Nur Verluste: Höchste Zeit, die Bank zu wechseln

Der Konkurrenzvergleich sagt alles: Das negative Resultat über einen langen Zeitraum zeigt, dass die Strategie des gewählten Finanzinstituts nicht erfolgreich ist. Zeit, die Bank zu wechseln. Foto: iStock

Anfang 2010 habe ich mich mit der Aussicht auf bessere Renditen dazu bewegen lassen, über 1 Million Franken bei einem bekannten Finanzdienstleister, der in der Werbung seine Unabhängigkeit in den Vordergrund stellt, anzulegen. Nun sind mehr als acht Jahre verstrichen, ohne dass in dieser ganzen Zeit jemals der investierte Betrag erreicht worden wäre. Im Gegenteil: Das Minus gegenüber dem Anfangsbestand bewegte sich regelmässig bei minus vier bis sieben Prozent netto. Aktuell liege ich seit Beginn bei minus 6,8 Prozent. Was würden Sie tun? K. H.

Meine Empfehlung ist kurz: Kündigen Sie die Bankbeziehung, und ziehen Sie vom Finanzdienstleister Ihr Geld ab. Meine Begründung ist dafür ausführlich: Jeder Vermögensverwalter hat mal ein gutes und mal ein schlechtes Jahr – mal liegt man mit seiner Strategie ideal, ein anderes Mal trifft man falsche Annahmen und macht deshalb nicht optimale Gewichtungen. Darum bringt ein Performancevergleich nur auf ein Jahr oder zwei Jahre wenig.

Sie hingegen sitzen gemäss Ihren Unterlagen seit über acht Jahren auf Buchverlusten. Im Klartext: Seit Sie Ihr Geld investiert hatten, geht es nur bachab. Gleichzeitig erlebten wir nach dem Ende der Finanzkrise an den Aktienmärkten eine lang andauernde Hausse, die erst in diesem Jahr richtig ins Stocken geriet.

Nun entnehme ich Ihren Unterlagen, dass Ihr Kapital auf der Basis einer konservativen Strategie mit geringem Aktienanteil investiert ist. Damit haben Sie nur wenig bis kaum von der Hausse an den Aktienmärkten profitiert. Dennoch ist die Leistung Ihrer Bank über einen langen Horizont von immerhin über acht Jahren indiskutabel unbefriedigend. Da ich die Details, wie die konservative Strategie konkret umgesetzt wurde, nicht kenne, kann ich nicht sagen, wo genau Fehler gemacht wurden.

Das negative Resultat über einen solch langen Zeitraum zeigt aber, dass die Strategie nicht erfolgreich ist. Wenn die Performance nur im laufenden Jahr negativ wäre, würde ich Ihnen zu Geduld raten. Denn nicht nur Ihre Bank, auch sehr viele andere Vermögensverwalter weisen im bisherigen Jahresverlauf auf ihren Depots negative Entwicklungen auf – selbst bei konservativen Depots, da es nicht nur bei den Aktien, sondern auch bei vermeintlich sicheren Obligationen zu stärkeren Kursschwankungen gekommen ist.

Im Mehrjahresvergleich schneiden die meisten Institute aber deutlich besser ab. Um dies zu unterstreichen, gebe ich Ihnen zwei konkrete Vergleichswerte. Erstens habe ich mich bei der Zürcher Kantonalbank erkundigt, welche Performance im Zeitraum von 2010 bis heute auf einem konservativen Depot im Rahmen der Vermögensverwaltung VV Classic Select erzielt wurde.

Wie Christoph Schenk, Chief Investment Officer der ZKB, auf meine Anfrage hin erklärte, wurde mit einem konservativen Profil in dieser Zeitspanne eine positive Rendite von 17,4 Prozent erreicht. Im Zeitraum von 2009 bis 2018 wären es mit dem gleichen Profil gar 31,2 Prozent gewesen.

Fairerweise muss man betonen, dass es sich dabei anders als bei Ihrer Bank um Bruttorenditen handelt. Doch selbst wenn man die Gebühren abzieht, liegen die Renditen bei der zufällig ausgewählten ZKB massiv höher und vor allem deutlich im Plus.

