal für ein Temenos-Produkt entschieden habe. Das hat Signalwirkung, einerseits weil Paypal in der digitalen Wirtschaft eine grosse Nummer ist, andererseits weil die USA für Temenos der wohl wichtigste Wachstumsmarkt sind. Wer weiss, wann die Aktien wieder zu dem Preis zu haben sind. Kaufen
4 Kommentare zu «2018 war ein Aktienjahr zum Vergessen»
Genau… wenn die Vola so hoch ist wie noch nie, ist es ganz bestimmt die richtige Zeit, Puts zu kaufen… Es sei denn, man hat eine ungefähre Idee, wie Optionsbewertung funktioniert.
Sehe ich auch so, wie Stefan.
Vor allem lohnen sich Puts auf den amerikanischen S&P500-Index wesentlich mehr, weil da noch viel mehr Rückschlagspotential besteht.
Interessant, dass Sie im Blog am 3. Nov. 18 zum Kauf von Credit Suisse Aktien rieten, jedoch im gleichen Blog jetzt raten die Finger von der Aktie zu lassen obwohl diese seit dem 3. 11. massiv an Wert verloren hat.
Ja was denn nun?
Interessant auch,dass gerade der Blog vom 3.11. nicht online ist,der vom10.11. und alle Okt. Blogs hingegen schon.
Was soll die Empfehlung von gestern hin und her macht Taschen leer – nur so verdienen die Banken.