Clariant ist bereit für neue Dimensionen

Beim Spezialchemiekonzern Clariant ist die strategische Unsicherheit weg. Foto: Keystone

Nach einigen Irrungen und Wirrungen hat Clariant endlich einen überzeugenden Weg eingeschlagen: Der Spezialchemiekonzern übernimmt mit einer Joint-Venture-Struktur das Spezialchemiegeschäft vom saudischen Grossaktionär Sabic, das schneller wächst und höhere Margen abwirft als die alte Clariant. Die niedrigmargigen Geschäfte der Sparte Plastics & Coatings sollen bis 2020 verkauft werden. Dadurch wird das Unternehmen grösser und die Marge steigt. Zusätzlich wird das Geschäft spezialisierter, technologisch anforderungsreicher und kundenspezifischer. Die Sabic-Transaktion bewirkt auch in der Führungsetage Änderungen: Clariants Chef Hariolf Kottmann wird Rudolf Wehrli als Präsidenten des Verwaltungsrats ablösen, neuer Lenker wird der bisherige Leiter des Sabic-Spezialitätengeschäfts, Ernesto Occhiello. Der Sabic-Kauf ist allerdings erst der Anfang, Clariant kann die ambitiösen Wachstums- und Margenziele nur mit viel Engagement erreichen. Positiv für Anleger: Die strategische Unsicherheit ist weg. Und die Aktien sind selbst dann attraktiv, wenn die Margenziele nicht ganz erreicht werden. Kaufen

Keine Abschwächung bei Luxusuhren

Der Markt hat immer recht. Wie oft höre ich das, wenn eine Aktie ohne fundamentalen Grund nach unten gereicht wird. Zum Glück stimmt dieses Börsen-Bonmot nicht immer – wie aktuell bei den Uhrenaktien. Swatch Group und Richemont haben jüngst deutlich an Wert verloren. Insbesondere Swatch Group ist seit Mai über
20 Prozent gefallen. Für Aufregung sorgen die wirtschaftlichen Spannungen zwischen den USA und China. Würden sie dazu führen, dass die Konsumentenstimmung in China eingetrübt würde, könnte sich dies negativ auf den Verkauf hochwertiger und teurer Zeitmesser im Reich der Mitte, dem mit Abstand wichtigsten Markt der Schweizer Uhrenindustrie, auswirken. Mit Verlaub, aber für mich spielt sich dieses Szenario zu stark im Konjunktiv ab. Ich halte mich lieber an die Fakten, und die sehen diametral anders aus. Der Uhrenexport boomt, Hersteller berichten von einem Umsatzwachstum bis 20 Prozent im laufenden Jahr, und in den Zwischenberichten der Luxusbranche ist nicht im Ansatz eine Abschwächung erkennbar. Für mich sind die Uhrenaktien auf aktuellem Niveau ein klarer Kauf. Swatch Group sind wegen ihrer Fokussierung auf Uhren für jene Anleger geeignet, die etwas Risiko im Portfolio mögen, Richemont sind mit ihrem Uhren- und Schmuckmix etwas breiter aufgestellt und weniger schwankungsanfällig. Kaufen

Wandel im Facebook-Nutzungsverhalten

Facebook operiert inzwischen in einem Markt mit so hohen Eintrittsbarrieren, dass man von einem «Economic Moat» sprechen kann – dem von Investorenlegende Warren Buffett geprägten Begriff des «Burggrabens», der es den Unternehmen ermöglicht, längerfristig Marktstellung und Profitabilität zu sichern. Kein Wunder, werden die Facebook-Aktien verstärkt von value-orientierten Anlagevehikeln gehalten. Die Marktdominanz hat aber auch Schattenseiten, denn sie lässt Regulierungsbehörden aufhorchen. Facebook konnte aber in den letzten Jahren den Gewinn stetig ausbauen. Deshalb hat sich das Verhältnis von Kurs zu Gewinn je Aktie tendenziell ermässigt auf ein moderates Niveau. Hält man sich das erwartete Wachstum vor Augen, gilt dies umso mehr. Unsicherheit könnte ein Wandel im Nutzungsverhalten bringen: Bislang wurde auf Facebook primär der textlastige Newsfeed genutzt. Längerfristig soll diese Funktion von «Stories» übernommen werden, die stärker mit visuellen Elementen wie Fotos und Videos operieren. Daran müssen sich auch die Werber zuerst gewöhnen. Es muss sich zeigen, was das am Ende für das Geschäft heisst. Trotz günstiger Bewertung halte ich mich daher bis auf weiteres zurück. Abwarten

Kurssprünge bei Cannabisproduzenten

In rasantem Tempo sind die Aktienkurse kanadischer Cannabisproduzenten jüngst nach oben geschnellt. Die näher rückende Legalisierung der Hanfpflanze in Kanada sowohl für medizinische Zwecke als auch für den Freizeitkonsum spielt dabei eine Nebenrolle. Viel mehr sorgen Gerüchte über mögliche Partnerschaften mit Getränkeherstellern wie Diageo und Coca Cola für Kursfantasie. Ein neues Geschäftsfeld mit Cannabisdrinks steht am Horizont. Einen rekordverdächtigen Kurssprung verzeichnete in dieser Woche Tilray, die 2017 gerade mal 20 Millionen Dollar einnahm und 2019 gemäss Schätzungen 155 Millionen Dollar umsetzen soll. Mit einer völlig irrationalen Marktkapitalisierung von 16 Milliarden Dollar nähert sich das Unternehmen den Grossen der Branche Canopy Growth und Aurora Cannabis. Erst vor zwei Monaten kam Tilray an die Börse. Seither hat sich deren Preis verzehnfacht. Am Mittwoch erreichten sie zwischenzeitlich ein Allzeithoch, um sich danach wieder zu halbieren. Gleich fünfmal wurde die Aktie vom Handel ausgesetzt. Mir bleibt eine Investition dieser Art zu riskant. Meiden

Kommentarfunktion deaktiviert.

Die Redaktion behält sich vor, Kommentare nicht zu publizieren. Dies gilt insbesondere für ehrverletzende, rassistische, unsachliche, themenfremde Kommentare oder solche in Mundart oder Fremdsprachen. Kommentare mit Fantasienamen oder mit ganz offensichtlich falschen Namen werden ebenfalls nicht veröffentlicht. Über die Entscheide der Redaktion wird keine Korrespondenz geführt.