Geberit ist grundsolid und ­punktet mit hohen Margen

Kontrolle von Abflussrohren bei der Geberit in Jona SG: Das Sanitärtechniker-Unternehmen verfolgt eine aktionärsfreundliche Politik. Foto: Martin Rütschi/Keystone

Der Aktienkurs des Sanitärtechnikers Geberit ist nach der Publikation der Zahlen zu den ersten neun Monaten Ende Oktober buchstäblich abgestürzt. Grund war nicht ein schlechtes Ergebnis, sondern lediglich die Tatsache, dass Geberit die Erwartungen der Analysten nicht ganz erreicht hat. Ich halte die Reaktionen der Börse für übertrieben. Geberit war und ist ein grundsolides Unternehmen mit ausgesprochen hohen Margen. Es steht zudem auf einem gesunden finanziellen Fundament und verfolgt auch eine aktionärsfreund­liche Politik. Der Kurs der Aktien scheint nun auf gut 380 Franken zunächst einmal Boden gefunden zu haben. Auf Basis dieses Niveaus sind die Titel für 2019 mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 20 bewertet. Das ist, historisch gesehen, ein niedriger Wert. Ich erachte die Titel als attraktiv, sie haben Potenzial. Kaufen

Dominanz des Grossaktionärs

Der Frachtlogistiker Ceva hat sich am Dienstag als Heissluftballon erwiesen. Anders als vor einigen Wochen angekündigt, blieb das Unternehmen weitere Informationen zu einer geplanten Transaktion mit Grossaktionär CMA CGM schuldig. Die französische Reederei hält 33 Prozent am Börsenneuling in Aktien und 4,6 Prozent in Form einer Derivattransaktion. Nach dem abgeschmetterten Übernahmeversuch des dänischen Konkurrenten DSV kündigte CMA CGM Ende Oktober an, den übrigen Aktionären ein Angebot zu 30 Franken je Aktie zu unterbreiten. Zudem soll Ceva das Frachtmanagement der Reederei kaufen. Preis und Art der Transaktion wollte Ceva anlässlich der Drittquartalszahlen nachreichen. Fehlanzeige. Die Informationen sollen erst in den nächsten Wochen kommen. Klar ist, dass der Frachtlogistiker durch diesen Schritt noch stärker vom Grossaktionär dominiert wird. Ich fürchte, dass die Bilanzqualität von Ceva abnimmt, wenn sich die Nettoverschuldung wieder erhöht. Mit den Einnahmen aus dem Börsengang Anfang Mai hatte sich der Wert auf 1,1 Milliarden Dollar etwa halbiert. Wer seit dem Börsengang dabei ist und seine Aktien CMA CGM andient, kommt auf ein Plus von rund 9 Prozent. Bisher überzeugt der Frachtlogistiker nicht, denn auch operativ läuft es nicht rund. Verkaufen

Wert von 11 Milliarden Dollar

Tut es ABB? Oder doch nicht? Seit Sommer ebben die Gerüchte um die Veräusserung des Stromnetzgeschäfts nicht ab. Sie kochten auch vergangene Woche hoch. Anlässlich einer Asienreise soll Konzernchef Ulrich Spiesshofer mit Kaufinteressenten aus China und möglicherweise Japan in Kontakt gestanden sein. Die Stromnetzsparte ist eine von vier ABB-Divisionen. Sie kämpft seit Jahren mit zu wenig Profitabilität, war aber zuletzt in besserer Verfassung und könnte einen Wert von 11 Milliarden Dollar erreichen. Es mehren sich die Anzeichen, dass ABB strategisch den Befreiungsschlag wagen könnte und damit dem Druck kritischer Investoren nachgibt. Mit einer gross angelegten Transaktion gewänne Spiesshofer jedenfalls Zeit. Denn die erzielten operativen Fortschritte konnten den Markt bisher nicht überzeugen: Seit Anfang Jahr haben die ABB-Aktien rund ein Viertel ihres Werts verloren; das macht mich neugierig. Obschon sich die konjunkturellen Aussichten für das kommende Jahr eintrüben, wird ABB in den kommenden Wochen oder Monaten den Investoren etwas bieten müssen. Das ­verleiht den Titeln kurzfristig ­Fantasie. Kaufen

Spekulationen um die Mayonnaise

Die Aktien des Nahrungsmittelmultis Nestlé notieren nahe dem Höchst vom Sommer 2017. Ich mag die Titel trotzdem. Spekulationen über den Verkauf weiterer Geschäftsteile wie etwa des Schweizer Mayonnaiseherstellers Thomy treiben den Kurs. Zwar hat sich der Konzern bisher zu den meisten Gerüchten nicht konkret geäussert. Offiziell wird einzig die schlecht laufende Hautpflege­sparte einer strategischen Prüfung unterzogen. Klar ist aber, dass weitere Devestitionen nötig sind, will Konzernchef Mark Schneider die Fokussierung wie angekündigt vorantreiben. Der Umbau des Konzerns mit einem Umsatz von knapp 90 Milliarden Franken braucht Zeit. Auf dem ­jetzigen Kursniveau nehmen die Titel bereits einiges an Positivem vorweg. Doch Nestlé ist mit der Konzentration auf margenstarke Wachstumssegmente wie etwa Kaffee, Tierprodukte oder Säuglingsnahrung auf dem richtigen Weg. Wenn auf die Worte Taten folgen, wird sich das im Aktienkurs niederschlagen. Aufwind erhalten die Titel auch vom volatileren Marktumfeld, das krisensichere Valoren begünstigt. Kaufen

Daten- und Cybersicherheit werden wichtiger

Der Warenprüfkonzern SGS hat letzte Woche auf den Investorentag hin einen Teil der Ziele des strategischen Plans 2016 bis 2020 revidiert, weil sie mit den vorgenommenen Massnahmen nicht mehr erreicht werden können. Gesenkt wurde das Margenziel, und neu formuliert wurde die Prog­nose, bis 2020 Umsatz im Umfang von 1 Milliarde Franken zuzukaufen. Beibehalten hat SGS dagegen das Wachstumsziel. Ich begrüsse die revidierten Ziele. Sie geben Anlegern eine realistischere Sicht auf den Konzern, der sich sonst in einer guten Form präsentiert. Es gibt zwar kurzfristige Bremsfaktoren wie den Handelskonflikt zwischen den USA und China oder die nur langsame Erholung der Investitionen im Öl- und Gassektor. Aber es zeigen sich auch langfristig günstige Entwicklungen wie die wichtiger werdende Daten- und Cybersicherheit und steigende Anforderungen der Konsumenten betreffend Nachhaltigkeit der Produkte. Für Anleger bieten die Aktien angesichts der langfristigen Trends gute Chancen, und sie können davon profitieren, dass die Aktien seit Anfang Jahr rund 10 Prozent verloren haben. Kaufen

Ein Kommentar zu «Geberit ist grundsolid und ­punktet mit hohen Margen»

  • Thomas sagt:

    Zitat: „Geberit war und ist ein grundsolides Unternehmen mit ausgesprochen hohen Margen. Es steht zudem auf einem gesunden finanziellen Fundament und verfolgt auch eine aktionärsfreund­liche Politik.“

    Frage: Was folgert aus dem Zitat ein potentieller Käufer von Geberit-Scheissen und auch der mässig entlöhnte Geberit-Mitarbeiter ?

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