So sparen Sie Gebühren beim Depotwechsel

Happige Rechnung zum Abschied: Wenn jemand ein breit diversifiziertes Depot mit zahlreichen Einzeltiteln hat, kann der Transfer von einer Bank zur nächsten ziemlich ins Geld gehen. Foto: Urs Jaudas

Ich möchte meine Bank wechseln und mein Wertschriftendepot sowie einen Teil der Konten zu einer neuen Bank transferieren. Die Angst vor den Kosten, welche mir die heutige Bank belasten könnte, hinderte mich bisher. Mit welchen Kosten müsste ich rechnen? Und gibt es Richtlinien, über welche Kosten mich meine bisherige Bank belasten darf oder wird? E. W.

Wer mit einem Wertschriftenportefeuille seine Bank wechseln will, muss in der Regel tief in die Tasche greifen. Zum Abschied belasten die meisten Institute den Kunden bei einem Bankwechsel happige Transfergebühren. Ihre Befürchtungen sind also durchaus berechtigt.

Da ich nicht weiss, bei welcher Bank Sie momentan ein Depot haben und auch den Depotumfang nicht kenne, kann ich keine konkrete Kostenschätzung machen. Generell müssen Sie mit Kosten von 100 Franken pro Wertschriftenposition rechnen. Bei einigen Instituten wird auch mehr verrechnet.

Noch deutlich teurer sind physische Titelauslieferungen, wovon aber ohnehin abzuraten ist. Wenn jemand ein breit diversifiziertes Depot mit zahlreichen Einzeltiteln hat, kann der Transfer ziemlich ins Geld gehen. Grössere Depots umfassen schnell mal mehrere Dutzend Positionen, womit die Wechselgebühr rasch auf mehrere Tausend Franken ansteigen kann.

Das ist Geld, das man sich sparen will, zumal man bei einem Wechsel meist mit der bisherigen Bank und deren Leistungen unzufrieden ist. Verhandlungsspielraum gibt es in der Regel aber kaum. Die Bank hat ja nichts mehr zu verlieren und sieht wenig Anreiz, bei der Transfergebühr entgegenzukommen – ausser man hat noch andere Geschäfte bei ihr wie Hypotheken, die man ansonsten ebenfalls abziehen könnte.

Persönlich finde ich derart hohe Transfergebühren punkto effektiven Aufwands für nicht gerechtfertigt. So gesehen sind diese nichts anderes als Fussfesseln für wechselwillige Kunden. Doch eigentlich müsste eine Bank ihre Kunden nicht durch solche Fussfesseln halten können, sondern durch überzeugende Dienstleistungen.

Wer ein grösseres Depot hat und aus verständlichen Gründen die happigen Gebühren nicht zahlen möchte, hat zwei Möglichkeiten: Man kann seine Wertschriften verkaufen und dann nur noch den liquiden Betrag auf ein Konto bei der neuen Bank transferieren. Allerdings fallen dann bei der neuen Bank wieder Kaufgebühren an, wenn man das Depot wieder aufbauen will.

Oft haben Banken heute aber ohnehin pauschale Gebührenpakete, womit die Verkaufsgebühren und die späteren Kaufgebühren bei der neuen Bank jeweils inbegriffen sind. Allerdings müssten die Verkäufe natürlich vor einer Kündigung erfolgen.

Ist das Konto bereits gekündigt, gelten die Pauschalgebühren für den Wertschriftenverkauf unter Umständen nicht mehr. Sinnvoll ist dieser Weg nur, wenn man ohnehin einige Positionen bereinigen möchte und allenfalls auf Buchgewinnen sitzt, die man realisieren will.

Eine andere Variante, um die Transfergebühren zu sparen, ist ein Deal mit der neuen Bank. Bevor man zur neuen Bank wechselt, kann man dieser anbieten, mit dem Depot zu ihr zu kommen – vorausgesetzt, dass sie die beim Wechsel anfallenden Gebühren vergütet.

Wenn das Depot genügend gross ist, bieten viele Institute für einen solchen Deal durchaus Hand, da sie damit ja einen interessanten Kunden gewinnen können. Es lohnt sich somit, vorzeitig mit der neuen Bank zu sprechen.

