Best of: Finger weg von Diamanten als Geldanlage

Unsere Bloggerinnen und Blogger geniessen derzeit die Feiertage. Wir publizieren deshalb heute diesen Beitrag vom 12. Februar 2018, der besonders viel zu reden gab.

«Diamonds Are a Girl’s Best Friend»: Als Geldanlage sind Diamanten für Private allerdings schlecht geeignet. Foto: Reuters

Ich habe einen Grossneffen, der mir unbedingt Diamanten anbieten wollte. Ich hab ihn vermutlich etwas brutal ausgelacht und ihm gesagt, er solle die Finger davon lassen. Bin ich mit meinem Sicherheitsfimmel generationenabhängig überholt? Was sagen Sie dazu? F.G.

Diamanten beinhalten durchaus Wertsteigerungspotenzial. Die Nachfrage nach erstklassigen Diamanten ist weltweit stark – insbesondere in vielen Ländern Asiens. Dank des höheren Wirtschaftswachstums ist dort eine breitere Schicht an Menschen zu mehr Vermögen gelangt.

Das Angebot an Spitzendiamanten ist aber beschränkt, was die Preise stützt. Das würde zwar durchaus für ein Engagement in Diamanten sprechen. Dennoch rate ich Ihnen als Privatanlegerin davon ab. Erstens müssen Sie bei den Diamanten-Notierungen jederzeit mit starken Kursschwankungen rechnen. Zweitens ist für eine Anlage in Topdiamanten viel Kapital nötig und drittens stufe ich die Risiken einer solchen Anlage als sehr hoch ein.

Regelmässig höre ich von längst nicht immer seriösen Diamantenhändlern, welche Privatleuten angebliche Spitzendiamanten zum Schnäppchenpreis offerieren und die wildesten Geschichten erzählen, warum sich zufälligerweise gerade diese einmalige Kaufgelegenheit bietet. Leider sind längst nicht alle Diamanten echt. Und auch nicht alle Ware ist von erstklassiger Qualität. Als Privatanleger und in Sachen Edelsteinen ein Laie ist man kaum in der Lage, die Werthaltigkeit von Diamanten richtig einzustufen.

Hilfe bekommt man von Gemmologen und den von ihnen erstellten Diamant-Zertifikaten, welche bescheinigen, dass ein Diamant echt ist, und Auskunft geben über dessen Eigenschaften sowie dessen Herkunft. Herausgeber von solchen nummerierten Zertifikaten sind zum Beispiel das Gemological Institute of America (GIA), Hoge Raad voor Diamant (HRD) und das International Gemological Institute (IGI).

Allerdings können auch Fälscher Fantasiezertifikate basteln, welche Seriosität vorgaukeln. Darum ist es wichtig, dass man nur Edelsteine mit Zertifikaten von international bekannten und renommierten Instituten erwirbt und sich vor einem möglichen Kauf von unabhängigen Gemmologen beraten lässt. Ansonsten geht man das Risiko ein, übers Ohr gehauen zu werden. Diamanten ohne Zertifikate sollte man ohnehin nicht kaufen, selbst wenn ein Käufer eine noch so gute Story auftischt.

Doch selbst wenn der Diamant bewiesenermassen echt und von guter Qualität ist, stellt sich für Sie die Frage, wo und wie Sie diesen aufbewahren. Aus Sicherheitsgründen kommt in der Regel nur ein Bankfach infrage, das Sie allerdings wieder Gebühren kostet.

Angesichts des für Spitzendiamanten nötigen hohen Kapitalbedarfs, der schwer erreichbaren Diversifikationsmöglichkeiten und der erhöhten Risiken wäre es ohnehin sinnvoller, in Edelsteine wie Diamanten nicht direkt, sondern über Fonds zu investieren. Allerdings gibt es international nur wenige entsprechende Fonds, welche in der Regel punkto Gebühren auch noch teuer sind.

Sicher kennen Sie den berühmten Song von Marilyn Monroe «Diamonds Are a Girl’s Best Friend». In Anlehnung daran, würde ich Diamanten unabhängig von der Hoffnung auf eine mögliche Wertsteigerung nur als schönen Schmuck erwerben.  Das stellt durchaus auch einen Wert dar. Von Diamanten als Geldanlage würde ich aufgrund der hohen Komplexität und des Risikogrades persönlich aber die Finger lassen.

5 Kommentare zu «Best of: Finger weg von Diamanten als Geldanlage»

  • Sebastian Korealis sagt:

    Ich könnte nicht mal einen Glasscherben von einem Diamanten uterscheiden. Nach all den „Räubergeschichten“, welche ich im Diamantenland Kongo (RDC) während mehrjärigem, beruflichem Aufenthalt gehört habe, verstärkt sich: Finger weg! Selbst Kongolesen suchten in Angole ihr Glück mit Diamanten. Nur wenige sind nicht verschollen.
    Da wollte mir doch ein Einheimischer an einem schönen Ostersonntag auf einer Kaffeeterasse in Goma Anteile einer Goldmine andrehen. Nicht nur dass ich kein entsprechendes Kapital besitze, war mir die Masche bestens bekannt. In Kisangani erzählte uns ein Baarkeeper von den Legionen weisser Abendteurer, welche mit gefüllten Taschen ankamen, um in Goldschürfen zu investieren. Sie kehrten alle mit leeren Taschen geschröpft wieder zurück, wenn überhaupt.

    • Thomas Salvis sagt:

      Es gibt simple Diamantprüfgeräte welche sicher und zuverlässig Diamanten und Edelsteine sowie Mossanite und syntetische Edelsteine prüfen und erkennen. Die Prüfgeräte passen im übrigen in jede Hosentasche.

      • Sebastian Korealis sagt:

        Dazu passt die Geschichte eines Käufers im Kongo: Er liess die Diamenten in Genf von 2 „Diamantenberatern“ prüfen. Sie wurden als echt bescheinigt. Später aber hat eine internationale Prüfstelle diese als Fälschungen ausgewiesen. Ob die wohl die Prüfgeräte in der Hosentasche hatten?

  • Dominik Siedler sagt:

    Kleine Anmerkung, ein Gemmologe beschäftigt sich vorwiegend mit Farbedelsteinen, der „korrekte“ Ansprechpartner für Diamanten ist ein Diamantgutachter.

  • Marcel Senn sagt:

    1987 habe ich mal bei De Beers in London gearbeitet und hatte dass grosse Diamantenpreisbuch in der Hand. Dort wo mittels den Safes das Angebot jeweils der Nachfrage angepasst wurde, damit der Preis hoch blieb. Dies war eines der bestgehüteten Geheimnisse im Konzern.
    Damals hatte De Beers als Monopolist noch über 80% des Rohdiamantenhandels unter Kontrolle.
    Mittlerweile gibt es andere Produzenten und die De Beers Group hat noch etwa 40% der Rohdiamantenförderung.
    .
    Als Geldanlage würde ich Diamanten nicht wirklich empfehlen, da ist trotz allem viel zu viel warme Luft im Preis drin. Man zahlt für eine Illusion. Gut De Beers hat diese Illusion schon seit 80 Jahren in der Werbung mit der Illusion einer wahren und ewigen Liebe verknüpft, so funktionierts eben mit Diamonds are for ever etc.

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