Wer Achterbahnen hasst, muss die Börse meiden

Anleger müssen sich auf eine Achterbahnfahrt einrichten: Das Börsenumfeld bleibt rauh und eignet sich nicht für Investoren, die Wert auf wenig Schwankungen legen. Foto: iStock

Ich möchte 30’000 Franken in die Aktien von Vontobel und andere Titel investieren. Nun frage ich mich aber, ob ich unter den heutigen Wirtschaftsverhältnissen mit dem Handelskrieg diesen Betrag gleich investieren soll oder ob es besser wäre, diesen Sommer erst abzuwarten? P. H.

Die Bank Vontobel zählt zu den wenigen Bankaktien, die ich interessant finde. Die Bankengruppe ist unter dem CEO Zeno Staub klug geführt und auf einem viel versprechenden Wachstumskurs. Erst kürzlich hat sie die Akquisition der Notenstein La Roche Privatbank von Raiffeisen abgeschlossen. Der Firmenkauf dürfte laut Managementangaben schon im nächsten Jahr einen wesentlichen Gewinnbeitrag für die Vontobel-Vermögensverwaltung bringen.

In den nächsten Wochen wird nun die Fusion zwischen Vontobel und Notenstein La Roche vollzogen. Mit dem Erwerb der bisherigen Raiffeisen-Privatbank zum Preis von 700 Millionen Franken kann Vontobel die betreuten Kundenvermögen in der Vermögensverwaltung um 30 Prozent auf 72,6 Milliarden Franken erhöhen und die Gewinnbasis somit deutlich ausbauen.

Dennoch rate ich Ihnen davon ab, den vollen Investitionsbetrag nur auf diese eine Aktie zu setzen. So viel versprechend die Aussichten für Vontobel momentan auch sind, kann eine heute nicht bekannte Entwicklung die Gewinnperspektiven plötzlich stark eintrüben.

Ob ein Engagement in die Vontobel-Papiere Sinn macht, hängt auch von der übrigen Zusammensetzung Ihres Depots und Ihrer Strategie ab. Bei einem Anlagebetrag von 30’000 Franken ist es je nach Ihrer übrigen Vermögenslage allenfalls sinnvoller, das Geld nicht in einzelne Titel zu investieren, sondern Anlagefonds oder Exchange Traded Funds zu nutzen, um ein gefährliches Klumpenrisiko zu vermeiden.

Sie könnten beispielsweise einen ETF kaufen, der an den Swiss-Performance-Index gekoppelt ist. In diesem sind die Aktien der Bank Vontobel ebenfalls enthalten – aber ebenso über 200 weitere Papiere von Schweizer Börsenfirmen. Sie erreichen so eine breite Diversifikation, ohne dass Sie hohe Gebühren bezahlen.

Schwieriger ist die Frage nach dem perfekten Zeitpunkt eines Zukaufs. Persönlich rechne ich damit, dass die Wirren um den Handelsstreit zwischen den USA, China und Europa die Finanzmärkte noch längere Zeit verunsichern werden. Auch der Schuldenberg in Italien und geopolitische Risiken dürften im weiteren Jahresverlauf für weitere stärkere Kursschwankungen sorgen.

Einen Einstieg in Betracht ziehen sollten Sie nur, wenn Sie einen langen Anlagehorizont von mehreren Jahren haben und in der Lage sind, Kursschwankungen und auch mögliche Buchverluste zu tragen. Das Börsenumfeld bleibt rauh und eignet sich nicht für Investoren, die Wert auf wenig Schwankungen und hohe Sicherheit legen.

Dennoch sehe ich auch Chancen für eine Erholung: Dann nämlich, wenn es überraschend doch zu einer Entspannung im Handelsstreit käme. In den Börsenkursen ist punkto Handelsstreit schon einiges Negatives enthalten.

Sollte es zu einer politischen Lösung zwischen den USA, China und Europa kommen, wäre eine Börsenerholung zu erwarten. Momentan aber ist eine Lösung im Handelsstreit nicht in Sicht. Vielmehr könnte es zu einer weiteren Eskalation kommen, was die Aktien erneut unter Druck setzen könnte.

Ein Kommentar zu «Wer Achterbahnen hasst, muss die Börse meiden»

  • erich schweizer sagt:

    Es muss unterschieden werden zwischen amerikanischen Aktien und europäischen Aktien. Man soll hier auf das KGV und auch auf die Dividendenrenditen schauen.
    Viele amerikanische Aktien sind viel zu hoch bewertet, als Beispiel Amazon, Apple oder auch Netflix.
    Europäische Aktien dagegen sind zum Teil momentan spottbillig, vorallem deutsche Autoaktien oder auch Bankaktien als Beispiel Daimler, BMW, Commerzbank, ING oder auch Banco Santander.
    Dank den hohen Dividenden ist ein Verlust auf 5 Jahre fast ausgeschlossen.

Die Redaktion behält sich vor, Kommentare nicht zu publizieren. Dies gilt insbesondere für ehrverletzende, rassistische, unsachliche, themenfremde Kommentare oder solche in Mundart oder Fremdsprachen. Kommentare mit Fantasienamen oder mit ganz offensichtlich falschen Namen werden ebenfalls nicht veröffentlicht. Über die Entscheide der Redaktion wird keine Korrespondenz geführt.