7 Kommentare zu «So sparen Sie Gebühren beim Depotwechsel»

  • Thomas sagt:

    Die Banken sind die modernen Wegelagerer und Strauchdiebe – einfach an die Geldströme hocken und sich bedienen.
    Dabei bewegt sich – im hellen Licht betrachtet – die Qualität der Dienstleistung auf dem Niveau von Kindern, die mit ihrem kleinen Verkaufsstand spielen.

  • Walter Pinot sagt:

    @Thomas: wie richtig Sie schreiben! Doch es passt sehr zum Geschäftsmodell und zum derzeitigen Ruf der Banken- leider. Das Vertrauen war mal…
    Das Kurioseste was ich erlebte: da sollte ich meiner Depotbank plötzlich ein Mehrfaches der Depotgebühr abliefern – wegen eines „Systemwechsels“. Bei einem meeting wurde gefeilscht. Zum Schluss wurde mir eine „endgültige“ Offerte gemacht.
    Nein, klar liess ich dies nicht zu und kündigte das Portfolio. Als ich dies zuvor telefonisch mitteilte wurde mir plötzlich angeboten, dass es sicher einen Weg gäbe, dass ich nicht mehr zu bezahlen hätte wie bis anhin.
    Doch ohne mich! Zog alles ab und „beglückte“ eine andere Bank.
    Schade nur, dass viele Anleger alles mit sich geschehen lassen und nicht wechseln. Mit dem rechnen die Banken – noch.

  • R. Sonderegger sagt:

    Welche Bank hat den solche Pauschalgebühren? Für gewöhnliche Kunden gibt es das praktisch nicht. Meistens werden Transaktionskosten und Depotkosten separat verrechnet. Vgl. https://www.moneyland.ch/de/online-trading-vergleich Neue Banken übernehmen die Transfergebühren – wenn überhaupt – nur, wenn es sich um lukrative Kunden handelt, die viel traden. Wesentlich ist daher, dass man sich die Rechnung macht, ob sich ein Wechsel aufgrund der günstigeren Transaktions- und Depotkosten bei der neuen Bank lohnt. Das ist vor allem dann der Fall, wenn man nur ganz wenige Titel hat oder aber bereit ist, diese zu verkaufen.

  • Peter sagt:

    Komisch, in Deutschland gibt es keine Depotwechselgebühren, alles umsonst! Aber ist ja die bösze EU…

    • I. Bissig sagt:

      In Deutschland gibt es sogar Prämien für den Depotwechsel. Dafür ist der Umgang mit den deutschen Steuerbehörden für Schweizer Privatkunden der reinste Horror.

  • Kessler sagt:

    Der Preisüberwachers hat bereits 2015, nach Eingang verschiedener Beschwerden, die Gebührenpraxis von 32 Schweizer Banken untersucht und kam zum Schluss, dass diese bei vielen Banken missbräuchlich sind. Er reichte deshalb Anfang 2016 das Dossier an das Seco weiter. Leider ist das Seco in dieser Sache nicht aktiv genug. Jahre vergehen, nichts passiert. Auf diesen Mangel angesprochen, habe ich folgende Antwort vom Seco bekommen: Aus taktischen Gründen könne sie keine Auskunft erteilen über das weitere Vorgehen. Die Behörde nimmt ihren Auftrag nicht wahr, lässt sich aber gerne durch die Volkssteuer fürstlich bezahlen.

  • Peter sagt:

    Warum weiss Herr Spieler beim anfragenden Kunden E.W. nicht, was im Depot ist, also die Anzahl Titel und Beträge nicht?? Ich vermute aber eher, dass der ganze Depotwert quasi nichts ist, aufgeteilt in 20 oder so Titel, am liebsten Aktien.
    Auch die Anfrage nach Richtlinien von Transfergebühren ist naiv, denn gemeinsame Tarife sind heute verboten. Es war vor langer Zeit, wo es bei allen Banken gleich, und günstiger als heute war.

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