Ich habe es nicht dabei belassen und für Sie einen weiteren Vergleichswert eingeholt. Die von der ARC-Suggestus-Plattform ausgewiesenen Private-Client-Indices-Performancewerte für ein konservatives Depot in Schweizer Franken liegen in diesem Jahr ebenfalls im Minus, für den langen Zeitraum von 2010 bis 2018 aber bei immerhin 14 Prozent. Zur ARC-Suggestus-Plattform haben international 85 Banken wie UBS, CS, Deutsche Bank oder Julius Bär auf der Basis von über 130’000 Portfolios ihre Daten beigetragen,

Selbst wenn Sie auch da Gebühren abziehen, liegt dieser Vergleichswert massiv höher als die Performance Ihrer Bank. Der Konkurrenzvergleich sagt eigentlich alles. Daher mein Rat: Verabschieden Sie sich von Ihrer Bank. Sie hat offensichtlich Ihr Vertrauen nicht verdient.

11 Kommentare zu «Nur Verluste: Höchste Zeit, die Bank zu wechseln»

  • Peter Kuster sagt:

    Ich denke ich weiss als ehemaliger VZ Kunde von welchem „unabhängigen“ Institut hier die Rede ist. Bei mir war es genau das Gleiche. Nach 8 Jahren und einem Verlust von 25% des anvertrauten Kapitals habe ich die Reissleine gezogen und bin damit wohl vor noch schlimmeren Verlusten verschont geblieben. Zu leicht habe ich den vollmundigen Versprechen des VZ vertraut und habe meine Lektion gelernt.

    • Markus Käser sagt:

      Ich kann Herr Kuster nur beipflichten, denn nach vielen Jahren beim besagten „unabhängigen“ Institut wurde auch bei unserer Anlage der „Stecker“ gezogen. Eine Finanzberatung – wenn auch relativ teuer – wird kompetent ausgeführt, doch die Resultate in der individuellen Vermögensverwaltung sind im Quervergleich schlichtweg unterirdisch. Dagegen war die ETF-basierte Vermögensverwaltung immerhin wertmässig im Mittelfeld, wurde jedoch in der Zwischenzeit im Marktvergleich teuer (Konkurrenz hat Preise gesenkt) und ist somit auch nicht mehr wirklich empfehlenswert. Sie sind daher auch bei mir auf der Negativliste, gemeinsam mit anderen Vermögensverwaltern und bekannten Privatbanken.

  • Martin Leu sagt:

    Diese Vergleichsrechnungen klingen auf den ersten Blick wesentlich besser, als sie es wirklich sind. 17,4% Bruttorendite über 9 Jahre entsprechen einer geometrischen Bruttorendite von knapp 1.8% pa. Nach Abzug aller direkten und indirekten Gebühren und Spesen, Steuern (inkl. Vermögenssteuern) und der Teuerung wird selbst bei einem sehr günstigen Finanzdienstleiser und sehr günstigen Anlageprodukten ein kleiner Verlust resultieren und ein Vermögenserhalt nicht möglich sein.

    • Manuel sagt:

      Ich vermute auch, dass die Gebühren bei einem kleinen Aktienanteil für die negative Performance entscheidend waren. Es stellt sich die Frage, ob es sich für einen Privatanleger überhaupt lohnt, in eine Strategie anzulegen, da Obligationen kaum mehr Rendite abwerfen als der Zins auf einem Konto. Da ist es einfacher, den Aktienteil direkt via ETF oder Einzelanlagen abzudecken und den Rest auf dem Konto zu lassen. Und wenn man bereits Wohneigentum hat, erübrigt sich eine Investition in Immobilien von einer Risikoallokation her.
      Noch was: Für mich bedeutet langfristig 15-20 Jahre was Aktien betrifft. Es kann gut 20 Jahre dauern, bis man mit Aktien kein Geld verliert.

      • Martin Leu sagt:

        @Manuel
        Grundsätzlich bin ich mit Ihren Überlegungen einverstanden, insbesondere Bonds bieten im Moment v.a. viel Risiko für wenig bis keine Rendite, ein Hauptproblem der Mischfonds. Ein Verlust mit Aktien über 20 Jahre war allerdings in den letzten 30 J. fast nur mit schlecht ausgewählten Einzeltiteln möglich. Bei einer (ohnehin ungünstigen) Buy & Hold Strategie z.B. im SPI TR (oder S&P500 TR) (Total Return, d.h. inkl. Dividenden) betrug die längste nachhaltige Verlustepisode (vor Spesen) beim ungünstigsten Einstiegszeitunkt im 08/2000 12J. (SPI) resp. 10J. (S&P500). Mit einfachen regelbasierten Trendfolgestrategien konnten solche Phasen auf 2-3 Jahre reduziert werden. Wichtig ist ein Broker ohne Depotgebühren und mit tiefen Spesen (0.01% bei US resp. 0.1% bei EU/CH Titeln).

