Implenia verirrt sich in Norwegens Fjorden

Implenia: Die Aktien verloren bis Wochenschluss fast ein Fünftel an Wert. Foto: Urs Flüeler/Keystone

Nach der Publikation der Halbjahreszahlen am Dienstag sind die Aktien des Baukonzerns Implenia bös unter die Räder gekommen und verloren bis zum Wochenschluss fast ein Fünftel an Wert. Das ist einigermassen erstaunlich, meldete das Unternehmen doch bei Umsatz, Betriebsgewinn und Auftragseingang Rekordwerte. Grund für den Kurstaucher war die Ankündigung, dass der ursprünglich für 2018 angekündigte Betriebsgewinn von 140 Millionen Franken wohl um rund 10 Millionen Franken verpasst wird. Die Differenz ist gemessen am erwarteten Umsatz von über 4 Milliarden Franken für 2018 gering – die Börse hat überreagiert. Ursache für den leicht reduzierten erwarteten Ebit sind die hartnäckigen Prob­leme in Norwegen, wo notlei­dende Projekte Verluste gebracht haben. Obwohl entsprechende Mass­nahmen eingeleitet worden sind, braucht die Problemlösung mehr Zeit als erwartet, das Vertrauen ist angeknackst. Implenia-Aktien dürften vorderhand kaum Kursspielraum nach oben haben. Halten

30 Prozent mehr Gewinn

Im Januar habe ich die Titel des Elektrotechnikunternehmens Huber+Suhner, das damals ein schwaches Ergebnis für das Jahr 2017 rapportieren musste, zum Kauf empfohlen. Ich argumentierte, dass solche Schwächephasen immer dann gute Gelegenheiten zum Kauf von Aktien sind, wenn das Unternehmen grundsätzlich gut positioniert und geführt ist. Und das war und ist bei Huber+Suhner der Fall. Die nun veröffentlichten Halbjahreszahlen zeigen, dass Huber+Suhner die Ertragsschwäche schneller als erwartet überwunden hat. Der Gewinn ist über 30 Prozent gestiegen, die Aktien notieren jetzt 20 Prozent höher als im Januar. Mit der Entwicklung neuer Produkte und Anwendungen will das Unternehmen Märkte wie die E-Mobilität angehen. Auch der neue Mobilfunkstandard 5G verspricht ab 2020 substan­zielle neue Umsätze. Ich finde die Huber+Suhner-Aktien weiter interessant. Kaufen

Den US-Markt im Blick

Bei dem im März an die Börse gekommenen Medizinaltechniker Medartis stehen die Zeichen auf Wachstum. Das wurde bei der Präsentation der Halbjahreszahlen vergangene Woche noch einmal deutlich. Die Basler stellen Implantatsysteme für die chirurgische Fixierung von Knochenbrüchen her, die immer dann eingesetzt werden, wenn Knochen bei kleineren Frakturen und Korrekturen über Titanplatten und Schrauben fixiert werden sollen – in den Armen, Beinen sowie im Mund-, Kiefer- und Gesichtsbereich. Der Umsatz stieg in den ersten sechs Monaten in konstanten Wechselkursen um 21 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Für das Gesamtjahr erwartet das Management einen Anstieg von 15 bis 20 Prozent. Damit liegt das Unternehmen auf Kurs, seinen Absatz in drei Jahren im Vergleich zu 2016 zu verdoppeln. Im Blick hat das Management vor allem den US-Markt, der einmal den grössten Teil zum Umsatz beitragen soll – bislang sind es 15 Prozent. Der Gewinn wird aktuell noch von den Kosten des Börsengangs gedrückt. Gleichwohl ist so schnell auch keine Dividende zu erwarten, denn alles Geld wird in die Expansion investiert. Die Erwartungen an künftige Gewinne sind bereits sehr hoch, was sich am stark gestiegenen Kurs ablesen lässt. Halten

Euphorische Anleger

Gut lief es für den Telecomkonzern Sunrise am Donnerstag. Die Anleger reagierten geradezu euphorisch auf die Zahlen zum zweiten Quartal. Anders als die Swisscom, deren Umsatz im Schweizer Geschäft seit längerem schrumpft, wächst Sunrise. Und das trotz neuer Konkurrenz im Festnetz-Internet. Ende März hatte die Nummer drei im Mobilfunkmarkt, Salt, das lang erwartete Glasfaserangebot lanciert. Analysten und Investoren waren gespannt, was die Sunrise-Zahlen verraten würden. Marktführerin Swisscom hatte bereits vor einigen Tagen erklärt, keinen Salt-Effekt zu spüren. Und die Entwicklung der Anzahl Sunrise-Neukunden spricht ebenfalls Bände. Die Sunrise-Aktien haben das durchschnittliche Kursziel der Analysten mit Blick auf zwölf Monate überschritten. Das dürfte auch an den Spekulationen der Vormonate liegen, wonach Sunrise im Zentrum einer Konsolidierung im Schweizer Telecommarkt stehen könnte. Trotzdem sind für 2018 noch bis zu 4,6 Prozent Dividendenrendite zu erwarten. Für Anleger mit längerem Horizont, die Risiken im Zusammenhang mit einer Übernahme oder Fusion vertragen können, ist Sunrise trotzdem interessant. Dosiert kaufen

Günstig bewertet

Automobilaktien sind für viele Anleger ein rotes Tuch. Zu riskant, zu umkämpft, zu ertragsschwach, lautet ein gängiges Urteil. Falsch ist das nicht, doch im Gegenzug ist der Sektor auch günstig bewertet. Im Kurs-Gewinn-Verhältnis bewegen sich die einzelnen Aktien im Bereich historischer Tiefs, weit im einstelligen Bereich. Die BMW Group etwa, die inzwischen 35 Quartale in Folge überdurchschnittlich profitabel gewachsen ist, finanziell gut dasteht und viel Forschung betreibt, wird an der Börse mit dem siebenfachen Gewinn bewertet. Der als zyklisch geltende deutsche Leitindex DAX schafft einen Wert von 12. Im Kurs-Buchwert-Verhältnis liegt BMW unter eins. Letztmals war das in der Krise 2008/09 der Fall, die der Konzern verlustfrei bewältigte. Der Kurs spiegelt somit ein düsteres Szenario, für mich trotz der grossen Herausforderungen ein zu düsteres. BMW verdient höhere Kurse. Grosses Misstrauen verhindert das. Bis es abflaut, kann es dauern. Das ist die Krux. Wer die nötige Geduld aufbringt, darf aber schon mal mit fast 5 Prozent Bruttodividendenrendite rechnen. Kaufen

 

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