Neue Einstiegschance ­bei Givaudan

Givaudan-Labor in Dübendorf ZH: Der Hersteller von Aromen und Riechstoffen gehört am Schweizer Aktienmarkt zu den Besten. Foto: Gaetan Bally/Keystone

Regelmässige Leser dieser Kolumne wissen, wie viel ich von Givaudan halte. Die Qualität des weltweit führenden Herstellers von Aromen und Riechstoffen zählt am Schweizer Aktienmarkt mit zum Besten. Die Strategie stimmt und wird perfekt umgesetzt. Das Geschäft ist ziemlich defensiv, und ein Ende des Marktwachstums ist nicht in Sicht. Dazu kommt eine Dividende, die nicht nur ansprechend ist – die geschätzte Rendite für 2018 beträgt 2,6 Prozent –, sondern auch sicher. Givaudan-Papiere gehören einfach ins Depot. Die am Dienstag publizierten Umsatzzahlen zum dritten Quartal bestätigen den guten Eindruck. Das Wachstum war über Erwarten hoch. Zu einer Kursavance hat das aber nicht geführt. Vielmehr gab es nach dem Allzeithoch von Anfang Oktober weitere Gewinnmitnahmen. Die jüngste Unruhe an der Börse hat den Kurs noch einmal etwas gedrückt, allein in der abgelaufenen Woche marktkonform gut 4 Prozent. Angesichts der fairen Bewertung und der anhaltend guten Aussichten erachte ich das trotz des immer noch hohen Kursniveaus als Chance. Kaufen

Einstimmigkeit im Verwaltungsrat

Der Backwarenkonzern Aryzta setzt voll auf die Karte Kapital­erhöhung, um aus seiner desolaten Finanzlage herauszufinden. In der Einladung zur Generalversammlung vom 1. November unterstreicht der Verwaltungsrat die Bedeutung des Unterfangens, ohne dessen Erfolg Aryzta im Wettbewerb einen schweren Stand haben werde. Betont wird auch die Einstimmigkeit im Verwaltungsrat, eine Entwicklung, die bereits als Fortschritt gewertet werden kann. Die Kapitalerhöhung um 800 Millionen Euro ist aber im Aktionariat umstritten. 500 Millionen davon sollen dem Schuldenabbau dienen, 150 Millionen für ein Kostensenkungsprogramm draufgehen, und der Rest soll das Umlaufvermögen stärken. Die spanische Anlagegesellschaft Cobas, mit 14,5 Prozent der Stimmen grösste Aktionärin, hat ihren Widerstand angekündigt. Das gilt auch für den aktivistisch gesinnten Investor Larius Capital. Alternative Vorschläge vonseiten der Kritiker liegen bisher nicht vor. Das Seilziehen geht jedenfalls weiter. Die deutlichen Worte des Verwaltungsrats haben dem Aktienkurs nicht geholfen, im Gegenteil. Der Kurszerfall setzte sich fort. Er verstärkte sich noch, als die Bank Vontobel die Titel von «Halten» auf «Reduzieren» setzte und das Kursziel von 8 auf 7 Franken zurücknahm. Anleger sollten bis zum GV-Entscheid bzw. einer Klärung der Lage warten, bevor sie ein Engagement in Betracht ziehen. Meiden

Investoren reagieren sehr empfindlich

Laut Musik hören macht Spass, sofern es die richtige Musik ist. Das kann aber das Gehör schädigen. Vielleicht hat sich das US-Unternehmen Bose deshalb gedacht, nicht nur Unterhaltungselektronik herzustellen, sondern auch gleich ein Hörgerät auf den Markt zu bringen, das man selbst anpassen kann. Fakt ist: Bose hat dafür überraschend eine Zulassung von der US-Gesundheitsbehörde FDA erhalten. Was genau da auf den Markt kommen und wie es an die Frau und den Mann gebracht werden soll, ist zwar noch völlig offen. Die Nachricht hat aber gereicht, um die Aktien des Schweizer Anbieters Sonova in der ab­gelaufenen Woche in den Keller zu schicken. Sie waren mit rund –12,5 Prozent die grössten Kursverlierer im Midcap-Index SMIM, dem sie angehören. Das zeigt, dass Investoren sehr empfindlich reagieren, und zwar weil die Titel sehr hoch bewertet waren. Im Mai riet ich, mit einem Kauf der Aktien zuzuwarten. Damals wurde bekannt, dass die Wettbewerber Sivantos und Widex fusionieren. Das könnte bald Druck auf Sonova ausüben. Ob Bose zu spüren sein wird, ist nicht abzuschätzen. Ein neuer Anbieter erhöht aber eher die Risiken als die Chancen für den Schweizer Anbieter. Das ist mir derzeit zu unsicher. Abwarten

Das Vertrauen fehlt

Wenig begeistern kann ich mich momentan auch für Aktien von Automobilkonzernen, obwohl sich Bewertungskennzahlen wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis inzwischen auf historischen Tiefständen bewegen. Zum europäischen Gesamtmarkt fehlen rund 60 Prozent. Das trotz ordentlicher Ertragslage niedrige Niveau ist nicht zuletzt auch Ausdruck fehlenden Vertrauens. Das hat Gründe. Das Abgasthema und seine Folgen sind ein Grund, die internationalen Handelskonflikte sind ein anderer. Auch die Gewinnwarnungen von Daimler und BMW haben dem Sektor nicht gutgetan. In dem Zusammenhang mehren sich auch die konjunkturellen Bedenken sowie die Angst angesichts der grossen Umwälzung, in der sich die Branche befindet. Obwohl sich daraus auch Chancen ergeben, sehen Investoren derzeit nur das Schlechte. So viel wie in die Kurse eingepackt ist, kann es zwar kaum geben – die Bewertungen wären auch nach einer Gewinnhalbierung nicht zu hoch. Kurz, die Stimmung für den Sektor ist grottenschlecht. Weil zudem die Gefahr weiterer Gewinnwarnungen nicht gebannt ist, gilt: Abwarten

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