Selbst teure Ticker helfen Richemont derzeit nur wenig

IWC-Uhrmacher: Die Titel des Mutterkonzerns Richemont werden momentan unter Wert verkauft. Foto: Arnd Wiegmann/Reuters
Im November hat die Schweiz mehr Uhren exportiert als im Vorjahr. Es war der zweite Anstieg in Folge. Das verstärkt den Anschein, die September-Delle sei überwunden. Erstmals seit Oktober 2015 übertraf ein monatlicher Ausfuhrwert wieder 2 Milliarden Franken. Erfreulich waren die grossen Lieferungen nach China, Hongkong und in die USA, was dort auf ein starkes Weihnachtsgeschäft hoffen lässt. Am gefragtesten waren teure Uhren. Diese Entwicklung müsste Richemont zugutekommen, da die Genfer vor allem im Luxusbereich aktiv sind. Die Aktien gaben am Donnerstag dennoch weiter nach. Sie sind fast auf dem Niveau vom Herbst 2016, von dem aus sie zum Höhenflug gestartet waren. Die Rentabilität hat sich klar verbessert, was sich im Kurs wegen der mit China in Verbindung gebrachten Wachstumssorgen nicht mehr spiegelt. Eine Rückstufung durch die Analysten von Morgan Stanley half ebenfalls nicht. Kurzfristig sind weitere Rumpler möglich. Anlegern mit langem Zeithorizont bietet sich aber eine Einstiegsgelegenheit, denn insgesamt werden die Richemont-Titel unter Wert verkauft. Kaufen
Ertrag sinkt um 150 Millionen Franken
Der neue GAM-Chef David Jacob hat die Karten auf den Tisch gelegt: Der gebeutelte Asset Manager schreibt fast 1 Milliarde Franken Goodwill ab. Das ist offensichtlich der Betrag, um den der künftige Geldfluss geringer ausfallen wird als bislang prognostiziert. Im Nachgang zur aufsehenerregenden Freistellung eines wichtigen Fondsmanagers hat GAM seit dem Sommer mehr als ein Viertel der im Kerngeschäft verwalteten Kundenvermögen verloren. Die künftige Ertragsbasis schrumpft damit um rund 150 Millionen Franken – jährlich wiederkehrend. Zwar hat der erst seit November amtierende Jacob ein Sparprogramm von über 40 Millionen Franken eingeleitet. Es reicht jedoch nicht, um den Einnahmenschwund zu parieren. Trotz der Entlassung jedes zehnten Mitarbeiters und des Antrags an die Aktionäre, auf eine Dividende zu verzichten, wird GAM Jahre brauchen, um sich auf das angestammte Gewinnniveau zurückzuarbeiten. Obwohl die GAM-Aktien seit Jahresbeginn fast vier Fünftel ihres Werts eingebüsst haben, sind sie angesichts dieser Aussichten keineswegs günstig: Das Verhältnis zum geschätzten Gewinn für 2019 beträgt rund 14 und entspricht damit einem Bewertungsniveau, zu dem auch andere Asset Manager handeln. Letztere werden jedoch nicht von hausgemachten Schwierigkeiten geplagt – und bei GAM ist noch nicht einmal in Sicht, wie diese nachhaltig überwunden werden können. Meiden
Autos und Busse beeinträchtigen das Ergebnis
Zur Wochenmitte hat Gurit die Anleger aufgeschreckt. Das Unternehmen verschickte eine Gewinnwarnung, die es in sich hatte. Die Betriebsgewinnmarge wird dieses Jahr nicht 8 bis 10 Prozent, sondern nur 6,5 bis 7,5 Prozent betragen. Das kostet unter dem Strich einige Millionen an Gewinn. Keine Schuld an der schlechten Nachricht hat der Windenergiebereich, das Kerngeschäft von Gurit. Es läuft offenbar rund. Eingebrochen ist hingegen die Nachfrage nach Komponenten für Autos und Busse. Dieser Mini-Geschäftsbereich trägt gerade mal 5 Prozent zum Umsatz bei und zieht dennoch das gesamte Ergebnis nach unten. Gurit reagiert und will das Geschäft verkaufen. Das ist zu begrüssen. Gleichzeitig wird Gurit damit noch abhängiger vom unberechenbaren Windenergiegeschäft. Obwohl die Titel eher tief bewertet sind, würde ich derzeit nicht kaufen. Abwarten
Rekordhoher Vorsteuergewinn
Leonteq ist wieder da. Das Rekordhalbjahresergebnis im Juli liess es bereits erwarten, die positive Gewinnwarnung am Donnerstag hat die letzten Zweifel zerstreut. Der Derivatspezialist hat den Turnaround erfolgreich hinter sich gelassen und machte 2018 wieder «business as usual». Der Vorsteuergewinn wird 2018 um rekordhohe 90 Millionen Franken zu liegen kommen. Der neue Unternehmensleiter Lukas Ruflin hat sich von wolkigen Versprechungen seines Vorgängers verabschiedet, gibt neu realistische Ziele aus und wird sie wohl auch einhalten können. 2020 soll ein Ertrag von 300 Millionen Franken stehen, das Kosten-Ertrag-Verhältnis soll unter 70 Prozent liegen. Was es auf absehbare Zukunft allerdings nicht geben wird, ist eine Dividende. Das Kapital soll erst mal im Unternehmen bleiben. Manche Analysten rechnen erst 2022 wieder mit einer Ausschüttung. Dessen müssen sich Anleger bewusst sein. Die Aktien haben in einem negativen Gesamtmarkt 2018 rund ein Drittel an Wert eingebüsst und sind sehr günstig bewertet. Dagegen läuft das Geschäft, und die Wachstumsaussichten sind intakt. Kaufen
Langsam den Einstieg erwägen
Eine spannende Ausgangslage für 2019 bietet sich bei Aryzta. Der Backwarenhersteller war wegen des Missmanagements in eine tiefe Krise geraten und musste im November eine Kapitalerhöhung zur Bilanzsanierung durchführen. Bietet sich jetzt die Chance zum Einstieg? In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Investoren, die glaubten, der Turnaround stehe bevor – sie haben seither viel Geld verloren. Seit Vollzug der Kapitalerhöhung ist der Kurs weiter gefallen; er ist schon unter die 1-Franken-Marke gerutscht. Selbst mit den neuen Mitteln, die mehrheitlich zur Schuldenrückzahlung verwendet werden, bleibt die Verschuldung des Backwarenherstellers hoch. Wenn die neue Führung aber ihren Sanierungsjob wie versprochen sauber erledigt und ihre Ziele erreicht, muss der Kurs über kurz oder lang stark steigen. Hinter die Fähigkeiten der Führung setze ich aber noch ein Fragezeichen – sie hat anfänglich die Herausforderungen des Jobs fahrlässig unterschätzt. Risikofähige können langsam einen Einstieg erwägen. Dosiert kaufen
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