Coop: Mehr Zinsen, weniger Sicherheit

Coop ist als Genossenschaft finanziell solid aufgestellt und auch operativ sehr erfolgreich tätig. Foto: Ennio Leanza (Keystone)

Coop ist als Genossenschaft finanziell solid aufgestellt und auch operativ sehr erfolgreich tätig. Foto: Ennio Leanza (Keystone)

Ich habe eine Frage zur Coop Depositenkasse: Diese schreibt, dass sie keine Bank sei, aber mit dem Vermögen der Coop-Gruppe Genossenschaft hafte. Sie bietet auf dem Depositenkonto eine, im Vergleich zu Banken, hohe Verzinsung von 0,25 Prozent und bei Kassenobligationen für 3 Jahre sogar 0,50 Prozent an. Betrachten Sie die Coop Depositenkasse als sicher? J.O.

Den entscheidenden Punkt haben Sie bereits in Ihrer Frage erwähnt: Die Coop Depositenkasse ist keine Bank. Das bedeutet, dass Sie bei der Coop Depositenkasse anders als bei den in der Schweiz tätigen Banken nicht über den gesetzlich festgelegten Einlagenschutz verfügen.

Bei den Banken sind maximal 100’000 Franken pro Kunde gesichert, wobei es für alle Banken zusammen eine Maximalsumme von 6 Milliarden Franken gibt. Bei einem Zusammenbruch von mehreren Banken würde diese kaum ausreichen.

Wenn Sie die Sicherheit der Coop Depositenkasse beurteilen, ist der fehlende Einlagenschutz zweifellos ein Nachteil, zumal Sie dort liquide Mittel parkieren möchten, wie ich Ihrer Frage entnehme. Trotz dieses fehlenden Einlagenschutzes halte ich die seit über 100 Jahren bestehende Coop Depositenkasse, welche den Coop-Mitgliedern auf dem Depositenkonto 0,25 Prozent Zins und eine kostenlose Kontoführung bietet, aber für recht sicher.

Denn immerhin haftet mit der Coop-Gruppe, das nach der Migros zweitgrösste Detailhandelsunternehmen der Schweiz, für die Einlagen. Coop ist als Genossenschaft finanziell solid aufgestellt und auch operativ – von einzelnen Baustellen abgesehen – sehr erfolgreich tätig.

Theoretisch kann es natürlich auch bei einer Coop-Gruppe plötzlich zu Problemen kommen. Ein Skandal wie bei der Posttochter Postauto wäre früher undenkbar gewesen. Das Beispiel zeigt, dass auch grundsolide Konzerne mit unerwarteten Krisen konfrontiert sein können. Im schlimmsten Fall können fatale strategische Fehler sogar ein ganzes Unternehmen beeinträchtigen.

Wer hätte früher geglaubt, dass die einst stolze Swissair in Konkurs geht? Nichts ist in der Wirtschaft unmöglich. Das bedeutet, dass es auch punkto Sicherheit von Einlagen keine absolute Garantie gibt – weder bei der Coop Depositenkasse noch anderswo.

Eine höhere Sicherheit als bei der Coop Depositenkasse hätten Sie für Ihre Einlagen hingegen bei den meisten Kantonalbanken, welche eine Staatsgarantie bieten. Bei diesen Instituten haften die entsprechenden Kantone für die gesamten Einlagen – also nicht nur für maximal 100’000 Franken wie bei den meisten übrigen Banken. Dafür bekommen Sie dort auf Ihre Einlagen aber weniger Zins. Ein Restrisiko bleibt aber auch hier.

Letztlich müssen Sie die Risiken für sich abwägen und für sich entscheiden, welche Restrisiken Sie in Kauf nehmen wollen. Im Falle der Coop Depositenkasse halte ich die Risiken für vertretbar.

8 Kommentare zu «Coop: Mehr Zinsen, weniger Sicherheit»

  • Kurt Seiler sagt:

    Ob 0 oder 0.25% ist doch völlig egal.
    Man kann es auch unter die Matratze oder gleich in ein Schliessfach legen.
    Da spart man sich auch gleich das Thema Einlagenschutz.

    • Peter Schneider sagt:

      Ja Herr Seiler, und dann noch die Versicherung informieren und höhere Prämien zahlen, damit das Geld im Brandfall oder bei Diebstahl nicht abzuschreiben ist. Eine sinnvolle Lagerung zu Hause ist NICHT kostenlos.

    • J. Oppliger sagt:

      Herr Seiler, 0.25 ist immerhin 5mal mehr als die meisten Banken bieten. Auf einige Jahre betrachtet, macht das dann entsprechend wesentlich mehr aus in Franken gerechnet. Im Herbst 2019 wird vermutlich die SNB am Negativzins schrauben und ab 2020 dürften die Zinsen bei Schweizer Banken ganz langsam leicht steigen. Die Frage ist, wie sich das neue, erhöhte Zinsniveau dann auf die Höhe der Kassenobligationen auswirkt.

  • urs brand sagt:

    Es gibt auch Banken (z.B. Cembra.ch) die aktuell für 3 Jährige Kassenobligationen 0.40 % Zins zahlen.

  • Brigitte Büschi sagt:

    Viel zu wenig Zins es braucht Bals keine Bank mehr zu gibts auch wenig Zins aber besser

  • Lucas Metzger sagt:

    Zur Aussage von Martin Spieler, die Einlagensicherung habe nur 6 Milliarden, was kaum ausreiche bei einem Zusammenbruch von mehreren Banken – Diese Aussage stimmt nicht: Es stehen viel mehr als 6 Mrd. zur Verfügung: Bevor die Einlagensicherung esisuisse zahlt, wird die Liquidität der konkursiten Bank zur Auszahlung der gesicherten Einlagen an Bankkunden verwendet. Zur Zeit lagern die Banken 466 Mrd Mrd. Liquidität bei der SNB (SNB Statistik 06.2018). Zum Vergleich: Das Total der gesicherten Einlagen in der Schweiz beträgt ca. 450 Mrd. (2017).

    • urs brand sagt:

      Banken die in Konkurs zu fallen drohen, werden vorgängig dafür besorgt sein, dass die Milliarden in Sicherheit vor dem Sparer gebracht werden.

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