So vermeiden Sie Negativzinsen

Kaum Rendite: Die Anlage von hohen Summen bereitet momentan vielen institutionellen Investoren wie Pensionskassen oder Versicherungen grosse Sorgen. Foto: iStock
Jährlich äufnen die Eigentümer einer Gemeinschaft mit rund 120 Wohnungen den Erneuerungsfonds mit 230’000 Franken. So ist im Verlauf der letzten drei Jahre die Summe von 700’000 Franken zusammengekommen. Die ganze Summe liegt auf einem Sparkonto der ZKB mit einer Verzinsung von 0,01 Prozent. Der Vorschlag, Teilbeträge in regelmässigen Abständen in Kassenobligationen oder Festgelder mit unterschiedlichen Laufzeiten anzulegen, wird mit Verweis auf die Staatsgarantie der ZKB und die Mittelverfügbarkeit nicht näher geprüft. Dies, obwohl 2-jährige Kassenobligationen bei Cembra Bank 0,30% Zins abwerfen. Ich würde gerne Ihre Meinung erhalten, wie man in der gegenwärtigen Zinslandschaft solche Summen am besten anlegt. J.B.
Sie sprechen in Ihrer Frage ein doppeltes Problem an: Erstens ist es aus Sicht der Eigentümer ärgerlich, wenn das von ihnen einbezahlte Geld einfach brachliegt und keinen Zins abwirft. Und zweitens geht man bei liquiden Mitteln in diesem Umfang das Risiko ein, dass dafür von einer Bank Negativzinsen belastet werden.
Die Postfinance beispielsweise verrechnet ab dem 1. Oktober 2018 für Beträge von mehr als 500’000 Franken eine Guthabengebühr von einem Prozent. Man bekommt also über diesem Schwellenwert nicht nur keinen Zins, sondern bezahlt noch eine happige Gebühr.
Die Anlage von hohen Summen, die sicher investiert werden und innert nützlicher Frist wieder verfügbar sein müssen, bereitet momentan auch vielen institutionellen Investoren wie Pensionskassen oder Versicherungen grosse Sorgen. Festgelder sind uninteressant. Und auch sehr sichere Anleihen in Schweizer Franken lohnen sich nach Abzug der Gebühren meist nicht. Anleihen der Eidgenossenschaft mit zehnjähriger Laufzeit weisen derzeit gar eine Minusrendite von rund 0,25 Prozent aus. Sie würden also Geld verlieren.
Es ist tatsächlich so, dass man auf den Kassenobligationen der Cembra Money Bank mit zwei Jahren Laufzeit immerhin einen Zins von 0,3 Prozent bekommt. Bei drei Jahren Laufzeit wären es 0,4 Prozent und bei vier Jahren sogar 0,6 Prozent.
Allerdings verfügt die Cembra Money Bank über ein schlechteres Schuldnerrating als etwa die Zürcher Kantonalbank, bei der das Kapital momentan liegt. Standard & Poor’s stuft Cemba mit A– ein. Das ist gut, aber eben deutlich schlechter als das Rating der ZKB. Bei der Bank Sparhafen bringt die Kassenobligation auf 2 Jahre 0,15 Prozent und bei vier Jahren 0,2 Prozent.
In einem ersten Schritt sollte der Erneuerungsfonds prüfen, wie viel der Gelder tatsächlich möglichst jederzeit verfügbar sein müssen und wie viel allenfalls auf drei, fünf oder sogar zehn Jahre investiert werden kann. Die effektiven Anlagemöglichkeiten leiten sich aus dem Anlagehorizont und damit aus dem Bedürfnis der Verfügbarkeit ab.
Ich könnte mir vorstellen, dass die Hälfte des Geldes durchaus mit einer Laufzeit von fünf Jahren investiert werden könnte. Den Rest würde ich auf dem Konto der ZKB liegen lassen, wo er höchste Sicherheit geniesst. Die andere Hälfte könnte man in breit diversifizierte Obligationenfonds und einen Teil durchaus in Kassenobligationen von Cembra anlegen.
Gerade die ZKB hat über ihre Fondstochter Swisscanto eine breite Auswahl von Anleihenfonds mit geringen Risiken, welche mit einem Anlagehorizont von drei bis fünf Jahren eine Alternative bieten. Beides bringt zwar auch keine grosse Rendite – immerhin aber deutlich mehr, als wenn das Kapital einfach auf dem Konto brachliegt.
Zudem wird so das Risiko einer Guthabengebühr – sprich: Negativzinsen – ausgeschlossen.
5 Kommentare zu «So vermeiden Sie Negativzinsen»
Wie hoch ist denn die zu erwartende Rendite aus einem Anleihefonds mit geringen Risiken und kurzen Laufzeiten?
Wie kann ein Anleihefonds in diesem Zinsumfeld überhaupt eine positive Rendite erwirtschaften, welche erlaubt, die Verwaltungskosten zu decken?
Kurz: Es gibt keinen Zins auf Anlagen in CHF mit Horizont 3-5 Jahre. Und daran kann auch ein Anlagefonds, bzw dessen Verwaltung, nichts ändern, aber die kosten auch noch Geld, dafpür, dass sie auch keinen Ertrag erzielen können:
Ich halte Anleihenfonds mit minimalem Risiko für etwas vom dümmsten, was man kaufen kann. In jedem Zinsumfeld. Staatsoblis kann man auch selber kaufen.
Die grosse Mehrheit der Miteigentümer dürfte eine Hypo haben, irgendwo: Wenn jetzt die Gemeinschaft die Einzahlungen in den Fonds nur bucht aber nicht einfordert, sondern als Guthaben bei den Eigentümern stehen lässt, sagen wir zu 0.75 Liborsatz, könnten die Eigentümer den Zins, den sie sonst der Bank zahlen, an den Renovationsfonds bezahlen:.
Aber vermutlich sagen die Banken, die sei gefährlich und überhaupt verboten: Es bliebe nichts mehr zu verdienen für die Banken.
Also renoviert mit den Geld im, Renovationsfonds, die Kohle muss da raus und ins Haus, dann gibt es mehr wiete oder schöner wohnen für die Eigentümer, statt kein oder gar Negativzins.
Bei der Coop Depositenkasse erhält man für 3 jährige Kassenobligationen aktuell 0.5% Zins.
Interessanter Ansatz. Mit 4 Freunden im Mehrfamilienhaus würde ich das sogar probieren, mit 120 Wohnungen müssen Sie damit rechnen, dass der Cash im Ernstfall nicht mehr vorhanden ist. Leider.
„Ich halte Anleihenfonds mit minimalem Risiko für etwas vom dümmsten, was man kaufen kann. In jedem Zinsumfeld. Staatsoblis kann man auch selber kaufen.“
Um eine Mehrrendite mit Anleihen zu erwirtschaften, welche das Honorar des der Profis (die Fondsverwaltung) deckt, muss ein Spielraum in den Anlageentscheiden sein, zwischen Laufzeiten, Schulderrisiko (Staats- oder Unternehmensaneihen, Catbonds usw usw.): Mit derart einschränkenden Anlagerichtlinien (minimales Risiko betr Laufzeit und Schuldner) kann niemand eine Überrendite erzielen, die das Honorar rechtfertigt.