Traumrenditen gibt es nie umsonst

Lassen Sie sich nicht von Daten blenden: Wäre eine Anleihe mit hohen Renditen ohne grosse Risiken, wäre sie schon längst ausverkauft. Foto: iStock
Wir denken über ein Investment von 50’000 Franken bei www.euroconcept.ch nach. Die Verzinsung scheint uns mit 4 bis 6 Prozent bei einer Laufzeit von 12 bis 24 Monaten sehr hoch. Die Möglichkeit, auch eine vierteljährliche Renditeauszahlung zu erhalten, verleiht der Sache Sicherheit. Was halten Sie davon? Ist im aktuellen Marktumfeld ein Investment mit 4 bis 6 Prozent Rendite seriös? M.H.
Ich kenne die Firma Euroconcept nicht und möchte mir nicht auf der Basis von wenig tiefgreifenden Informationen, welche auf der Website zugänglich sind, ein Urteil bilden. Die Gesellschaft für Immobilienentwicklung und Investment hat sich auf die Konzeption und Realisierung von Hotel- und Resortprojekten spezialisiert und realisiert gemäss eigenen Angaben offenbar Entwicklungsvorhaben im Gesamtvolumen von rund 125 Millionen Euro. Als Anleger können Sie Anleihen an dem Unternehmen zeichnen, wobei die durchschnittliche Laufzeit drei Jahre beträgt. Die Rendite wird von der Gesellschaft mit einer Bandbreite von 4,21 bis 5,25 Prozent pro Jahr in Aussicht gestellt.
Da ich das Unternehmen und deren Finanzkennzahlen nicht kenne, kann ich mich über dessen Seriosität schlicht nicht äussern. Sie müssen sich allerdings bewusst sein, dass Anleihenrenditen zwischen 4 und mehr als 5 Prozent sehr hoch sind. Und zwar sowohl bei Anleihen in Schweizer Franken als auch in Euro.
Zum Vergleich: Die Rendite der sehr sicheren Bundesobligationen der Schweizerischen Eidgenossenschaft mit zehnjähriger Laufzeit bewegt sich wieder im Minus. Und auch sehr sichere deutsche Bundesanleihen mit zehn Jahren Laufzeit geben in Euro weniger als 0,2 Prozent her.
Wenn Ihnen jemand in einem Marktumfeld mit rekordtiefen Zinsen auf Anleihen mit deutlich kürzeren Laufzeiten von lediglich durchschnittlich drei Jahren Renditen von über 5 Prozent verspricht, wären dies vergleichsweise schon fast Traumrenditen.
Doch Traumrenditen gibt es nie gratis. Den Preis dafür bezahlt man in der Regel mit deutlich höheren Risiken. Ich rate Ihnen daher, im Detail abzuklären, welche Sicherheiten Sie als Inhaber von solchen Anleihen haben, wenn die Firma Konkurs gehen würde. Bei jeder Anleihe muss man sich vor einem Investment im Detail mit dem Ausfallrisiko beschäftigen.
Ein Indikator dafür sind die Ratingeinstufungen der internationalen Ratingagenturen oder von Banken. Erkundigen Sie sich, ob es entsprechende Ratingstufungen gibt, was ich nicht annehme, oder welche anderen Indikatoren vorhanden sind, damit Sie das Ausfallrisiko beurteilen können.
Falls man Ihnen mögliche Sicherheiten in Aussicht stellen, würde ich abklären, wie genau diese in einem Krisenfall einzulösen sind. Welche Gerichte sind zum Beispiel für die Durchsetzung möglicher Sicherheiten – etwa bei Absicherung durch Grundstückerwerb – konkret zuständig?
Lassen Sie sich im Detail aufzeigen, warum die Firma überhaupt bereit ist, solche hohen Renditen zu gewähren. Auch das macht kein Unternehmen freiwillig.
Wäre eine Anleihe mit hohen Renditen ohne grosse Risiken, wäre sie schon längst ausverkauft, da sowohl private als auch institutionelle Investoren in Zeiten des aktuellen Anlagenotstandes intensiv nach attraktiven Renditemöglichkeiten im Anleihen- und Immobiliensegment suchen.
Generell rate ich Privatanlegern bei Anleihen mit hohen Renditen, die weit über jenen von erstklassigen Schuldnern liegen, zu grösster Vorsicht. Eine sehr hohe Rendite signalisiert, dass man ein hohes Ausfallrisiko tragen muss. Investieren sollte man im aktuellen Tiefzinsumfeld in Anleihen mit hohen Renditen nur dann, wenn man sich bewusst ist, dass man ein hohes Risiko eingeht, und in der Lage ist, selbst einen Totalausfall in Kauf zu nehmen.
7 Kommentare zu «Traumrenditen gibt es nie umsonst»
Man wird Ihnen irgendwelche Sicherheiten vorgaukeln – doch lassen Sie sich davon nicht einlullen. Eine Investmentfirma, die einen derart hohen Zins anbietet, bekommt das Geld nicht anderswo (z.B. von Banken) zu einem marküblichen Zins. Warum wohl? Weil deren Tätigkeit ein zu hohes Risiko darstellt. Wenn dem nicht so wäre, bekäme sie das Geld zu einem zurzeit sehr niedrigen Zins. Sie gibt den hohen Zins nicht aus Nächstenliebe. Ich weiss, wovon ich schreibe: Ich hatte einmal Anleihen von genau einer solchen Gesellschaft. Dann ging eine einzige ihrer Immobilien (ein Einkaufszentrum) pleite und die Investmentgesellschaft wegen des Klumpenrisikos gleich damit. Alle Investoren verloren ihr ganzes Geld.
Hotel- und Resortprojekte? Die Beurteilung von Hr. Spieler ist grundsätzlich und 100% richtig, diesen Text hätten noch viel grössere Fische als M.H. von Spanien über Andermatt bis Hamburg lesen sollen. Entwicklung, das heisst aufstellen und dann sofort verscherbeln, das sind buchstäbliche, in Beton gegossene Klumpenrisiken.
Bei solchen Prospekten würde ich eher die 50k nehmen und alles auf Rot setzen.
Dann würde ich eher die 50k in ein Dusch-WC von Gerberit aus 18 Karat purem Gold investieren..
@ Tom Sivers: Richtig erkannt, da haben Sie wenigstens etwas aus purem Gold in der „Hand“ anstatt die 50k direkt runterzuspülen…
Hatte nicht auch Lehmann Brothers Hochglanzbroschüren?
Ich würde mich eher fragen, warum Herr Spieler zur Jagd auf ein spezielles Unternehmen aufruft, um dann Allgemeinplätze zu verbreiten. Dass man sich bei einem Invest vorher informiert ist doch so banal, dass es simpler nicht geht. Herr Spieler macht sich nicht die Mühe sich über die Firma, das Invest zu informieren, meint aber dieses Nichtwissen verbreiten zu müssen. Wollen wir jetzt weiter über Seriösität reden…..?