Eine Aktie für Veganer und Fleischliebhaber

Hauptsache Nahrung: Ob Endivie oder Steak – die Schweizer Nahrungsherstellerin Orior produziert für eine ganze Reihe gängiger Foodtrends. Foto: iStock

Aufgrund eines Wirtshausbesuches habe ich Aktien von Orior gekauft. War es aus Ihrer Sicht eine Schnapsidee? L.S.

Die Schweizer Nahrungsherstellerin Orior mit Sitz in Zürich hat sich auf Fleischveredelung und die Produktion von Convenience-Artikeln fokussiert. Zur Gruppe gehören bekannte Fleischprodukte-Marken wie Rapelli, Spiess oder Ticinella.

Darüber hinaus werden auch Fertigmenüs und Frischteigwaren sowie Produkte für Vegetarier und Veganer hergestellt. Auch in letzterem Segment verfügt Orior über starke Brands wie Biotta, Vivitz oder Traktor. Seit rund zwei Jahren ist das Unternehmen ausserdem an der belgischen Culinor Food Group beteiligt.

Rund ein Fünftel des Umsatzes entfällt auf das Ausland, der Rest auf die Schweiz. Grösste Abnehmer von Produkten von Orior sind die beiden Schweizer Detailhandelsriesen Migros und Coop. Damit ist auch gesagt, dass die Gruppe stark vom hiesigen Detailhandel und den beiden grössten Kunden abhängig ist.

Trotz harter Konkurrenz hat Orior im ersten Semester den Umsatz um fast sechs Prozent auf 273,7 Millionen Franken gesteigert. Allerdings nahm das Betriebsergebnis gegenüber dem Vorjahr um 1,8 Prozent auf 27,2 Millionen Franken ab, wobei sich die Akquisition von Biotta mit Sonderkosten auf den Gewinn durchschlug. Der Reingewinn nahm dann dennoch um rund 3 Prozent auf 15,3 Millionen Franken zu.

Für das zweite Halbjahr ist das Management optimistisch. Für die Aktie spricht aus meiner Sicht auch die Akquisition der deutschen Firma Casualfood, die Sandwiches, Salate, Müesli und Smoothies an Konsumenten vor allen an Flughäfen verkauft.

Orior profitiert aus meiner Sicht von zwei wichtigen Trends: einerseits vom Convenience-Food und anderseits vom Take-away-Trend. Beide Bereiche versprechen im Vergleich zum übrigen Lebensmitteldetailhandel höhere Margen.

Auch die Expansion in das Segment der vegetarischen und veganen Nahrung und Getränke dürfte die Marge langfristig positiv beeinflussen. Indem Orior mit Casualfood einen Direktkanal betreibt, nimmt zudem die Abhängigkeit von den Grossverteilern etwas ab.

Patrik Schwendimann, Chefanalyst bei der Zürcher Kantonalbank und Spezialist für den Nahrungsmittelsektor, beurteilt Orior positiv, weist aber auf das Risiko hin, dass sich das Detailhandels- und Gastronomieumfeld weiter verschlechtern könnte und Orior wichtige Aufträge der beiden Grossverteiler Migros und Coop verlieren könnte.

Weitere Gefahren sieht er in unerwartet stark steigenden Rohstoffkosten, etwa bei Schweinefleisch, sowie in Lebensmittelskandalen und Tierkrankheiten und finanziellen und operativen Risiken im Zusammenhang mit den Übernahmen von Culinor und Thurella/Biotta. Dennoch sieht er bei Orior weiteres Wachstumspotenzial durch Innovationen und eine Ausweitung der Vertriebskanäle.

Mir persönlich gefällt Orior deutlich besser als beispielsweise die in Teilbereichen als Konkurrentin tätige und ebenfalls an der Schweizer Börse gehandelte Bell-Gruppe. Vor diesem Hintergrund halte ich Ihren Kauf der Orior-Aktien keineswegs für eine Schnapsidee und sehe in der Aktie auch mittel- und langfristig Kurspotenzial.

Ein Kommentar zu «Eine Aktie für Veganer und Fleischliebhaber»

  • Thomas sagt:

    Definitiv keine Aktie für Veganer. Veganer unterstützen sicher nicht Firmen die gleichzeitig auch Fleisch verarbeiten.

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