Warten auf den grossen Wurf von ABB

Halbleiterproduktion bei der ABB: Es braucht etwas Ambitioniertes, das die Investoren besänftigt. Foto: Urs Flüeler/Keystone

Die Führung von ABB steht unter Druck. Denn von der im Vorjahr angekündigten Wachstumsbeschleunigung ist in den Zahlen des Industriekonzerns bislang nicht viel auszumachen. Die Aktien haben seit Jahresanfang 13 Prozent ihres Werts verloren. Getrieben von aktivistischen Investoren, die die Aufspaltung des Traditionsunternehmens fordern, muss Unternehmenschef Ulrich Spiesshofer bald etwas liefern, um sich im Job zu halten. Und ist es nicht ein bedeutend besserer Zahlenkranz – am 25. Oktober sind die Finanzzahlen zum dritten Quartal fällig –, dann muss ein grosser Wurf her, der die Investoren besänftigt. Das wäre etwa ein (Teil-)Verkauf der problematischen Stromnetze-Division und/oder eine ambitionierte Akquisition, um das ABB-Angebot im Bereich Industrie 4.0 weiter zu stärken. Mir wäre sowohl als auch recht. Fest steht: Untätigkeit in den kommenden Monaten ist für Spiesshofer keine Option. Die Aussicht auf eine grössere Transaktion dürfte den Titeln Fantasie verleihen und sind deshalb eine Wette wert. Kaufen

Relevanter Ölpreis

Die Aktien von Sulzer notieren auf etwa demselben Niveau wie vor Jahresfrist. Der Preis für Erdöl ist im selben Zeitraum rund 50 Prozent gestiegen. Der Ölpreis ist im Fall der Sulzer-Aktien deshalb relevant, weil das Winterthurer Unternehmen rund 40 Prozent des Umsatzes mit dieser Branche tätigt. Ein höherer Ölpreis sollte die Investitionstätigkeit der Ölförderer und -verarbeiter ankurbeln. Sulzer liefert Investitionsgüter wie Pumpen für verschiedenste Anwendungen sowie Technik für die Verarbeitung von Öl. In den vergangenen drei Jahren, als der Ölpreis niedrig war, hatte Sulzer mit rückläufigen Umsätzen und Margendruck zu kämpfen. Jetzt sollte sich das allmählich ändern. Dazu kommt, dass Sulzer ein Sparprogramm am Laufen hat, das sowohl 2018 als auch im nächsten Jahr kostenentlastend wirkt. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis auf Basis des für 2019 geschätzten bereinigten Gewinns von 16 sind die Titel moderat bewertet. Dosiert kaufen

Die richtigen Mieter für den Circle

Die Aktien des Flughafens Zürich stehen im Kontrast zum Geschäftsgang. Passagier- und Umsatzzahlen steigen, der Aktienkurs sinkt. Unternehmenschef Stephan Widrig gab sich im Interview in der «Finanz und Wirtschaft» optimistisch auf die Frage, wie er mit der Mietersuche für die 75 000 m² Bürofläche im Circle vorankomme. Er wolle die richtigen Mieter mit den richtigen Mietpreisen gewinnen und nicht die Gebäude um jeden Preis füllen, sagte er. Demnächst will er Mieter für weitere rund 10 000 m² bekannt geben. Seit Anfang Jahr haben die Titel rund 15 Prozent an Wert verloren und damit mehr als der Gesamtmarkt. Ein eindeutiger Grund für die gegenläufige Entwicklung ist nicht auszumachen. Eine Rolle mag spielen, dass das Thema Infrastruktur an der Börse aktuell nicht hoch im Kurs steht. Zudem dürfte Sorge mitschwingen, dass die bevorstehende Gesprächsrunde über die Passagiergebühren eine Senkung und somit einen Einnahmenrückgang ab Mitte 2020 nach sich ziehen könnte. Denkbar ist zudem, dass die Bewertungsfrage häufiger gestellt wird. Die Aktien sind mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 20 für 2019 nicht günstig. Der Wert liegt über dem langjährigen Mittel, und auch im Vergleich zu anderen europäischen Flughafenaktien sind sie teurer. Das schränkt den Kursspielraum kurzfristig ein, auf lange Sicht sollten sich das im Aufbau befindliche Auslandgeschäft und vor allem das Immobilienprojekt The Circle auszahlen. Abwarten

10,5 Milliarden wert

Von Aktien kleiner Biotech-Unternehmen, die noch kein Produkt auf dem Markt haben und Geld verbrennen, sollten Privatanleger mit limitierter Risikofähigkeit die Finger lassen. Vifor Pharma ist da ein anderer Fall. Das Unternehmen, bis Mai 2017 eine Tochter des Medikamenten-Grosshändlers Galenica, ist sehr profitabel und an der Börse 10,5 Milliarden Franken wert. Das Hauptprodukt, das gegen Eisenmangel wirkende Medikament Ferinject, hat sich in zwei Jahrzehnten zu einem Absatzrenner entwickelt. Spätestens 2020 wird es die 1-Milliarden-Franken-Grenze knacken. Wie das Management am Investorentag vergangene Woche dargelegt hat, soll auch ein zweites Präparat, Veltassa, das gegen erhöhte Konzentration von Kalium im Blut eingesetzt wird, bis 2025 den Blockbuster-Status (mehr als 1 Milliarde Umsatz) erreichen. Das Gleiche gilt für ein Gemeinschaftsunternehmen, das Vifor mit Fresenius betreibt. Zugleich soll sich die operative Marge verbessern. Das sind tolle Aussichten. Doch das Pharmageschäft ist nicht ohne Risiken, es gibt immer wieder Fehlschläge in der Entwicklung oder in der Vermarktung von Medikamenten. Überdies sind die Vifor-Aktien hoch bewertet. Der seit Anfang August währende Abwärtstrend könnte noch eine Weile dauern. Abwarten

2 Kommentare zu «Warten auf den grossen Wurf von ABB»

  • Stephan Fehlmann sagt:

    Warten auf den grossen Wurf von ABB.
    Am ständigen Verfall des Aktienkurses von ABB seit gefühlten 200 Jahren auf Mehrjahrestiefs , kann man sich eigentlich kaum mehr einen grossen Wurf vorstellen. Eine Aktie wohl eher im dauerhaften Niemandsland!

  • Marcel Fürst sagt:

    Zusammengefasst halten Sie (als Beispiel) für die Vifor-Aktie fest: Abwarten. Für mich ideal wäre, wenn der Aktienkurs bei der Redigierung des Kommentars festgehalten würde (z.B. aktueller Kurs: CHF 138.00).

    Danke.

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