  • Thomas sagt:

    Die Geschäftsmodelle aller Institute sind ähnlich plump: Der Kunde gibt dem Institut Geld, mit welchem auf Risiko des Kunden gespielt wird (wobei Schimpansen im geometrischen Mittel erwiesenermassen gleich gut sind im Spiel).
    Mit etwas „Schwein“ ergattert der lechzende Kunde ein leistungsloses Einkommen aber das Casino gewinnt in jedem Fall.
    Herr und Frau Schweizer bringen den Groupiers für ihr plumpes Spiel die grösste Bewundern entgegen. Und die Groupiers sind ernsthaft der Meinung, sie leisteten einen wesentlichen Beitrag zum Wohlstand der Schweiz – mir scheint, lange berufliche Exposition in Geldausdünstungen vernebelt die Sinne.
    Vermutlich muss jeder selber in seine eigene Gierfalle tappen, bevor er das schädliche Spiel durchschaut. Institute wechseln hilft nicht grundsätzlich.

  • Dave Hill sagt:

    Na ja … jetzt müsste man noch wissen, wie die Kundeninstruktionen an die Bank lauteten, resp. wie die Risikobereitschaft des Kunden war. Wenn er gesagt hat, er wolle keine Risiken in Form von stark volatilen Wertpapieren, wie z.B. Aktien, weil er jeden Tag die Wertschwankungen sieht und nicht mehr schlafen kann, dann konnte der Berater im heutigen Negativzinsumfeld tun was er wollte – er erzielte fast gezwungenermassen eine Negativrendite …

    • Anh Toàn sagt:

      Dann müsste der Berater aber raten, seine Dienstleistungen nicht in Anspruch zu nehmen und das Geld auf dem Konto liegen lassen. Der Punkt ist eben, dass dis keine Berater sind, sondern Verkäufer. Ein Berater berät, ein Verkäufer verkauft, am einfachsten, indem er behauptet, zu beraten.

      Man kann die „Berater“ bei diesen Finanzdienstleistern als Drückerkolonnen bezeichnen, haben halt nicht das gleiche Zielpublikum wie Frauenzeitschriften, aber den gleichen Abschlussdruck, die gleichen Methoden.

      Ich würde denen weder mein Geld anvertrauen noch für die arbeiten wollen.

  • Alexander Moshe sagt:

    Ich habe mal eine Frage: Wenn ich glaube, Geld gut in Aktien investieren zu können (in seriöse Aktien, Haltezeit 5-10 Jahre), kann und darf ich dann Geld annehmen von anderen Leuten?
    Oder bestünde die (legale) Möglichkeit, gemeinsam eine AG zu gründen (deren Geschäftsführer ich wäre) und das Aktienkapital wird in den Aktienmarkt investiert?
    Ich würde das gerne tun. Ich habe ein Händchen dafür. (Weil ich eine Fundamentalanalyse durchführe).

  • Fakten sagt:

    Was ist eigentlich so schwer daran, eine Nettorendite mit einer solchen zu vergleichen? Die Gebühren sind hinlänglich bekannt! Aber eben, dann wäre der Artikel wohl nicht reisserisch genug. Keine der 3 Anlagen bringt genug Rendite, aber hohe Gebühren. Bei der ZKB und allen anderen zahlen sie über 1%
    jedes Jahr, egal ob Gewinn oder Verlust. Die Chancen auf Gewinn ist um wenig höher als die Gebühren, das Risiko aber Verluste einzufahren ist immer da und kann weitaus höher als die Gewinne ausfallen und geht voll zu Lasten des Kunden.
    Um bei 150000 gerade mal im Schnitt brutto 2500 zu gewinnen, zahlt man über 2000 Gebühren. Das steht in keinem Verhältnis. Die gewonnenen knapp 500 sind nur schon bei einmaliger zerorendite weg und weitere 1500 dazu für Gebühren!

  • Claude Fontana sagt:

    Es wird zeit, den Banken für 2008 zu danken, und natürlich deren anpassung der Handelsweise. Der Finma fürs wegsehen und Maurer generell für „Kei Luscht“.
    98 die Goldreserven 08 die Bankenrettung. sonst noch Weise voraussichten von unseren Ökonomen und „Experten“? danke, aber nein danke.

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