Anteile an Raiffeisen bergen ein Risiko

Faktisch Risikokapital. Wenn die Raiffeisen-Bank zusammenbrechen würde, müssten Sie damit rechnen, dass Sie Ihr in Anteilscheine investiertes Geld im schlimmsten Fall verlieren. Foto: Samuel Schalch
Mein Mann und ich haben Genossenschaftsscheine bei der Raiffeisen im Wert von je 10’000 Franken. Sind diese auch abgesichert, falls die Bank in Schwierigkeiten gerät? K. R.
Nein. Obschon ich Raiffeisen in keiner Weise als gefährdet einstufe, müssen Sie sich als Inhaber von Anteilscheinen Ihrer Raiffeisen-Genossenschaft bewusst sein, dass das in diese Papiere investierte Geld nicht durch die gesetzliche Einlagensicherung gesichert ist.
Während Einlagen auf dem Konto bei den Raiffeisen-Instituten so wie bei jeder in der Schweiz tätigen Bank bis maximal 100’000 Franken je Kunde garantiert sind, haben Sie als Besitzer von Anteilscheinen absolut keine Garantien. Die Bankengruppe sagt es in ihrer Werbung richtig: «Als Raiffeisen-Mitglied sind Sie nicht nur Kunde, sondern Mitbesitzer Ihrer Bank.»
Das klingt schön, hat aber nicht nur Vorteile, sondern beinhaltet auch Risiken. Sie stellen Ihrer Raiffeisen-Genossenschaft Eigenkapital zur Verfügung, indem Sie Anteilscheine kaufen und halten. Faktisch ist dies Risikokapital. Denn wenn die Bank zusammenbrechen würde, müssten Sie damit rechnen, dass Sie Ihr Geld im schlimmsten Fall verlieren.
Mit dem Verkauf von Anteilscheinen können sich die Raiffeisen-Genossenschaften bei ihren Mitgliedern günstig Eigenkapital beschaffen. Wie andere Banken auch müssen die Raiffeisen-Institute ihre Eigenkapitalquoten erhöhen. Doch Eigenkapital ist teuer. Darum zahlt Raiffeisen ihren Genossenschaften auf dem in den Anteilscheinen parkierten Geld überdurchschnittlich hohe Zinsen.
Doch diesen höheren Zins gibt es nicht gratis. Er ist eine Abgeltung für ein höheres Risiko. Wenn Sie in den Informationsbroschüren der Bank über die Ausgabe von Anteilscheinen etwas genauer lesen, stossen Sie auf einen wichtigen Absatz. Hier steht: «Der Verwaltungsrat kann eine Rückzahlung der Anteilscheine ohne Angabe von Gründen verweigern, insbesondere dann, falls die Eigenmittel der Raiffeisen-Gruppe den gesetzlichen Eigenmittelanforderungen nicht genügen.»
Das bedeutet, dass zwar grundsätzlich die Möglichkeit zur Rückzahlung besteht, Sie aber keine Garantie haben, dass Sie Ihr Geld in jedem Fall zurückerhalten, wenn Sie dies wollen.
Weiter heisst es: «Die zur Raiffeisen-Gruppe gehörenden Raiffeisen-Banken und Raiffeisen Schweiz bilden einen Haftungsverbund und sind Risiken ausgesetzt, die sich aus ihrer Geschäftstätigkeit ergeben.» Die Rückzahlung kann somit auch verweigert werden, wenn auch die Raiffeisen-Zentrale zu wenig Eigenkapital hat.
Ferner weist die Bank darauf hin: «Die Anteilscheine sind nicht durch die Einlagensicherung der Schweizer Banken gedeckt.» Das ist faktisch eine Warnung. Entsprechend rät die Bank ihren eigenen Kunden: «Entscheiden Sie sich nur dann für den Kauf von mehreren Anteilscheinen, wenn Sie sich der damit verbundenen Risiken bewusst sind.»
Im Klartext: Anteilscheine einer Raiffeisen-Genossenschaft sind ebenso riskant wie eine Aktie. Wenn Sie etwa Aktien der Grossbanken Credit Suisse oder UBS kaufen, ist dies ebenfalls Risikokapital, das Sie im schlimmsten Fall verlieren können.
Während sich die meisten Aktionäre bewusst sind, dass sie dieses erhöhte Risiko beim Aktienkauf eingehen, sind sich wohl kaum alle Raiffeisen-Genossenschafter bewusst, dass Sie mit ihren Anteilscheinen ebenfalls ein erhöhtes Risiko tragen.
6 Kommentare zu «Anteile an Raiffeisen bergen ein Risiko»
Wer so viel Kapital in RB-Genossenschaftsanteile stecken kann, hat vermutlich die aufgereihten variablen Ratschläge gar nicht nötig. Mich beschleicht ein Gefühl, als würde da einer Themen suchen.
Sehe ich genau so. Dies insbesondere, da das Thema Anteilscheine der Raiffeisenbank in diesem Blog vor nicht allzu langer Zeit bereits schon einmal abgehandelt wurde.
Noch viel grösser ist allerdings das Risiko, wenn man bei Raiffeisen in Basel ein Tresorfach hat.
Werner Wenger: „..Wer so viel Kapital in RB-Genossenschaftsanteile stecken kann, hat vermutlich..“
Also wenn schlappe 10T CHF soo viel Kapital sind steht’s ja schon sehr bedenklich.. Diese 10T sind doch eine kleine Nebeninvestition dieser Familie, mehr nicht!
Eben, diese kennen sich im Finanzbereich mit den Haftungen so gut aus, dass sie diese Beratungen nicht nachfragen.
Bin auch im Besitz der grösstmöglichen Zahl von Anteilscheinen meiner Regionalen RB. Aber hallo hoppla, Raiffeisen ist nicht immer gleich Raiffeisen. Wir reden hier von der Schweiz. Ich hatte vor ca. 5 Jahren Obligtionen von der Raiffeisenbank Oesterrreich und habe mir damit die Finger verbrannt. Für RB mit Sitz in St. Gallen würde ich auch nicht mehr für alles garantieren. Eine Affaire nach der Andern stimmt doch schon nachdenklich, oder?