Lassen Sie sich nicht von Anlageberatern drängen!

Ist der Fonds wirklich auf Ihr Risikoprofil abgestimmt? Wenn bei der Anlageberatung keine klare Strategie erkennbar ist, sollten die Alarmglocken schrillen. Foto: Shutterstock
Im Januar 2018 wurde ich von einem Anlageberater der Credit Suisse beraten, und ich habe in den CS (Lux) Global High Income Fund USD und den CS CH Int. & Div. Focus Yield CHF investiert. Leider bin ich mir seit Beginn meiner Investition nicht sicher, ob ich richtig entschieden habe. Der Wert ist stetig rückläufig. Was raten Sie mir: Soll ich die Fonds behalten oder sie raschestmöglich wieder verkaufen? S. M.
Der CS (Lux) Global High Income Fund USD investiert zum grössten Teil in Anleihen, Aktien und alternativen Anlagen. Ziel des Fonds ist eine attraktive Ausschüttung. Dafür werden jedoch beträchtliche Risiken eingegangen.
Das Kapital fliesst zu knapp 46 Prozent in Anleihen, zu rund 40 Prozent in Aktien und zu rund 12 Prozent in alternative Anlagen. Allein schon der Aktienanteil von 40 Prozent hat beträchtliche Kursschwankungen zur Folge.
Wie Sie schreiben, haben Sie die Fondsanteile im Januar dieses Jahres gekauft – also genau dann, als viele Börsenindizes Höchststände aufwiesen. Seither haben viele Aktien an Wert eingebüsst.
Keineswegs risikolos sind auch die Anleihenpositionen des Fonds: So entfallen rund 11 Prozent des Anleihenanteils auf sogenannte High Yield Bonds, welche ein höheres Risiko aufweisen. Sowie fast ein Fünftel auf Anleihen aus aufstrebenden Ländern mit ebenfalls erhöhtem Risiko. Zusätzlich sind Sie bei diesem Fonds einem Währungsrisiko ausgesetzt. Und mit einer Gesamtkostenkennziffer Total Expense Ratio von 1,47 Prozent ist der Fonds zudem keineswegs günstig.
Auch den zweiten Fonds, den Credit Suisse CH Int. & Div. Focus Yield CHF, haben Sie im Januar zu einem Höchststand gekauft. Dieser gemischte Fonds in Schweizer Franken strebt ebenfalls eine erhöhte Ausschüttung an und investiert sowohl in Anleihen, Aktien und weitere Anlageklassen. Da der Fokus auf Anlagen in Schweizer Franken liegt, hält sich das Währungsrisiko in Grenzen. Mit einer Total Expense Ratio TER von 1,61 Prozent ist der Fonds recht teuer.
Ob Sie bei der Wahl dieser Fonds richtig oder falsch beraten wurden, kann ich aus der Ferne nicht beurteilen, zumal ich Ihre Risikofähigkeit nicht kenne und auch nicht weiss, welche Vorgaben Sie Ihrem Berater gegeben haben. Tatsache ist aber, dass sich diese Fonds nur für Anleger eignen, welche ein erhöhtes Risiko problemlos tragen können und bereit sind, stärkere Kursschwankungen in Kauf zu nehmen. Trifft dies bei Ihnen zu?
Falls Sie hohe Sicherheit suchen, wären diese Fonds für Sie nicht geeignet. In diesem Fall würde ich einen Verkauf in Erwägung ziehen. Auf jeden Fall sollten Sie das Gespräch mit Ihrem Berater suchen. Ich frage mich, ob die Fonds wirklich auf Ihr Risikoprofil abgestimmt sind. Eine klare Strategie ist für mich nicht erkennbar.
Ein Alarmzeichen ist Ihre Bemerkung, dass Sie sich seit Beginn Ihrer Investition nicht sicher waren, ob Sie richtig entschieden haben. Beim Kauf von Fonds und anderen Wertschriften sollte man sich nie von einem Berater drängen lassen. Wenn man ein schlechtes Gefühl hat, sollte man nie kaufen.
Egal, was ein Verkäufer verspricht, letztlich sind es immer Sie allein, der die möglichen Verluste trägt. Sie müssen von einer Strategie und einem Fonds und den damit verbundenen Risiken persönlich überzeugt sein. Ansonsten rate ich Ihnen: Hände weg!
6 Kommentare zu «Lassen Sie sich nicht von Anlageberatern drängen!»
Ich empfehle ihnen zwei Finanzbücher, welche mir in der Entscheidung wie und wo ich mein Geld anlege sehr geholfen haben. Zum einen das Buch von Gerd Kommer: SOUVERÄN INVESTIEREN MIT INDEXFONDS UND ETFs. Wie Privatanleger das Spiel gegen die Finanzbranche gewinnen und zum anderen das Buch von Gottfried Heller: Der einfache Weg zum WOHLSTAND. Mehr verdienen, weniger riskieren und besser schlafen.
Ich würde die Reihenfolge umkehren und mit „besser schlafen“ an erster Stelle beginnen. Beim WohlSTAND müssen Sie ja immer noch stehen.
Man will mir da auch ständig Fonds schmackhaft machen. Wer sich mal die Kurstabellen in der NZZ anschaut, der denkt sich, besser die Finger davon zu lassen und sein Geld in „Cash“ zu halten.
Ich habe vor Jahren auf Empfehlung der Bank in den CS Euroreal investiert. Der Fond ist seit Jahren geschlossen und wird Stück für Stück liquidiert. Verkaufen kann ich den kümmerlichen Rest nicht und muss warten bis die Liquidation endlich abgeschlossen ist. Das die Depotgebühren weiter laufen versteht sich von selbst. Ein totaler Reinfall war diese Investition in einen CS Fond – seither sind CS Fonds für mich gestorben.
Als mich meine Bank anrief, weil ich Geld auf dem Konto habe, das angelegt werden sollte, habe ich geantwortet:“ Ich bin Treuhänderin und Steuerberaterin, ich weiss was mit meinem Geld passiert, wenn ich es von euch anlegen lasse.“ Bekam ich die Antwort, oh entschuldigung noch einen schönen Abend. Das heisst wohl genug.
@I. Unternährer
Ja, das Vermögensverwaltungsgeschäft der Banken scheint momentan schlecht zu laufen und sie versuchen noch aktiver, ihren Schrott den Kunden unterzujubeln. Habe kürzlich auch schon Anrufe von zwei Banken erhalten.